Soziale Ungleichheit nimmt zu
Friedrich Ebert Stiftung lud zum Diskurs ein
Bonn - (who). Zu einem Zukunftsdiskurs, bei dem es um die Zunahme der
sozialen Ungleichheit in den letzten Jahren ging, hatte die Friedrich
Ebert Stiftung (FES), benannt nach dem ersten demokratisch gewählten
Reichspräsidenten, in den Veranstaltungssaal der Stadtwerke Bonn
eingeladen.
Nach der Begrüßung durch Jeanette Rußbült stimmten Dr. Jan-Ocko
Heuer von der Humbodt-Universität Berlin und Dr. Sasa Bocancic,
Soziologe an der Uni Augsburg, durch ihre Beiträge auf das Thema
„Wie gerecht geht es in Deutschland zu? Soziale Ungleichheit und
ihre Folgen“ auf das Thema des Abends ein. An der anschließenden
Diskussionsrunde nahmen neben den beiden Referenten u.a. auch Nicola
Berkhoff, Verband alleinerziehender Mütter und Väter NRW, sowie der
Bonner SPD-Bundestagsabgeordnete Uli Kelber teil.
Laut einer Oxfam-Studie besitzen die acht reichsten Menschen der Welt
genauso viel, wie die ärmere Hälfte der Menschheit, rd. 3,6
Milliarden Menschen. Die Zahlen Heuers zeigten auch, dass das untere
Drittel der Gesellschaft über kein Vermögen verfüge, respektive ein
negatives Vermögen habe. Die Schere zwischen Arm und Reich öffnet
sich immer weiter, was dramatische Folgen mit sich führe: sie
gefährdet die politische Stabilität von Staaten, erschwert die
Armutsbekämpfung und macht die Weltwirtschaft krisenanfälliger.
Viele Menschen verlieren dadurch das Vertrauen in die Politik und
fühlen sich im Stich gelassen. Die Mehrheit der Deutschen stelle eine
fehlende Chancengleichheit in den Schulen und am Arbeitsplatz fest,
wobei der Leistungs- und Chancengleichheit in Deutschland ein hoher
Wert zukomme.
Eine Lösungsmöglichkeit zeigte Bosancic u.a. mit dem Bildungscoach
auf, der z.B. Schüler begleitet bis zur Beendigung einer Ausbildung.
Dazu müsse der Staat in die öffentliche Beschäftigung mit
Dauerstellen investieren, „denn das Märchen vom schlanken Staat ist
gescheitert“, lautete sein Fazit. Förderung müsse bereits im
Kindergarten erfolgen und begleitet werden. Der soziale Arbeitsmarkt
erkenne Arbeitslose nicht an, die oftmals krank darüber würden.
„Einen schlankeren Staat können sich nur die Reichen leisten!“.
Bei der anschließenden Diskussionsrunde griff Nicola Berghoff den
Begriff des Bildungscoach auf, wünschte sich aber Kindertagesstätten
mit 35 bis 45 Wochenstunden Betreuung, damit Alleinerziehende in
Vollzeit arbeiten können. In diesem Zusammenhang wies sie nochmals
auf die Kindergrundsicherung hin, mit der bereits viel zu erreichen
wäre. MdB Uli Kelber merkte an, dass bei den bisher diskutierten
Maßnahmen „immer eine Gruppe dagegen gewesen sei“, und nur die
Politik der „kleinen Schritte“ helfe, wie z.B. bei der
Erbschaftssteuer. „Die SPD solle sich gegen den Sozialabbau stellen,
denn Hartz IV sei ein Armutsprogramm“, hieß es aus dem Auditorium.
Kelber hielt dagegen, dass es 2003 andere Antworten gegeben habe, als
heute. Und mit einer besseren Anerkennung von Care-Arbeit (z.B. Pflege
von Angehörigen) und einer damit verbundenen Sicherung wäre bereits
viel erreicht. Ein gesellschaftliches Problem sei, dass die
Anerkennung von Care-Arbeit (u.a. auch Kinder bekommen) nicht so
anerkannt sei, weil es überwiegend Frauenarbeit sei.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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