Kinderuni

Früh übt sich...

Bonn - Atemlose Stille herrscht im Wolfgang-Paul-Hörsaal der Bonner Uni! Da,
wo sonst die Großen die Weisheiten der Naturwissenschaften aufsaugen,
sitzen jetzt die Absolventen der Kinder-Uni. Und sie sind stolz wie
die großen Studierenden, wenn die ein Examen erfolgreich hinter sich
gebracht haben.

von Harald Weller

Isil, 8, ist einfach sprachlos. Sie kann gar nicht sagen, was ihr am
besten gefallen hat. Nur, dass es ihr Spaß gemacht hat, an der
diesjährigen Kinder-Uni teil zu nehmen, das kann sie schon sagen. Sie
nickt begeistert. Verbal auskunftsfreudiger ist Artar. Sie geht im
richtigen Leben auf das Beethoven-Gymnasium. Und hier, auf der
Kinder-Uni? „Vor allem war es toll, dass die Dozenten so nett waren.
Man konnte fragen, was man wollte. Sie haben uns ernst genommen.“
Einige Reihen weiter nickt Armira bestätigend.

Die Kinder-Uni, ein Angebot der Uni Bonn für 8 bis 13-jährige
Schüler aller Schulformen, besteht im 32. Semester. Um das begehrte
Diplom zum Abschluss zu bekommen, muss man mindestens 10 Vorlesungen
besucht haben. Von 12 angebotenen. Nach Schulschluss, wohlgemerkt.

Anschließend dann gibt es für die erfolgreichen Absolventen das so
begehrte Diplom. Stolz wie die Großen nahmen die Kids ihre
Auszeichnung aus den Händen von Bürgermeisterin Gabriele
Klingmüller entgegen. Beifall brandete auf. Die anwesenden Eltern und
Freunde waren ebenfalls vor Stolz ganz gerührt. Die feierlichere
Stimmung ergänzten zwei Musiker. Dominic Ferber, der das Marimbaphon
bediente und neben dem Violinisten Erik Labadie Stücke von Händel
und Modernes darbot und so die feierliche Stimmung im Saal
verstärkte, hat seine akademische Karriere an der Kinder-Uni
begonnen. Heute studiert er Biologie im 3. Semester. „Schon damals
haben mich die Naturwissenshaften interessiert“, sagt er. „Allein,
ein Problem habe ich bis heute noch nicht gelöst. Das ist mir damals,
2005, an der Kinder-Uni begegnet. Dort erhielten wir zwei Mais-Samen.
Die hab‘ ich eingepflanzt. Daraus sind zwei super-leckere Maiskolben
entstanden. Der eine war perfekt geformt. Der andere aber sah eher
sehr unregelmäßig aus. Warum das so ist, habe ich bis heute nicht
herausgefunden. Geschmeckt haben übrigens beide.“

Wir hatten 300 Anmeldungen zur Kinder-Uni“, stellt Andrea Grugel,
die Beauftragte der Uni für das Projekt, ein reges Interesse für die
„Studieninhalte“ fest. „Das sind zum Beispiel Farben, also
Chemie, Umwelt aus der Landwirtschaftsfakultät, Pflanzen im
Mittelalter, die Vorlesung eines Anästhesisten über Narkosen,
Astronomisches über Beethoven und die Sterne des Herrn Argelander
usw.“

Rund 80 Kids erhielten ihr Diplom. Der Nachwuchs ist zweifellos im
Kommen. Respekt. Und wenn Dominic irgendwann einmal sein Problem mit
den Maiskolben löst, hat die Welt einen weiteren Fortschritt in den
Naturwissenshaften erzielt. Und der Natur ein weiteres Geheimnis
entlockt.