Wirtschaftstalk Gesundheit
Geschäft oder Gemeinwohl?

Über das Gesundheitswesen diskutierten vlnr. Barbara Steffens, Ludger Greulich, Angela Maas, Prof. Wolfgang Goetzke, Prof. Thomas Gasser.  | Foto: we
  • Über das Gesundheitswesen diskutierten vlnr. Barbara Steffens, Ludger Greulich, Angela Maas, Prof. Wolfgang Goetzke, Prof. Thomas Gasser.
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Bonn - (we). Die Jubiläumsausgabe des Bonner Wirtschaftstalks im Forum
der Kunst- und Ausstellungshalle beschäftigte sich, moderiert von
Angela Maas, mit den Chancen und Risiken des Gesundheitswesens.

Bekanntlich gibt es in Bonn rund 1.600 Gesundheitsunternehmen, mehr
als 20 Krankenhäuser. Jeder 6. Arbeitnehmer in Bonn ist in einem
Gesundheitsberuf beschäftigt. Grund genug für eine illustre Runde in
der 25. Ausgabe des Wirtschaftstalks, vor knapp 200 Zuschauern das
Gesundheitswesen an sich und die gegenwärtige wirtschaftliche Lage im
Pflegewesen zu hinterfragen.

Barbara Steffens, die Gesundheitsministerin NRWs, brach eine Lanze
für ein neues Denken. Die bisherige Denkkultur in Bezug auf das
Gesundheitswesen reiche nicht aus. Das sei alles zu eng, zu
betriebswirtschaftlich gedacht. Barbara Steffens warb - wie seit
langem - erneut für ihr Anliegen, Quartiere anstatt Wohnviertel zu
schaffen. In denen könnten sich ältere Menschen wohl fühlen. Weil
sie Begegnungsorte hätten. Damit man wegkomme von der vorherrschenden
Meinung, derzufolge ein Patient gesund ist, wenn er als geheilt aus
der Klinik entlassen wird.

Ludger Greulich, Vorstandschef der LVR-Klinik in Bonn, forderte Mittel
für Investitionen ein. Investitionen seien notwendig, wolle die
Klinik in der Zukunft bestehen. Gleichwohl sagte Ludger Greulich, in
einer seltenen Kombination studierter Theologe und zugleich
Betriebswirt, dass man nicht nur rechnen dürfe, betreibe man ein
Krankenhaus. Schließlich seien es die Patienten, die der jeweiligen
Klinik das Geld einbrächten. Also müsse man sich vordringlich um die
Patienten kümmern.

Momentan läuft an seiner Klinik ein Versuch, der eine
bedarfsorientierte Versorgung sicherstellt. Das heißt, dass ein
Patient nicht unbedingt solange in der Klinik verbleiben muss wie von
der Krankenkasse vorgesehen. Er kann früher entlassen werden und etwa
den Kontakt zur Klinik per Telemedizin halten.

Prof. Thomas Gasser ist Mediziner und zugleich Geschäftsführer der
Beta-Klinik am Bonner Bogen. Die Klinik ist privat betrieben. Vorteil
gegenüber solchen Kliniken mit Versorgungsauftrag: „Zeit", sagt
Prof. Gasser, „wir nehmen uns Zeit für jeden Patienten." Und wir
lasten unsere Geräte zur Kostenreduktion per Software aus." Die
Beta-Klinik hat keinen umfassenden Versorgungsauftrag. Gleichwohl
behandelt sie auch Kassenpatienten. Hier empfiehlt es sich, vor einem
Beta-Klinikaufenthalt Rücksprache mit seiner Krankenkasse zu halten.

Prof. Wolfgang Goetzke, Direktor des gewi-Instituts für
Gesundheitswirtschaft, betonte die Notwendigkeit, neben der
gesundheitlichen auch die kaufmännische Komponente der
Krankenbehandlung zu sehen. Gleichwohl plädierte er für eine
werteorientierte, also menschliche, Behandlung der Patienten.

Insgesamt war man der Meinung, dass das Gesundheitswesen ein extrem
wichtiger Standortfaktor ist. Es ist Deutschlands größte Branche.
Wichtig ist es, alle Player auf dem Gesundheitsmarkt, z. B. auch die
Pharmaindustrie, miteinander zu vernetzen. Zum Wohle des
Gesundheitswesens. Und zum Wohle der Patienten.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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