Junge Medienwerkstatt
Einwöchiger Medienworkshop des Bildungswerks
Bonn - (we) Wie kann man komponieren, wenn man taub ist? Wie ist das
überhaupt, wenn man nichts hört? Was macht das mit einem, wenn man
den Hörsinn verliert? „Solche Fragen finde ich interessant“, sagt
die Zehnjährige Odile vom Friedrich-Ebert-Gymnasium. Gemeinsam mit
acht anderen Kids besuchte sie einen einwöchigen Workshop der
Medienwerkstatt des katholischen Bildungswerks.
Sie beschäftigen sich mit Beethoven und seiner bekannten Taubheit.
„Wir fertigen hier zwei Sendungen zu je einer halben Stunde“, sagt
Medienkontakter Said Suma. Im Laufe einer Woche hat er den Schülern
das handwerkliche Rüstzeug dazu beigebracht, eine richtige
Hörfunksendung zu gestalten und „on air“ zu bringen. „Wir
wollen damit den Kids zum einen kulturelles Wissen vermitteln, ihnen
Beethoven näher bringen“, so Martella Gutierrez-Denhoff vom
Beethoven-Haus.„Und zum anderen sollen sie lernen, mit Medien
umzugehen“, sagt Said Suma. „Wir haben festgestellt, dass nicht
jeder weiß, dass Beethoven taub war“, meinen die Schüler. Sie
haben eine entsprechende Straßenumfrage gemacht. Und schrieben im
Anschluss ihre dementsprechende Moderation für ihre Sendung. „Mit
25 bis 26 hat er gemerkt, dass mit seinem Gehör etwas nicht
stimmt“, erklärt Martella Gutierrez-Denhoff. „Ab 42 bis 47 konnte
er dann so gut wie nichts mehr hören.“ Komponieren konnte er immer
noch. Weil er nicht taub geboren war. Aber natürlich war das Taubsein
ein Hemmnis bei der Wahrnehmung sozialer Kontakte. Der Verlust von
Sinnen führt häufig in die Isolation. Um dem Problem der Taubheit
auf den Grund zu gehen, hatte eine Gruppe der Nachwuchs-Journalisten
einen HNO-Arzt zu Gast. In der Sendung soll herübergebracht werden,
was der zu Beethovens Krankheit gesagt hat.
Der Arzt meint, Beethovens Schwerhörigkeit könnte stressbedingt
gewesen sein. Der HNO-Spezialist ist zugleich Psychotherapeut. Er
meint, das berühmte Ohrensausen, der Tinnitus, sei häufig psychisch
bedingt. Und führe bei vielen dazu, sich abzuschotten. Eben weil sie
nicht mehr gut zuhören können, was ihre Gesprächspartner ihnen
vermitteln wollen.
Die Tendenz geht dahin, dass solche Krankheiten gerade in unseren
modernen Zeiten zunehmen. Durch die starken allgegenwärtigen
Geräuschkulissen, etwa durch das Hören lauter Musik. Die
Straßenumfrage der jungen Leute erbrachte das Ergebnis, dass sich
viele gar nicht vorstellen können, was es heißen mag, nicht hören
zu können. Im Beethovenhaus mit dessen Museum haben sie sich die
Hörrohre angesehen, die Beethoven benutzt hat. „Die waren aus
Messing“, erzählt Ann. Sie hat wie viele andere aus der Gruppe
früher mal Klavier gespielt. Und auf diesem Wege einen Zugang zur
Musik und auch zu Beethoven gefunden.
„Das war ein cooler Typ“, meint sie. Ebenfalls cool findet Maj den
Workshop. Amina und Lisa bereiten ebenfalls ihren Moderationstext vor.
Sehr konzentriert. Sophie, Katharina, Franz und Valentin sind schon
einen Schritt weiter. Sie üben, wie eine Moderation auf den Sender
gebracht wird. Dazu mischen sie einige Versionen desselben Textes ab.
„Wir nehmen dann den Besten“, rufen sie. Zum Schluss geht
Katharina in die Sprecherkabine. Sie liest einen Text ein. Hoch
konzentriert und voller Emotion. Damit den Hörern im weiten
Sendegebiet klar wird, warum Beethoven taub geworden ist. Und wie er
damit umgegangen ist. Warum er schließlich trotz seiner Taubheit
Geniestreiche als Musikstücke hat schreiben können.
„Wir haben hier eine Ausbildungsredaktion“, so Said Suma. Eine
für Erwachsene, eine für die Jugend und eine für Kinder. Hier kann
jeder das Handwerk zunächst lernen und sich dann einer Redaktion
anschließen“.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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