Sanierung des Rheinauensees
Fische werden umquartiert
Bonn (red). In diesen Tagen startet die nachhaltige Sanierung des Rheinauensees. Ein wichtiger Baustein ist die vollständige Entschlammung des 15 Hektar großen Sees. Die aufwendige Sanierung soll das Gewässer langfristig in einem stabilen und nährstoffarmen Gleichgewicht halten und die Situation der Fische und Wasservögel verbessern.
Mit der Seesanierung hat das Amt für Umwelt und Stadtgrün der Stadt Bonn das Fachunternehmen Kurstjens beauftragt. Die Einleitung des Vergabeverfahrens für das Projekt hatte der Stadtrat im Juni 2021 beschlossen.
Sanierung in zwei Schritten
Die Entschlammung des Sees wird in zwei Schritten durchgeführt: Im Januar und Februar wird zunächst die westliche Seehälfte geleert und saniert, anschließend, voraussichtlich im März und April, die östliche Seehälfte. Möglich ist dies, weil der Grund des Sees unterhalb der Konrad-Adenauer-Brücke erhöht ist. Die Fische ziehen während der Sanierung in die jeweils andere Seehälfte um. Durch die Sanierung in zwei Bauabschnitten haben die Tiere des Rheinauensees, wie zum Beispiel die Wasservögel, stets ausreichend Rückzugsraum und werden so wenig wie möglich beeinträchtigt.
Ende der ersten Januarwoche wird der Wasserspiegel zunächst um etwa 80 Zentimeter abgesenkt. In der zweiten Januarwoche wird dann in der westlichen Seehälfte das Wasser vollständig abgelassen. Große Gitter-Netze schützen dabei die Ablässe vor Verstopfungen.
Umquartierung der Fische
Biologen und Limnologen des Büros Limnoplan kümmern sich parallel um das Abfischen und Umquartieren der Fische in die andere Seehälfte. Die Maßnahme wird zusätzlich über eine ökologische Baubegleitung des Büros Lanaplan sowie durch die Untere Naturschutzbehörde überwacht.
Karpfen werden abgefangen und in andere Gewässer gebracht, weil sie sonst die geplante neue Bepflanzung im Rheinauensee abfressen würden. Im Rheinauensee gibt es aktuell auch invasive Arten, wie zum Beispiel den Sonnenbarsch. Nach Vorgabe der EU-Richtlinie zur Bekämpfung invasiver Arten werden diese Fische aus dem Gewässer entnommen, weil sie sonst heimische Arten weiter verdrängen und Schaden im sanierten See anrichten würden.
Trennung des Schlamms in Bestandteile minimiert Entsorgungskosten
Der Schlamm wird anschließend mithilfe von Maschinen zusammengeschoben. Aufgrund des hohen organischen Anteils sind die Entsorgungskosten für den Schlamm sehr hoch. Um diese Kosten zu minimieren, wird die Masse über verschiedene Siebe in Korngrößen getrennt. Gereinigt können so etwa Kies und Sand später wiederverwendet werden. Für die Stadt wird die Entsorgung somit günstiger. Die restlichen Feinstoffe werden über Zentrifugen entwässert. So müssen deutlich geringere Massen abgefahren und entsorgt werden.
Am Grund des gereinigten Sees wird anschließenden Sand aufgebracht. Die 15 Zentimeter dicke Schicht dient künftig den neu zu pflanzenden Makroalgen als Substrat und als Lebensraum für Mikroorganismen. An den Überläufen und Ablässen ersetzt ein Sandvlies den Sand, damit dieser nicht fortgespült wird. Parallel dazu werden die Schieber kontrolliert und bei Bedarf repariert. Anschließend wird die westliche Seehälfte wieder mit Wasser gefüllt. Daraufhin folgt die Sanierung der östlichen Seehälfte auf dieselbe Art.
Makroalgen binden schädliches Phosphat
Anfang Mai soll die Sanierung abgeschlossen und der gesamte See wieder mit Wasser gefüllt sein. Nach dem Vorbild des Phönixsees in Dortmund soll der Rheinauensee anschließend mit Makroalgen bepflanzt werden. Makroalgen binden Phosphat und minimieren damit den Wuchs anderer Algen. Die erste Pflanzung ist für Anfang Mai geplant und dauert sechs Tage. Im Sommer soll dann noch einmal nachgepflanzt werden.
Weiterhin wird die Ufermauer saniert. Hierbei werden auch Ausstiegshilfen für Wasservögel im gleichen Stein wie die Mauer gebaut. Die Sanierung der Uferbereiche wird über das Denkmalförderprogramm des Landes NRW mit rund 175.000 Euro gefördert.
Die Gesamtmaßnahme der Seesanierung ist mit 4,8 Millionen Euro geschätzt. Derzeit befindet sich die Maßnahme im geschätzten Kostenrahmen. Zu den Ausgaben zählt auch das durch das Fachbüro Lanaplan durchgeführte Gutachten, welches als Grundlage für die nachhaltige Seesanierung dient. Weitere Hintergrundinformationen zum Rheinauensee gibt es unter www.bonn.de/rheinauensee.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.