Bitte nicht anfassen!
Finger weg von jungen Wildtieren

Im Frühjahr kann man als Spaziergänger schon mal auf vermeintlich allein gelassene junge Wildtiere treffen. Doch hier gilt: Bitte nie grundlos anfassen! In der Regel ist es normal, wenn junge Wildtiere alleine liegen! Bei offensichtlich verletzten, kranken oder hilflosen Tieren fachkundige Hilfe holen! | Foto: pixabay.com
  • Im Frühjahr kann man als Spaziergänger schon mal auf vermeintlich allein gelassene junge Wildtiere treffen. Doch hier gilt: Bitte nie grundlos anfassen! In der Regel ist es normal, wenn junge Wildtiere alleine liegen! Bei offensichtlich verletzten, kranken oder hilflosen Tieren fachkundige Hilfe holen!
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Region - (red) „Sind die süß!“ – Wir freuen uns, wenn wir niedliche
Tierbabys beim Spaziergang entdecken. Nicht selten wirkt es so, als ob
sie allein gelassen wären und Hilfe benötigen könnten. Dies ist
aber in nahezu allen Fällen eine Fehleinschätzung!

Rehkitze werden im Mai und Juni geboren. Ihre Mütter legen sie auf
Feldern und Wiesen im Schutz hoher Vegetation ab und halten sich
selber von ihnen fern, um ihr „Junges“ nicht in Gefahr zu bringen.
„Es ist also in der Regel zunächst normal, ein jung geborenes
Wildtier alleine liegend aufzufinden“, darauf macht Dr. Klaus Mann,
Leiter der Abteilung Tiergesundheit der Kreisverwaltung des
Rhein-Sieg-Kreises, aufmerksam.

Nur zum Säugen oder zum Säubern des Nachwuchses kommen die Mütter
zurück. Über ihren ausgeprägten Geruchssinn sind sie jedoch mit
ihrem Jungtier verbunden. Die neugeborenen Tiere haben selber nur sehr
geringen Eigengeruch, um dadurch vor Feinden geschützt zu sein. Durch
menschliche Berührung nimmt das Rehkitz aber menschlichen Geruch an,
und wird dann von der Mutter nicht mehr genährt. Also: Finger weg von
Rehkitzen!

Gleiches gilt beispielsweise für Feldhasen! Wenn jedoch ein junger
Feldhase von der Hauskatze als Beute mit nach Hause gebracht wird,
sollte er sofort zum Tierarzt gebracht werden.

Eine Ausnahme gilt für frisch aus dem Ei geschlüpfte Vögel: einen
nackten Jungvogel darf man, sollte er aus dem Nest gefallen sein,
wieder in sein Nest zurücksetzen, da sich Vogeleltern nicht am
menschlichen Geruch stören.

Hilfe für Säugetiere ist aber nur dann gerechtfertigt, wenn junge
Wildtiere offensichtlich verletzt aufgefunden werden. „Handeln Sie
in solchen Fällen aber bitte keinesfalls spontan, sondern holen Sie
sich immer fachkundigen Rat ein. Tipps zum richtigen Verhalten
erhalten Sie z.B. beim Veterinäramt, dem nächstgelegenen Tierarzt,
dem Jagdpächter oder dem Forstamt“, empfiehlt Dr. Klaus Mann,
Leiter der Abteilung Tiergesundheit, und appelliert: „Bei unverletzt
aufgefundenen Jungtieren aber gilt immer: Hände weg und möglichst
zügig weitergehen, damit die Eltern sich schnell wieder um die
Versorgung ihrer Schützlinge kümmern können. Es ist in der Natur
völlig normal, dass Elterntiere ihre Jungen kurzzeitig allein
zurücklassen – zum Beispiel um Nahrung zu beschaffen.“

Jungtiere bleiben dann nicht selten dicht an den Boden gedrückt
liegen, bis die Eltern zurückkehren. Junge, oft schon weitgehend
befiederte Vögel wiederum geben ihren Eltern ihre Position
natürlicherweise durch lautstarkes Rufen kund. Auch diese Jungvögel
brauchen trotz vermeintlicher „Hilfeschreie“ keine Unterstützung.

„Wer den Wildnachwuchs aus falsch verstandener Tierliebe mitnimmt,
bringt ihn hierdurch möglicherweise in Lebensgefahr, setzt die Tiere
aber auf jeden Fall erheblichen Leiden und großem Stress aus. Denn
fast niemand ist in der Lage, die elterliche Fürsorge und den
natürlichen Lebensraum der Tiere angemessen zu ersetzen“, warnt der
Kreisveterinär eindringlich.

Schon das bloße Berühren solcher Jungtiere kann dazu führen, dass
sie von ihren Eltern wegen des anhaftenden menschlichen Geruchs nicht
wieder angenommen werden und dann tatsächlich auf den Menschen
angewiesen sind. Und das ein Leben lang: „Vom Menschen aufgezogene
Wildtiere lassen sich kaum jemals erfolgreich auswildern und sind
daher Zeit ihres Lebens auf Versorgung angewiesen“, betont Dr. Klaus
Mann.

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RAG - Redaktion

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