Von Drahtesel bis E-Bike
Fahrradmesse des ADFC lockte tausende Besucher mit neuem ...

Alle Informationen rund um das Fahrrad in einer Halle. Zahlreiche Besucher besuchten am Sonntag die Fahrradmesse des ADFC. | Foto: we
  • Alle Informationen rund um das Fahrrad in einer Halle. Zahlreiche Besucher besuchten am Sonntag die Fahrradmesse des ADFC.
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Bad Godesberg - (we) Der veranstaltende ADFC hatte ein neues Konzept für seine
früher leicht antiquiert wirkende jährliche Fahrradmesse
versprochen. Und: Er hat Wort gehalten. Schon am frühen Mittag
drängten sich die Besucher zu Hunderten in den Standgassen. Die Messe
hat nun gar nichts mehr vom einsamen Pedalritter, der verbissen dem
letzten Quäntchen Gesundheit hinterherjagt. Es ist vielmehr zum
Lifestyle-Event mutiert: Ein Rad ist heutzutage ein „must have“:
„Den Männern verkaufe ich Technik, die Frauen kaufen Design“,
verrät ein Verkäufer seine Geheimnisse. Neben Technik- und
Designliebe sollte man allerdings auch das nötige Kleingeld haben:
Ein Rad für 6.800 Euro ist keine Seltenheit mehr. Ob man das nachts
mit ins Bett nehmen muss, um darauf aufzupassen?

Scherz beiseite: Am E-Bike kommt heute niemand mehr vorbei: „Gerade
die Älteren schwören darauf, weil sie ja per Motorunterstützung
viel mehr fahren als zuvor auf ihrem alten Drahtesel“, sagt ein
Fachmann. Da hat er Recht, das ist dann schließlich doch der
erstrebte Gesundheitseffekt. Obwohl: Der Teufel steckt im Detail.
Christian ist 68, hat seit 7 Jahren ein E-Bike. Ihm fünf Minuten lang
zuzuhören, ersetzt einen Rad-Fachvortrag über eine ganze Stunde.
„Ich fahre mit meiner Frau Touren, nach Frankreich zum Beispiel“,
sagt er. Und erregt sich über die Schutzbleche der ausgestellten
teuren eBikes. „Taugt doch nichts, wie kann man sowas bauen?“ Und
dann die Akkuleistung. Und die Steigfähigkeit. Und das Gewicht von
E-Bikes. Christian lässt das profihafte Lächeln auf den Gesichtern
der Verkäufer gefrieren. Der Mann macht jeden Verkaufsversuch
zunichte.

Trend ist, dass man heute ohne Zweitakku nicht mehr aus dem Hause
fährt. Das verdoppelt bei vertretbarem Gewicht die Laufleistung.
Vorausgesetzt, man kann die Werkstoffe für ein einigermaßen leichtes
E-Bike bezahlen. Gisela sucht ein Rad, „weil ich meinen alten
Drahtesel leid bin.“ Sie fürchtet, dass das neue gute Stück
geklaut wird. „Da bezahlst du viel Geld und stehst dann ohne Rad
da.“

Der ADFC hat dafür eine wirklich wichtige Innovation beizusteuern.
Ein Code-System, das Diebstähle häufig sinnlos macht. Und das geht
so: Man geht in die Geschäftsstelle des ADFC oder fragt, wo das
Codiergerät des ADFC wann wo steht. Dann gibt man seine persönlichen
Daten in ein Rechnerprogramm ein. Ein sogenanntes Nadelmarkiergerät
markiert den Rahmen mit einem 13-stelligen Code. Das ganze wird in
einer Datenbank gespeichert. So kann man jederzeit beweisen, dass man
Eigner eines bestimmten Fahrrads ist. Einfach, praktisch, gut, kann
man da nur lobend sagen.

Ansonsten merkt man, dass ein weiterer Messetrend bei den mehr als 90
Ausstellern die Urlaubsreise per Rad oder auch die Radtouristik ist.
Man kann heute mit dem Rad überall touren, auch zum Beispiel in
Griechenland. Kreta ist da schwer im Kommen. Für viele tut‘s auch
die Ruhrregion, in diesem Jahr Partner der Messe. Im Pott tut man
alles, um dem Radtouristen die Industriekultur näherzubringen. Wem
das nichts gibt, mit dem Rad am Kanal auf einer ausgedienten
Koks-Trasse an einer stillgelegten Kokerei vorbeizuziehen und dabei zu
träumen, dem ist wahrlich nicht zu helfen.

Das neue Messekonzept ist voll aufgegangen: Sicher mehr als 4000
Besucher haben das Radfahren neu erlebt. Frisch, fröhlich,
unternehmungslustig, fit und freundlich. Einladend, die Messe. Klasse.
Jeder bekommt Lust, sofort loszufahren. Aber 6.800 Euro ...

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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