Shen Xiaomeng
Gespräch mit UN-Führungskraft Shen Xiaomeng

Im Gespräch mit Shen Xiaomeng, Vize-Rektorin der Universität der Vereinten Nationen (UNU) und Chefin des UNU-Instituts für Umwelt und menschliche Sicherheit. | Foto: we
  • Im Gespräch mit Shen Xiaomeng, Vize-Rektorin der Universität der Vereinten Nationen (UNU) und Chefin des UNU-Instituts für Umwelt und menschliche Sicherheit.
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Bonn - (we) Seit dem 1. August 2020 hat Shen Xiaomeng zwei neue Aufgaben: Zum
einen ist sie Vize-Rektorin der Universität der Vereinten Nationen
(UNU). Zum anderen ist sie Chefin des UNU-Instituts für Umwelt und
menschliche Sicherheit. SCHAUFENSTER sprach mit der Neuen, die unter
anderem in Bonn studieret hat, über ihre Ziele.

„Ich bin voller Hoffnung“, lächelt Frau Shen. Trotz Corona-Krise
und den Scheußlichkeiten, die Menschen in aller Welt heutzutage
widerfahren? „Ich bin der festen Überzeugung, dass der Mensch als
soziales Wesen in der Lage ist, sich selbst zu verändern. Sich zu
verändern in Richtung zu einem neuen Verständnis von
Gesellschaft.“ Also weg vom Egoismus, hin zu einer neuen Form von
Altruismus? „Zunächst einmal zeigt uns die Erfahrung, nicht zuletzt
die Corona-Krise, dass ein Weiterkommen, eine Weiterentwicklung, durch
eine Krise enorm beschleunigt werden kann. Eine Krise belebt die
Kreativität, die Einsichtsfähigkeit von Menschen. Hier meine ich vor
allem die Entschleunigung, die die Krise gebracht hat. Dieses
zwangsläufige Innehalten, das Sich-Besinnen, hat viele neue Kräfte
frei gesetzt. Ich bin davon überzeugt, dass die Menschheit künftig
anders miteinander umgehen wird.“

Ein Eckpfeiler für das gesellschaftliche Miteinander war bisher die
Wirtschaft, deren Funktionieren und Prosperieren. Bleibt das so?
„Wohin wollen wir denn wachsen“, so Frau Shen. „Das Geld ist
nicht der Antrieb für Menschen, wenn sie glücklich sein wollen.“
Das zeigen einschlägige Studien. Die Wirtschaft allein, das immer
raschere immer schnellere Mehr und Mehr, befriedigt nicht. „Mit
meinen neuen Aufgaben bin ich in der Lage, Forschungsergebnisse zu
bündeln und der Politik zur Entscheidung vorzulegen. Dazu ist es
allerdings erforderlich, dass die Politiker verstehen, was wir
meinen.“

Transparenz also. Aber wofür? „Für die Nachhaltigkeit. Die Antwort
auf Fragen der Zukunft ist die Nachhaltigkeit. Das ist der Schwerpunkt
meiner und unserer Arbeit. Welche Rolle spielt zum Beispiel die
Digitalisierung? Ist das Selbstzweck oder dient sie den Menschen?“
Die Antwort ist eindeutig: „Die Digitalisierung kann eine große
Hilfe sein. Richtig angewandt natürlich. Man kann einfacher,
schneller komplexere Sachverhalte regeln und anpacken, wenn man
Technik einsetzt. Die muss selbstverständlich immer beherrscht
werden. Von Menschen. Und den Menschen dienen, sie nicht
terrorisieren.“

Wie machen Sie denn ihren Ansprechpartnern in Politik, Wirtschaft und
Verwaltung klar, was sie konkret wollen? „In der Tat brauchen wir
eine neue, eine andere Sprache. Eine Sprache, die alle verstehen. Das
ist nicht die Sprache des Geldes. Sondern die Antwort auf die Frage
etwa , wie wir unseren Planeten behalten können. Oder wie Menschen
verschiedener Kulturen friedlich zusammenleben können. Wie man
Ressourcen verwendet. Eine andere Frage ist aber auch, welche Energie
wir wie einsetzen. Oder wie wir Wasser gerecht verteilen. Wir müssen
rational handeln, um unseren Planeten für die nächsten Generationen
lebenswert zu erhalten.“

Rational heißt mit dem Verstand? „Nein, nicht unbedingt. Das
heißt, so zu handeln, dass es sinnvoll ist. Eben ganzheitlich. Als
ganzer Mensch. Für andere Menschen.“

Wie stellen Sie das in ihren neu übernommenen Einheiten sicher?
„Wir haben eine Menge an Daten und Fakten und Sammlungen von
Lösungsansätzen. Die müssen wir koordinieren, bündeln. Damit
werden wir schlagkräftiger. Da hilft uns beispielsweise die
Digitalisierung, weil wir hoch komplexe Mengen von Daten so
verarbeiten können, dass sie ergebnisorientiert und praktikabel in
Konzepte zu übertragen sind. Und, um das zu übertragen, eben
verständlich zu machen, brauchen wir Kommunikation. Ein normaler
Bürger soll unsere Web-Site aufschlagen und sofort wissen, was wir
mit Forschungsergebnissens warum wann und wie tun. Und was er als
Person und Bürger wie Mitglied der Gesellschaft davon hat.“

Nachhaltigkeit, Risikobewertung, Verwundbarkeitsanalysen,
Naturbewusstsein, Anpassungsfähigkeit und die Hinweise darauf, wie
das erreichbar ist, das sind Stichwörter aus Frau Shens
Arbeitskatalog. Hinweise und Handlungsvorschläge für die Politik,
für die Wirtschaft und schlussendlich für den Einzelnen. Das alles
erarbeitet auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse aus immer
neuen Projekten wie Studien. Aber immer unter Beachtung von
Bedürfnissen der Menschen. Die stehen auch für Frau Shen und die Uno
im Mittelpunkt der Überlegungen.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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