Don Bosco
Hilfe für traumatisierte Kinder und Jugendliche

Bruder Lothar Wagner SDB (links) berichtete von seiner Arbeit mit Kinder und Jugendlichen im Südsudan. Dr. Nelson Pendel (rechts) ist seit 2011 Geschäftsführer von Don Bosco Mission Bonn. | Foto: Rolf Thienen
  • Bruder Lothar Wagner SDB (links) berichtete von seiner Arbeit mit Kinder und Jugendlichen im Südsudan. Dr. Nelson Pendel (rechts) ist seit 2011 Geschäftsführer von Don Bosco Mission Bonn.
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Bonn - „Wenn ich mit den Kindern zusammen bin, mich mit ihnen unterhalte,
sehe ich in ihren Augen manchmal ein Blitzen, einen Freudenschimmer,
der mir Mut macht, weiter mit ihnen zu arbeiten“, so zusammengefasst
die Antwort von Bruder Lothar Wagner, SDB (Salesianer Don Bosco) auf
die Frage, woher er die Motivation für seine Arbeit nimmt. Und diese
Arbeit ist nun alles andere als leicht, und das in jeder Beziehung.

Seit gut einem halben Jahr ist Br. Lothar im Südsudan tätig und
widmet sich der Arbeit mit Straßenkinder, von ihren Familien
verlassenen Kindern und Flüchtlingen, meist Frauen mit Kindern. Im
Südsudan sind zurzeit ca. 13 Millionen Menschen auf der Flucht.
Innerhalb des Landes aber auch auf der Flucht ins benachbarte Ausland
wie Uganda. Seit 2010 sind in den Kämpfen im Land zwischen
Regierungstruppen und Rebellengruppen über 400.000 Menschen getötet
worden, sei es infolge unmittelbarer Kampfhandlungen oder durch
mangelnde bzw. fehlende medizinische Versorgung infolge der
Kampfhandlungen. Des Weiteren schätzt UNICEF die Zahl der
Kindersoldaten auf ca. 19.000, verteilt auf beide Kampftruppen. Einige
wenige dieser Kindersoldaten, die bereits im Alter von acht bis neun
Jahren angeworben werden, können den Kämpfen entkommen und leben als
Straßenkinder in den Städten des Landes.

Diese Kindersoldaten und die Frauen mit ihren Kindern, die auf der
Flucht sind, finden Hilfe und Unterstützung in Anlaufstationen und
Einrichtungen der Salesianer Don Bosco, der Malteser und der UNICEF.
Alleine die Salesianer Don Bosco unterhalten im Norden des Südsudan
zwei Einrichtungen in den Städten Wau und Kuajok, in denen ca. 7.000
Erwachsene und Kinder betreut werden. Es wurde eine Grundschule
gebaut, es existiert eine Berufsschule, in der Computerkurse angeboten
werden aber auch Schweißen, Mauern, Schreinern gelehrt werden. Es
wird eine Druckerei betrieben und die Frauen lernen auf eigenen
Feldern eine effiziente Landwirtschaft und verbesserte Anbaumethoden.

Neben der praktischen Ausbildung ist ein weiteres Ziel der Tätigkeit
den Menschen ihre Würde und ihr Selbstwertgefühl zurück zu geben,
das sie als Flüchtlinge verloren haben. Die Kinder sollen vorbereitet
werden, wieder in ihre Familien zurückzukehren, was jedoch auf große
Schwierigkeiten stößt, da sie oft von ihren Vätern den Kampftruppen
angedient wurden und nun als Deserteure Schande über die Familie
bringen und verstoßen werden. Insgesamt konnten daher im letzten Jahr
nur 32 ehemalige Kindersoldaten wieder zu ihren Familien
zurückgegeben werden.

Ein weiteres Projekt, das die Salesianer Don Bosco in Kuajok
unterhalten, beschäftigt sich mit Jugendlichen, die dauerhaft und
meist in Gruppen auf der Straße leben. Ihre Zahl schätzt Br. Lothar
auf ca. 1.200. Während die Kindersoldaten meist durch die UNICEF
vermittelt werden, nehmen diese Straßenkinder oft über Streetworker
den ersten Kontakt auf.

Ab mittags erhalten diese Jugendlichen die Möglichkeiten, in diesem
Projekt zusammenzukommen. Hier erhalten sie eine warme Mahlzeit, sie
können sich waschen, sie erhalten Hilfe in Konfliktlösungsgruppen
und können miteinander spielen. Im gemeinsamen Spiel, was ja ein
wesentlicher Aspekt der Lehre Don Boscos ausmacht, erlernen die Kinder
und Jugendlichen z.B. im Fußball so etwas wie Teamgeist und Fair
Play. Im Rollenspiel werden sie an alltägliche Hierarchien
herangeführt und können auf diese Weise ihre traumatischen
Erlebnisse verarbeiten. Außerdem besteht für sie die Möglichkeit,
in diesen Kinderschutzzentren zu übernachten. Diese Angebote, die wie
alle anderen Einrichtungen der Salesianer Don Bosco im Südsudan rein
aus Spendengeldern finanziert werden, werden regelmäßig von ca. 600
Kindern und Jugendlichen, meist Jungen, genutzt. Die wenigen Mädchen,
die auf der Straße leben, verdingen sich meist als Prostituierte und
entziehen sich somit oft der Ansprache durch die Streetworker.

Wesentlich bei allem, so Br. Lothar, ist der unmittelbare Kontakt mit
den Kindern, Jugendlichen und Frauen. Hier, in Gesprächen,
gemeinsamem Handeln, entwickelt sich Vertrauen, entwickelt sich
Verantwortung und kann in den meisten Fällen die gestohlene Kindheit
nachgeholt und ausgelebt werden, die Freude am Dasein in kurzen
Momenten ohne Angst und Not. Hier können sie sich selbst sein und
sich an Kleinigkeiten freuen, auch wenn sie bereits 17 oder 18 Jahre
alt sind und so vieles erlebt haben, was man sich nicht vorstellen
möchte.

Dies sind dann die Momente, aus denen Br. Lothar seine Motivation,
seine Mission hernimmt, weiter zu arbeiten in dem Sinne, dass seine
Tätigkeit Fürchte trägt. Diese Tätigkeit ist neben dem
humanitären Gedanken geprägt durch seinen Glauben. Er sieht sich als
Ordensmann eher in den Personen der hl. Veronika, die Jesus das
Schweißtuch reichte, oder des Josef von Arimathea, der half, das
Kreuz zu tragen, und nicht in der Person der Apostel, die diesen
letzten Gang Jesu auf Erden im Garten Getsemani verschliefen. Zurzeit
ist Br. Lothar Wagner wieder im Südsudan und hilft den Kindern bei
ihrem Kreuzweg, denn, so sagt er, die Kreuze tragen heute die Kinder.

Infos kompakt

Die Salesianer Don Bosco (SDB) sind seit Gründung des Südsudan im
Jahr 2011 in der Nähe der Hauptstadt Juba, in Maridi, Toni und im
Norden des Landes in Wau und Kuajok vor Ort.

Br. Lothar Wagner SDB ist seit Juni 2018 im Südsudan. Der
45jährige gebürtige Trierer ist Koordinator für Kinderschutz in Wau
und Kuajok. Als Sozialpädagoge und Theologe setzte er sich zuvor in
Sierra Leone und Liberia für ausgegrenzte Kinder und Jugendliche ein.
In Sierra Leone erlebte er die Ebola-Krise hautnah mit.Weitere
Informationen, Kontaktaufnahme und Spendenkonten unter
www.donboscomission.de

- Rolf Thienen

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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