Bonner Wirtschaftstalk
Geld 4.0 war das Thema beim vergangenen Wirtschaftstalk

Sie gestalteten den 39. Bonner Wirtschaftstalk: Vlnr. Christian Buhr, Nicole Handschuher, Nathalie Bergdoll, Prof. Bernd Heitzer, Sandra Ficht. | Foto: we
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Bonn - Es ändert sich eine Menge auf dem Geld- und Finanzmarkt. Die
umfassende Digitalisierungswelle mit den damit verbundenen neuen
technischen Möglichkeiten verändert das Kundenverhalten und somit
die Angebotsstruktur von Banken und Sparkassen. Das ist eine der
Erkenntnisse des 39. Wirtschaftstalks in Bonns Kunst- und
Ausstellungshalle vor 140 interessierten Zuhörern.

Eine gut vorbereitete Moderatorin Nathalie Bergdoll veranlasste ihre
Gäste dazu, ihre Visionen der Banken-Zukunft zu offenbaren. Zunächst
ging es um die Frage, wie lange es das Bargeld noch gibt. Weil nach
übereinstimmender Meinung aller Gäste Deutschland ein Bargeldland
ist und nach wie vor drei Viertel aller Geschäfte im Direktverkauf
mit Scheinen oder Münzen abgewickelt wird, ist trotz aller Apps und
Smartphones wohl noch lange Bargeld erforderlich, um den
Zahlungsverkehr aufrecht zu erhalten.

Nicole Handschuher von der Sparkasse KölnBonn und Prof. Bernd Heitzer
von der Hochschule der Sparkassen meinen, die Hauptvorteile des
Bargelds seien die Sicherheit und die Anonymität. Schließlich gebe
man mit Barzahlung keinerlei persönliche Daten preis.

Dennoch sieht Unternehmensberaterin Sandra Ficht von Cap Gemini die
Zukunft eher bargeldlos. Dies, weil es bequem für den Kunden bei
bestimmten Anlässen sei. Es werde darauf ankommen, kundenorientierte
Prozesse zu starten und nicht wie bisher hauptsächlich
Arbeits-Prozesse zu verfolgen, die für die Banken geeignet seien und
den Kunden weniger im Fokus hätten.

Prof. Heitzer meint, die wesentliche Berechtigung für die Existenz
von klassischen Banken sei das Vertrauen ihrer Kunden. Das sieht auch
Christian Buhr von der KfW-Bank so. Die hat zwar keinen direkten
Kundenkontakt, nutzt aber die Möglichkeiten moderner Technik etwa bei
der Formulierung von Online-Anträgen. Hier, bei neuen technischen
Möglichkeiten, ist man rasch bei Krypto-Währungen. Hier sieht Prof.
Heitzer die Gefahr, dass Facebook, also ein Privatunternehmen, zum
Gläubiger von Staaten mutieren könne: Etwa, indem Facebook mit eine
Kryptowährung Saatsanleihen kaufe, der jeweilige Staat sich also bei
Facebook verschulde.

Moderne Buchungsverfahren wie etwa ein per Blockchain geführtes
Buchhaltungssystem, ermöglicht schnelle und umfassende Buchungen, die
für solche Kryptowährungen ideal sind. Allerdings sollten sie
funktionieren.

Dann ging es um Neo-Banken, die mittels neuer IT den Kunden neue
Angebote machen können. Sie nutzen aktuelle Verarbeitungsprozesse,
die erst im Zuge der Digitalisierung möglich geworden sind. Das
unterscheide sie von etablierten Banken. Hier wird es nach Meinung der
Diskussionsteilnehmer darauf ankommen, dass sowohl die Neo- als auch
die etablierten Banken zusammenarbeiten und jeweils vom anderen
lernen. Dann sei Platz am Markt für eigene Ausprägungen.

Was die neuen Technologien auf jeden Fall vermögen, ist es, Prozesse
zu beschleunigen. Beispiele dafür nannten Christian Buhr und Prof.
Heitzer. Sandra Ficht nannte weitere Anwendungsbeispiele, die den
Markt der etablierten Anwendungen revolutionierten. Wie auch immer:
Alle modernen Entwicklungen sollten dem Kundenwohl dienen, meinten
alle Diskussionsteilnehmer. Ansonsten würde es für die etablierten
Bankhäuser schwierig, sich am Markt zu behaupten. Denn ihn, den
Markt, bestimmen immer noch die Kunden. Und nicht die Digitalisierung.
Die kann immer nur für Angebote sorgen. Banken würden immer mehr zu
Partnern der Kunden für alle Fragen von Finanzierung. Die Technik
dient vor allem zur Abwicklung, zur raschen Umsetzung der Geschäfte.
Eine Beratung, die zunehmend wichtig ist, kann sie nicht oder
lediglich unzureichend ersetzen.

- Harald Weller

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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