Weißes Rad
Die Gefahr fährt weiter mit
Beuel (rth). Es sollte ein ganz gemütlicher Ausflug werden. Sandra, Lebensgefährtin von Mike Wiese, war noch auf der Arbeit und so holte Mike sein Fahrrad hervor und unternahm eine gemütliche Tour. Eine Tour, die er schon so oft gemacht hat. Nichts Spektakuläres, nichts Herausforderndes, einfach nur sich den Wind um die Nase wehen lassen in der Hoffnung, nicht allzu viel Abgase von Autos einzuatmen sondern die schönen Ansichten am Rheinufer, am Ennertaufgang oder auch die Siegauen zu genießen.
Aber auch die andere Seite des Radelns kannte er, und auch die Kreuzung Pützchens Chaussee - Siegburger Straße war ihm bekannt. Mit ihrer verwickelten Verkehrsführung ist sie schon seit längerem in der Diskussion. Sicherlich, eine Veränderung der Verkehrsführung stellt die Verkehrsplaner besonders im Sinne, dass Radfahrer und Fußgänger gerade in den Abbiegebereichen von der einen in die andere oder eine der weiteren Nebenwege wie die Bröhltalbahnweg, Gartenstraße und Pfaffenweg, vor einige Herausforderungen. Doch dass die Radtour von Mike Wiese hier an jenem Tag ihr tödliches Ende erfahren hat, das wäre bestimmt zu vermeiden gewesen. Mit vorerst einfachen Mitteln. Aber die politischen Entscheidungsträger haben sich noch nicht mal dazu entschließen können, hier einzugreifen.
Jetzt stellte der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club ein weißes Fahrrad an eben dieser Kreuzung auf. Die weißen Fahrräder (Ghost-Bikes) erinnern weltweit an im letzten Jahr tödlich verunglückte Radfahrer- eben so, wie es Mike Wiese einer ist. Allein im vergangenen Jahr sind im Bereich Bonn und Rhein-Sieg-Kreis sechs Fahrradfahrer bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen. Meistens, so wie bei Mike Wiese, durch abbiegenden Verkehr und, leider auch immer wieder, meist durch Lastwagen verursacht.
Sandra Wiese bat bei der Aufstellung des weißen Rades eindrücklich alle Verkehrsteilnehmer, mehr Rücksicht aufeinander zu nehmen.
Leider ist Mike Wiese, wie bereits beschrieben, nicht das einzige Todesopfer unter den radelnden Mitbürgern in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis. Darüber hinaus sind auch noch über 300 Verletzte und schwerverletzte Radfahrer zu vermelden. Dabei könnte in vielen Fällen leicht Abhilfe geschaffen werden. Gesonderte Radfahrbereiche sind in Holland, Dänemark und selbst im Pariser Innenstadtbereich gang und gäbe. Wenn Radfahrer und Autos an ampelregulierten Kreuzungen gleichzeitig Grün bekommen, um geradeaus zu fahren oder rechts abzubiegen, ist der Konflikt programmiert. Und der rechts stehende Radler ist in der schlechtesten Position, erst recht, wenn er geradeaus fahren möchte. Was da passiert, zeigt die Unfallstatistik.
In Gedenken an all die verunglückten und besonders an die im Straßenverkehr tödlich verunfallten Radler veranstaltete der ADFC zusammen mit dem Radentscheid Bonn einen „Ride of Silence“, der vom Bonner Münsterplatz ausgehend durch Bonn führte und auch die Kreuzung Pützchens Chaussee - Siegburger Straße tangierte.
Wie der ADFC in einer Pressemitteilung schrieb, stellte das Radfahren mit den über 900 Verunglückten, fast 300 Schwerverletzten und sechs getöteten Radlern im vergangenen Jahr die am meisten gefährdete Verkehrsbeteiligungsart im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Bonn und der Kreispolizeidirektion dar. Laut Analysen des ADFC Bonn/Rhein-Sieg geschehen viele schwere Unfälle an Kreuzungen, weshalb sie in den Fokus von infrastrukturellen Verbesserungen gesetzt werden sollten.
Alle Teilnehmer am der „Ride of Silence“ vereinte die Hoffnung, dass nicht nur in Bonn, sondern republikweit bald etwas passiert, was den Straßenverkehr sicherer macht, insbesondere für Radfahrer und Fußgänger.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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