Endlich Herbst!
Neulich in meinem SCHAUFENSTER: Herbstliche Blumenpracht. Das Amt für Umwelt und Stadtgrün hat Mitte Oktober ungefähr 17.000 Herbstblumen auf städtischen Friedhöfen und Grünanlagen, insbesondere auf dem Nordfriedhof, gepflanzt. Einige der Sorten sind Stiefmütterchen, Silberdraht, Silberblatt und Callunen. Die Blumen kosten rund 7.500 Euro. Zeitgleich wurden auch die 37.000 Blumenzwiebeln für den nächsten Frühling eingepflanzt. Dann können sich die Bonnerinnen und Bonner unter anderem an Tulpen, Narzissen, Krokussen und Traubenhyazinthen auf den städtischen Friedhöfen und Grünanlagen erfreuen. Die Kosten hierfür betragen rund 4.800 Euro. Was für ein feiner Artikel. Wie ich mich freue!
Aber nicht genug der Freude! Hieß es doch in meinem SCHAUFENSTER auch: Bonn färbt sich bunt. An der frischen Luft zu sein, macht in der Herbstzeit ganz besonders deswegen Freude, weil sich Bonn in leuchtend bunte Farben hüllt, die das Laub an den mehr als 110.000 Bäumen in Grünanlagen, an Straßen und auf Friedhöfen erzeugt, bevor es zu Boden fällt. Gerade wurde mir so wohlig warm ums Herze, als es dann so was von dicke kam - gerade für mich als Frau: Hieß es doch, dann müsse das Laub von den öffentlichen Straßen innerhalb kürzester Zeit entsorgt werden, um die Unfall- und Rutschgefahr für alle Verkehrsteilnehmer
zu minimieren. Hallo, geht’s noch?! Also wenn das nicht diskriminierend ist. Ich mein, das haben wir ja jetzt alle verstanden, dass das mittlerweile ein absolutes No-Go ist! Ja, sogar ich, die Kämpferin (oder muss ich die Kämpfende sagen?) für das generische Maskulinum habe das verstanden. Ich, die sich immer gefragt hat, ob wir eigentlich keine anderen Probleme haben. Ich, die ohne jeglichen Diskriminierungsgedanken einen Frauenarzttermin wahrgenommen hat, obwohl es sich bei meinem Gynäkologen um eine Gynäkologin handelt. Ich, die kein Problem damit hat, eine Putzfrau Putzfrau zu nennen. Weil es nicht darauf ankommt, welches Wort ich benutze, sondern wir ich Selbiges meine, wie ich es mit Realität fülle. Bedeutet: einfach anständig bezahlen! Ja, sogar ich habe meinem Rechtschreibprogramm hartnäckig klargemacht, dass Laiin (ja, der weibliche Laie) so richtig geschrieben ist.
Was ich aber eigentlich sagen wollte. Da lese ich doch in meinem SCHAUFENSTER, das Laub müsse innerhalb kürzester Zeit von den öffentlichen Straßen entsorgt werden, um die Unfall- und Rutschgefahr für alle Verkehrsteilnehmer zu minimieren. Geht es nur darum, Männer zu schützen? Dürfen oder vielmehr sollen Frauen sich doch ruhig auf die Fresse legen? Ist das vielleicht sogar gewollt? Weil, wenn nicht das, was ist bitteschön gemeint, wenn mit keinem Wort die Verkehrsteilnehmerinnen erwähnt werden und auch nicht die Rede von Verkehrsteilnehmenden ist? Was übrigens auch noch in dem Artikel stand: Im vergangenen Jahr hat jeder Mitarbeiter der Stadtreinigung 5,6 Tonnen Laub - also das Gewicht eines afrikanischen Elefanten - in Bonn beseitigt. Mal ganz abgesehen davon, dass das eine Information ist, die ich in mein Lebtag nicht vergessen werde: Bei der Stadtreinigung, sind das jetzt starke Männer und - handelt es sich bei der Angabe des Gewichtes um einen weiblichen oder männlichen Elefanten, also um eine Kuh oder einen Bullen?
Wo ich aber gerade bei den beiden feinen Beiträgen zum Herbst bin. Bin ich froh, dass es jetzt draußen wieder so was von üsselig ist! Hallo, ich habe mich ja im Sommer nicht getraut, auch nur ansatzweise kundzutun, dass meine Nase läuft oder sich ein leichtes Kratzen im Hals eingestellt hat. Aber jetzt hat meine Nase alle Gründe dieser Welt zu laufen. Meine Schüler (und hier spreche ich jetzt nur von Jungen) wissen zum Beispiel, dass in meinem Klassenraum den kompletten Herbst und Winter über alle Fenster immer sperrangelweit geöffnet sein werden. Es gab da zwar einige Mimosen, die anmerkten, es würde vielleicht doch ein wenig zu kalt werden. Ich meinte daraufhin, sie müssten sich ja auch morgens entsprechend anziehen, um nicht auf dem Schulweg zu frieren. Der ein oder andere setzte dagegen, dass er morgens immer von den Eltern mit dem Auto gebracht würde. Deshalb nicht wirklich auf kalte Temperaturen eingestellt sei. Ich habe dann mal kurz die Eltern telefonisch kontaktiert, kurz einen Diskurs zur Luftverschmutzung und zum Klimawandel geführt, über die Vorteile, nicht nur für den Prinzen, sondern auch für dessen Personal, einer frühen Selbstständigkeit referiert, habe zum Thema Abhärtung im Zusammenhang mit Stärkung der Immunabwehr, gerade in heutigen Zeiten, gesprochen: Und schon hatte ich die Eltern auf meiner Seite.
Gut, ich gebe zu, seitdem ist die Atmosphäre im Klassenzimmer ein ganz klein wenig angespannt. Was mir aber ehrlich gesagt total egal ist, wenn da jeder so hinter seine Maske vor sich hin schmollt. Was sich auch durch die konsequent immer geöffneten Fenster so was von verbessert hat, wofür mir die Eltern auch so was von dankbar sind: Ich mein, man stelle sich vor, du sitzt als Schüler ziemlich nah am Fenster und plötzlich kommt Sturm auf. Man glaubt ja gar nicht, wie rigoros solch eine Windböe die lose Blattsammlung des Jünglings durchs Klassenzimmer weht und verteilt! Wenn du dir da nicht als Stammhalter irgendwann mal sorgfältigst eine gewisse Ordnung angewöhnst, zum Beispiel das konsequente Lochen und Abheften deiner Arbeitsblätter, dann zieht das auf jeden Fall mehr Arbeit nach sich, als es dem Junior lieb ist.
Wie gesagt, ich bin so was von froh, dass es draußen wieder windet und stürmt und regnet und hoffentlich auch bald hagelt. Weil, da fragt dann keiner mehr, warum ich mir die Nase putze. Wobei, aktuell könnte meine laufende Nase auch damit zu tun haben, dass ich neulich, ich mein, da muss ich mich ja auch noch vollkommen umstellen. Im Sommer bin ich einfach mit dem Fahrrad zum Einkaufen drauf losgefahren und habe draußen brav in der Schlange gestanden, bis ich dran war. Kürzlich habe ich das auch gemacht, das Einfach-Losfahren und Schlange-Stehen. Das Problem war nur, dass ich 20 Minuten vor der Apotheke (ich stand an für eine FFP 2 Maske) bei Sturm, Regen und ungemütlich kalten Temperaturen stand. Vor der Apotheke in der Warteschlange verenden. Nicht an Corona, sondern an Unterkühlung - das wärs noch.
LeserReporter/in:Adelheid Bennemann aus Bonn |
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