Generalsanierung des Bonner Münsters
Ein Abschied auf Zeit
Bonn - Der Symbole waren es viele an diesem denkwürdigen 23. Juli. Von
Nomaden war die Rede, von Abraham, der nach langem Irren seinen Weg
fand. Und vom Senfkorn, das wächst, solange bis es zum Baum mutiert.
Auch der Vergleich mit dem Herzen der Stadt, das nun verwaist sei,
fiel. Monsignore Wilfried Schumacher, der die Predigt der feierlichen
Messe zum Auszug aus der Münsterbasilika vor rund 1.000 Gläubigen
seiner Stadtgemeinde hielt, verglich die Gläubigen zudem mit einem
Sauerteig, der aus einer kleinen Keimzelle wachse, solange bis er
einen ganzen Brotlaib bestimme. Den Worten Wilfried Schumachers
zufolge und seiner Gemeinde zum Trost ergibt eine neue Herausforderung
auch immer zugleich eine neue Chance.
Welcher Vergleich auch immer auf den Einzelnen zutreffen mag, eins
steht fest: Die Münsterbasilika ist geschlossen. Für mindestens zwei
Jahre. Bis die aufwändigen Sanierungsarbeiten für heute geschätzte
gut 20 Millionen Euro abgeschlossen sind. Als Ersatz dienen die wenige
Schritte entfernte Remigius- und die Schlosskirche. Winfried
Schumacher sah denn auch keinen Grund zum Jammern, auch wenn die
Gemeinde ihr angestammte Zuhause verlassen müsse. Nach dem
symbolischen Umdrehen des Schlüssels am Westportal des Münsters ist
dieser Schlüssel und damit der Zugang zur Kirche nunmehr im Besitz
des Projektbeauftragten für den Umbau, Ägidius Strack. Und damit in
guten Händen.
In Anwesenheit der Repräsentanten der beiden christlichen
Schwesterkirchen, Pfarrer Joachim Gerhard von der evangelischen und
Erzpriester Sokratis Ntallis von der orthodoxen Gemeinde, feierten die
Gläubigen zum vorerst letzten Mal die heilige Messe in gewohnter
Umgebung. Die Kirche muss geschlossen werden, weil der Innenumbau
gefährlich für Menschen, die sich in der Kirche aufhalten, werden
könnte. Neben dem maroden Mauerwerk sind auch Stromleitungen, die
Beleuchtung überhaupt und fast alle sonstigen Teile der Basilika
von Bauarbeiten betroffen. Lediglich der Kreuzgang steht weiterhin zur
Verfügung. Die Reliquien der Stadtpatrone Cassius und Florentius
sowie die Reliquien der heiligen Helena sind in Sicherheit: Sie wurden
per Prozession vom Münster in die Remigius-Kirche verbracht.
Ein herzliches Willkommen entbot in der Remigius-Kirche
Hochschulpfarrer und somit Hausherr Pater Gerold Jäger den
Gemeindenachbarn. Zuvor schon hatte Pfarrer Joachim Gerhardt vom
evangelischen Kirchenkreis Bonn es als Zeichen funktionierender
Ökumene begrüßt, dass die katholische Münster-Gemeinde
regelmäßig für einige Gottesdienste in die evangelische
Schlosskirche ziehen wird.
Die Feierlichkeiten fanden unter großer Anteilnehme der
Gemeindemitglieder statt. Einige mussten freundlich darauf aufmerksam
gemacht werden, dass die Basilika nunmehr geschlossen sei. Sie mochten
sich gar nicht von ihrem Gotteshaus trennen. Obgleich mit St. Remigius
und der Schlosskirche zwei überaus freundliche und gastliche
christliche Heimstätten Gottes zur Verfügung stehen, gehören
Tradition und Herz vielfach eben doch dem Münster. Ihnen allen zum
Trost sei gesagt, dass in zwei Jahren ihr Zuhause in neuem
nachhaltigem Glanz erstrahlen wird.
- Harald Weller
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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