Neue Spielzeit
Entdeckung des Sozialen
Bonn (we). Die Pandemie mit ihren mannigfaltigen Auswirkungen auf alle Lebensbereiche hat neben viel Negativem als Positivum die Wiederentdeckung der Gemeinsamkeiten, den Wunsch nach einem Leben des Individuums im sozialen Gefüge, das Bewusstsein, zu einer Gemeinschaft zu gehören, gebracht.
Dies könnte die Blaupause sein für den Spielplan des Bonner Theaters (Oper und Schauspiel) für die Spielzeit 22/23. Hier gibt es viel zu entdecken, was die eigenen grauen Zellen anregt.
Allein das Schauspiel, traditionell auch nach Meinung von Schauspieldirektor Jens Groß ein Ort des Diskurses, der Diskussion und auch der gedanklichen Auseinandersetzung, glänzt mit 14 Premieren mit sieben Uraufführungen. Darunter sind beliebte Klassiker wie Peer Gynt von Henrik Ibsen, Bertold Brechts „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“, aber auch Uraufführungen, die viel Stoff zum Reflektieren und zum Diskurs geben.
Es geht beispielsweise um die Stellung des Einzelnen in einer sich verändernden Gesellschaft. Insofern sind selbst die als „Klassiker“ bezeichneten Stücke brandaktuell. Nebenbei sei erwähnt, dass Jens Groß seinen Vertrag als Schauspielchef bis 2028 verlängert hat.
Und die Oper? Generalintendant Bernhard Helmich ist sich sicher, dass sich die Oper gemeinsam mit dem Publikum auf eine musikalische Entdeckungsreise begeben wird. Es gibt sowohl spannender Neuinszenierungen beliebter Klassiker wie auch unbekannte oder vergessene Werke, die eine kreative Wiedergeburt erfahren.
Die Reihe „Fokus 33“ befasst sich mit der Problematik des Verschwindens und Verbleibens. Gleich 3 Inszenierungen dieser Reihe stehen auf dem Spielplan, nämlich „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny, Asarael und Der singende Teufel.
Neben Klassikern wie Verdis „Ein Maskenball“ oder Händels „Agrippina“, der Tragödie „Sibirien“ oder der Operette „Die Lustige Witwe“ ist auch speziell für junge Leute „Die Kinder des Sultans“ vorgesehen, eine fantastische Oper des israelischen Komponisten Avner Dorman. Aber auch weitere beliebte Stücke stehen auf dem umfangreichen Spielplan, der davon ausgeht, dass die Pandemie nicht wieder einen Strich durch die Rechnung der Theaterschaffenden macht.
Für das Theater Bonn gilt erfreulicherweise, dass es sich weiterentwickeln will und wird. Ausgetretene Pfade sollen verlassen sein. Dabei wird Rose Bartmer helfen, und dies als Direktorin für Vermittlung, Diversität und Transformation. Hier wird deutlich, dass das Publikum stärker in den Fokus der Bemühungen gestellt werden soll. Rose Bartmer wird nahe am Puls der Publikums-Gruppen sein, um deren Wünsche zu eruieren und diese anschließend noch stärker als bisher im Programm zu verwirklichen.
Man darf also gespannt sein auf einen nachhaltigen Erfolg des Theaters Bonn. Es bleibt und wird verstärkt ein Ort der lebendigen Diskussion sein. Die neue Spielzeit startet im Schauspielhaus am 9.9. mit Medea 38/Stimmen und in der Oper am 11. September mit dem Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny von Kurt Weill.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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