Ausstellung Beethoven-Haus
Es gibt kein richtiges Leben im falschen

Maria Rößner-Richarz und Malte Böcker mit der während der Nazi-Zeit entfernten Büste von Joseph Joachim. | Foto: Harald Weller
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  • Maria Rößner-Richarz und Malte Böcker mit der während der Nazi-Zeit entfernten Büste von Joseph Joachim.
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Bonn - Gleich zu Anfang seiner Amtszeit hat sie der Direktor des Bonner
Beethoven-Hauses angestoßen: Die Studie zur NS-Vergangenheit des
Hauses. „Es war ein blinder Fleck auf der Weste des Hauses“,
erzählt er.

Dieser blinde Fleck ist jetzt Geschichte. Denn ein Projekt unter der
Leitung von Historikerin Maria Rößner-Richarz hat in drei Jahren des
Archiv- und Quellenstudiums die braune Vergangenheit zum Vorschein
gebracht. Demnach hat die damalige Leitung des Hauses mit den Nazis
kooperiert.  Die entsprechenden Belege finden sich in der
Sonderausstellung, die bis zum 7. Oktober im Beethoven-Haus zu sehen
ist. Da findet sich nicht nur der Beweis für die Zugehörigkeit des
damaligen Leiters Ludwig Schiedermair zur NSDAP. Sondern auch Belege
für den rigiden Umgang mit den jüdischen Mitgliedern des Vereins
Beethoven-Haus.

Die entsprechende Studie von Patrick Bormann, wissenschaftlicher
Mitarbeiter bei Prof. Joachim Scholtyseck am Institut für
Geschichtswissenschaft an der Abteilung für Geschichte der Neuzeit
der  Uni Bonn, erforscht die „Selbstgleichschaltung“ des Hauses
nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten und die damit
verbundene Einführung des Führerprinzips unter der Leitung von
Ludwig Schiedermair. Es finden sich zahlreiche Belege für die Arbeit
des Beethoven-Hauses als loyaler Diener des Systems. Thematisiert
werden außerdem die Kontakte des Hauses zu offiziellen Stellen des
Reiches, gelungene und gescheitere Versuche der Vernetzung und
Vereinnahmung mit den Nazis sowie das Verhältnis zur Stadt Bonn.
Dabei insbesondere die Kooperation mit den städtischen
Beethovenfesten sowie ideologische Prägungen der Beethovenforschung
im Nationalsozialismus.

„Es war für uns undenkbar, dass wir... 2020 Beethovens 250.
Jahrestag begehen, ohne zeitnah eine kritische Institutionengeschichte
vorzulegen“, so Malte Böcker bei der Ausstellungseröffnung. „Es
gibt kein richtiges Leben im falschen“, zitierte er Adorno. Soweit
das historische Urteil über die Nazi-Vergangenheit des
Beethoven-Hauses, die jetzt, weil erforscht, öffentlich in Form der
Ausstellung diskutiert werden kann.
Belegt wird dabei vor allem der Geist der Unfreiheit, Repressalien und
Verblendung, der aus der Vergangenheit in die Jetztzeit
herüberschwappt und heute immer noch spürbar ist.

Infos kompakt
Beethoven-Haus
Bonngasse 20, 53111 Bonn
http://www.beethoven.de
0228 9817525

- Harald Weller

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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