Vom Metzger zum Fleischdesigner
Fleischerinnung ehrt langjährige Mitglieder
Bonn - „Die Metzger waren schon von jeher der Kirche verbunden. Deshalb
besuchten sie zum Ende des Kirchenjahres immer gemeinsam eine Messe,
bevor sie dann bei ihrem Bruderschaftstreffen das Jahr ausklingen
ließen.“ Adalbert Wolf, Obermeister der Fleischerinnung
Bonn/Rhein-Sieg, mit 43 Mitgliedsbetrieben die zweitgrößte
Fleischer-Innung in NRW, erzählt von früher.
Aktuell hielten es die heutigen Fleischer-Kollegen aber genauso: Nach
einem Gottesdienst traf sich alles in fröhlicher Runde in einem
Bonner Innenstadtlokal. Ehrengäste des Tages waren Josef Witt aus Bad
Honnef und Peter Kraus aus Hennef. Die beiden Metzgermeister erhielten
für jeweils 50 Jahre Meisterschaft im Metzgerhandwerk den goldenen
Meisterbrief. Und beide können selbstverständlich was erzählen:
„Unser Handwerk hat sich gründlich verändert“, sagen beide.
„Heute bist du eher Fleischverarbeiter. Allein das Schlachten
genehmigt zu bekommen, ist ein Ding der Unmöglichkeit“, berichtet
Peter Kraus aus Hennef. „Heute kommt es darauf an, ein Catering
anzubieten. Das heißt, montags morgens die Firmen für deren Meetings
mit belegten Brötchen zu versorgen. „Ich wollte schon immer mehr
als Blutwurst verkaufen und habe mich mit meiner Frau auf die neuen
Bedürfnisse von Kunden eingestellt.“ Peter Kraus betreibt sein
Ladengeschäft in der vierten Generation. „Du musst heute
kämpfen“, weiß auch Josef Witt, ebenfalls seit langen Zeiten im
Geschäft. „Die Leute sind eben bequem, gehen in den Supermarkt und
kaufen ihr Schnitzel dort gleich mit. Da kannst du nur mit Qualität
gegenhalten. Klar, zu den Feiertagen läuft der Laden. Da wollen die
Menschen was Besonderes haben.“
„Ich bin heute Nacht von einer Karnevalsveranstaltung mit unserem
Imbisswagen gekommen“, ruft sein Sohn dazwischen. Um 3 Uhr.“
„Heute bist du als Metzger Fleischdesigner. Wir haben einen
Partyservice, bei dem wir sogar das Geschirr mitbringen. Das
Schlachten habe ich gar nicht mehr gelernt.“
Die Vielfalt im Beruf des Fleischers hat dramatisch zugenommen. Und
die Konkurrenz: „Wir haben sechs Mitbewerber im Umkreis von zwei
Kilometern“, sagen die Witts. Deren Betrieb ist seit 132 Jahren in
Familienbesitz. Viel Tradition also. Und das in einer sich rasch
verändernden Kundenstruktur. Da tut es mal gut, innezuhalten und zum
Beispiel den goldenen Meisterbrief in Empfang zu nehmen.
- Harald Weller
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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