Hobby: Fotografie
Die Magie zwischen Blende und Belichtungsdauer
Bonn - Professor Hans-Martin Schmidt ist emeritierter Hochschullehrer für
Anatomie bei der Uni Bonn. Über Bremerhaven und Würzburg führte
sein Weg an die hiesige Uni, wo er von 1986 bis 2007 am Anatomischen
Institut lehrte und forschte. Dazu ist er Mitbegründer und
Ehrenvorsitzender des Bonner Spendenparlaments. Und er hat
jahrzehntelange auf den richtigen Augenblick gewartet - wegen seiner
Leidenschaft für das Fotografieren.
Ob das etwas mit seinem späteren Beruf zu tun hat? Sicher, die
Präzision, die Beobachtungsgabe, kurz das Auge des Anatomen ist auch
für einen Fotografen unabdingbar, will der Fotos fertigen, die nicht
alltäglich sind. Und natürlich die Genauigkeit des Forschers, der
exakt wissen will, wie ein Körperteil funktioniert. Folgerichtig hat
Prof. Hans-Martin Schmidt nicht nur einige Anatom-Lehrbücher und
dabei ein Standardwerk mitverfasst und ist beruflich hoch dekoriert,
er hatte zudem auch etliche Fotoausstellungen.
Angefangen hat alles in Bremerhaven, wo seine Eltern, beides
Fotografen und die Mutter sogar professionelle Bildgestalterin, ihm
das Fotografieren beibrachten. Das ist ja eigentlich ganz einfach: Man
überlegt, welche Belichtungszeit man haben will, entscheidet sich
dafür, wieviel Licht die Linse durchlassen soll, kümmert sich um ein
scharfes Abbild der Wirklichkeit abhängig von der Entfernung zum
Objekt. Und dann drückt man irgendeinen Knopf. Nur, woher kommt dann
die Magie, das Besondere?
„Ich habe mir das Fotografieren mit Hilfe meiner Eltern selbst
beigebracht“, erzählt Prof. Hans-Martin Schmidt. „Ich konnte
einen Raum nutzen, den ich stundenweise als Dunkelkammer nutzen
konnte.“ Von da an bis heute hat ihn die Foto-Leidenschaft nicht
losgelassen.
„Es begann mit einer Agfa Box, einer Rollfilm-Kamera. Da war ich 12.
Es folgen die Kodak Retinette, eine Edixa-Mat Reflex, meine erste
Spiegelreflex-Kamera. Und dann habe ich das erste Mal durch den Sucher
einer Nikon geschaut. Seitdem fotografiere ich mit Nikon. Erst mit der
F 2 in den 70ern, dann hatte ich die F 4, die D 200 und die D 700.
Letztgenannte nutze ich immer noch. Zusätzlich habe ich noch eine
kleine Coolpix P 7800.“
Gemäß der klassischen Fotografenweisheit, dass es nicht auf die
Kamera, sondern auf den Fotografen ankommt, will man gute Bilder
haben, denkt Prof. Hans-Martin Schmidt nicht im Traum daran, die
neuesten Hightech-Produkte zu verwenden. „Nein, die sind mir zu
teuer“, sagt er. Und: „Man fotografiert ja mit seinem Hirn.“ Dem
ist es gleich, welchen Markennamen die Kamera trägt. Und welche
Raffinessen das allerneueste Modell mitbringt. Das Fotografieren ist
lange erfunden. Nicht aber, mit welche Qualität man sein Motiv zu
einem Foto umsetzt.
Prof. Hans-Martin Schmidt hat alle Sujets fotografiert. „Meine
Pflanzen zum Beispiel finde ich im Garten. Oder bei Wanderungen am
Wegesrand.“ Die Aufnahmen werden oft per Dia-Leuchtrahmen
vervollkommnet. Bildbearbeitungs-Programme kommen in seinem Vokabular
bis auf wenige Ausnahmen grundsätzlich nicht vor. Weil ein
bearbeitetes Bild zwar ein Bild, aber kein Foto ist.
Also heißt fotografieren, nach den Regeln der Physik zu arbeiten,
Echtes, Wirkliches abzubilden. Nicht etwa, mit allen erdenklichen
digitalen Tricks Fake News zu produzieren und Dinge zu fotografieren,
die es gar nicht gibt. Das auf diesem Wege etwas Magisches entsteht,
was trotz der kühlen und sachlichen Foto-Digitaltechnik das
ausstrahlt, was analog Funktionierende mit Gefühl und Authentizität
beschreiben, belegen zuallererst die Pflanzenaufnahmen von Hans-Martin
Schmidt. Er gehört einer Bonner Fotogruppe an, die aus einem
früheren VHS-Kurs hervorgegangen ist. Dort sitzen sie jeden zweiten
Donnerstag zusammen und versuchen ihn einzufangen, den Augenblick. Den
Moment, der aus Papier Magie entstehen lässt.
- Harald Weller
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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