Stolperstein
Gedenkstein verlegt

Der Stolperstein für Prof. Dr. Helene Wieruszowski wurde vor dem Regina-Pacis-Weg 7 verlegt. Im dortigen Gebäudeflügel war ihre frühere Arbeitsstätte, die Universitätsbibliothek, untergebracht. Prof. Dr. Andrea Stieldorf (Bildmitte) führte durch die Gedenkveranstaltung.  | Foto: Uni Bonn
  • Der Stolperstein für Prof. Dr. Helene Wieruszowski wurde vor dem Regina-Pacis-Weg 7 verlegt. Im dortigen Gebäudeflügel war ihre frühere Arbeitsstätte, die Universitätsbibliothek, untergebracht. Prof. Dr. Andrea Stieldorf (Bildmitte) führte durch die Gedenkveranstaltung.
  • Foto: Uni Bonn

Bonn (red). Sie wollte in Bonn und Köln lehren und forschen. Doch eine Professur blieb ihr im Rheinland verwehrt: Weil Helene Wieruszowski als Jüdin galt, durfte sie ab 1933 nicht mehr als Universitätsbibliothekarin arbeiten. Ihren Wunsch, mittelalterliche Geschichte zu lehren und als Professorin zu forschen, verfolgte sie weiter beharrlich. Jetzt erinnern die Universität Bonn und die Universitäts- und Landesbibliothek Bonn (ULB) mit der Verlegung eines Stolpersteins an die Mediävistin und Bibliothekarin Prof. Dr. Helene Wieruszowski. Es ist einer der ersten Steine, den eine Institution in Bonn für eine ehemalige Mitarbeiterin stiftet.

Vor dem Ägyptischen Museum in Bonn am Regina-Pacis-Weg 7 findet sich der neue Gedenkstein für Prof. Dr. Helene Wieruszowski. Der Ort wurde bewusst gewählt: Bis zu ihrer Zerstörung im Jahr 1944 war im Galerieflügel des kurfürstlichen Schlosses die Universitätsbibliothek untergebracht, die ehemalige Arbeitsstätte von Wieruszowski. Doch einen Namen machte sie sich als Mittelalter-Professorin in den USA, berichtet Prof. Dr. Matthias Becher vom Institut für Geschichtswissenschaften: „Das Werk Helene Wieruszowskis zeichnet sich durch eine bemerkenswerte inhaltliche und methodische Breite aus. Sie wäre sicherlich für jede deutsche Universität eine Zierde gewesen.“

Der Stolperstein wurde maßgeblich durch die ULB finanziert, die sich im Rahmen eines Projekts zur Ermittlung von NS-Raubgut auch um eine erneute kritische Bearbeitung der Geschichte des Hauses in der NS-Zeit bemüht. „Im Rahmen der Provenienz-Forschung an der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn blickt man nicht nur auf das Thema Raubgut, sondern auch auf die Menschen dahinter: die Täter und Täterinnen sowie Opfer in der Zeit des Nationalsozialismus“, erklärt ULB-Direktor Dr. Ulrich Meyer-Doerpinghaus. „Helene Wieruszowski wurden nicht nur in ihrem Werdegang als Forscherin viele Steine in den Weg gelegt, sondern nach 1933 auch das Recht auf Arbeit genommen. Doch trotz aller Umstände hielt sie an ihrer Forschung und ihrem Ziel fest.“

Die Verlegung wurde durch die Gedenkstätte übernommen, die sich in Bonn um die Gedenksteine kümmert. Vor Ort vertreten waren die wissenschaftliche Leiterin Astrid Mehmel und der wissenschaftliche Mitarbeiter Björn Dzieran der Gedenkstätte.

Die Verlegung des Steins fand am 13. Dezember statt, dem 130. Geburtstag Wieruszowskis. Bei der begleitenden Gedenkveranstaltung mit rund 70 Teilnehmenden, durch die Historikerin Prof. Dr. Andrea Stieldorf führte, erinnerte Projektmitarbeiter Tobias P. Jansen an Leben und Wirken der Wissenschaftlerin, insbesondere mit Blick auf ihre Jahre in Bonn in den 1920er und 1930er Jahren.

Wieruszowski galt als äußerst intelligente Frau. Doch habilitieren konnte sie sich nicht: Nach ihrer Promotion 1918 wurde ihr Habilitationswunsch von der Universität Köln abgelehnt mit Verweis auf ihr Geschlecht: Die Philosophische Fakultät hielt „die Habilitation einer zweiten Dame in Geschichte nicht für opportun“. Bezüglich eines zweiten Versuchs in Bonn im Jahr 1932 gibt Hannah Arendt, die später zeitgleich mit Wieruszowski im New Yorker Exil weilte, an, man habe sie wegen ihrer jüdischen Herkunft verweigert.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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