Entscheidung über Radschnellwege
Höhere Naturschutzbehörde in Köln entscheidet übe ...
Bonn/Köln - (red) Die Höhere Naturschutzbehörde bei der Bezirksregierung Köln
wird über die naturschutzrechtliche Befreiung für den Ausbau einer
Radschnellroute im Bereich der linksrheinischen Rheinaue entscheiden.
Einen entsprechenden Beschluss hat der Rat der Stadt Bonn am 28. Juni
2021 gefasst.
Das Projekt muss wegen der Vorgaben des Fördergebers bis zum 31.
Oktober 2022 realisiert werden. Es besteht daher erheblicher
Zeitdruck, da für die bauliche Umsetzung nur noch ein sehr kleines
Zeitfenster bleibt.
Das Vorhaben ist Teil des Gesamt-Förderprojekts „Emissionsfreie
Innenstadt“ mit Mobilstationen, Radschnellrouten und E-Fahrzeugen an
dem die Stadt seit vier Jahren arbeitet. Als Beitrag zur Verkehrswende
soll mit dem Ausbau der bestehenden Radwege in der Rheinaue die
umweltfreundliche Nahmobilität attraktiver gemacht und der Umstieg
vom motorisierten Verkehr hin zum Fahrrad gefördert werden. Für die
Realisierung der vom Rat im Jahr 2019 beschlossenen Planung ist eine
naturschutzrechtliche Befreiung gemäß Bundesnaturschutzgesetz
erforderlich.
Dieser Befreiung hat der Bonner Naturschutzbeirat in seiner Sitzung am
17. Mai 2021 widersprochen. Der Stadtrat hat nun beschlossen, dass die
Höhere Naturschutzbehörde final entscheiden soll.
Im Zuge des Projektes „Emissionsfreie Innenstadt“ sollen die
Radrouten rechts und links des Rheins verbreitert werden. Das Ganze
läuft im Förderprojekt unter dem Namen Radschnellrouten. Damit
werden den Radfahrenden und Personen zu Fuß klar getrennte Wege in
ausreichender Breite angeboten. Die Idee hinter Radschnellrouten ist,
ein Begegnen von Fahrrädern auch mit Kinderanhänger oder Lastenrad
sicher und bequem zu ermöglichen. Niemand soll mehr plötzlich
abbremsen müssen, weil der Weg zu schmal ist. Schnellere Radfahrer
sollen langsamere mit genügend Abstand überholen können.
„Strecken in der Stadt mit dem Rad zurückzulegen, soll in Bonn
attraktiver werden. Eine gute und sichere Infrastruktur für
Radfahrende ist ein wichtiger Baustein der Verkehrswende und
wesentlich für den Klimaschutz. Die Radwege in der links- und
rechtsrheinischen Rheinaue gehören zu den schönsten und meist
befahrenen Radrouten im Stadtgebiet. Es ist dringend nötig,
Sicherheit und Komfort auf den Strecken verbessern“, erläutert
Oberbürgermeisterin Katja Dörner. „Eine Verbreiterung der Wege ist
unumgänglich, damit auch Lastenräder, Pedelecs und Anhänger
ausreichend Platz haben - und alle sicher unterwegs sein können. Dass
hierfür alte Bäume gefällt werden müssen, schmerzt, ist aber in
der Abwägung auch mit Blick auf die geplanten umfangreichen
Baumpflanzungen als Ausgleichsmaßnahmen vertretbar.“
Die Pläne für das mit 2,3 Millionen Euro Kosten veranschlagte
Projekt sehen zwischen Charles-de-Gaulle-Platz und südlich der
Konrad-Adenauer-Brücke einen Ausbau des bestehenden reinen Radwegs
direkt am Ufer von circa zwei auf vier Meter vor. Weiter Richtung
Plittersdorf werden denn die oben verlaufenden Rad- und Fußwege
getauscht und ausgebaut. Die neuen Radwege werden vier Meter breit und
die neuen Fußwege in 2,50 Meter Breite ausgebaut. Der zu schmale
heutige Radweg direkt am Rheinufer wird auf diesem südlichen Stück
zum reinen Fußweg. Dies ist sinnvoll, da der Weg schon heute gerne
von Joggern und Spaziergängern genutzt wird. Zudem hätte eine
Verbreiterung des Radweges unten am Ufer einen massiven Eingriff in
den Baumbestand mit vielen Fällungen bedeutet.
Nur auf einem Abschnitt Richtung Süden im Bereich von Haus Carstanjen
wird, wie heute, ein gemeinsamer Weg für Fußgänger und Radfahrende
ausgewiesen, der geringfügig verbreitert wird. Auch hier wurden
Baumstandorte und Denkmalschutz berücksichtigt. Um Konflikte auf
dieser gemeinsam genutzten Fläche zu vermeiden, wird die Stadt mit
Schildern oder Bodenmarkierungen um gegenseitige Rücksichtnahme
werben.
Mit breiteren Radwegen werden die Wege nicht nur sicherer, sondern
auch komfortabler. Durch die Führung durchs Grüne, ohne Ampeln oder
Einmündungen, ist die Rheinaue eine attraktive Strecke für
Radfahrer, die dort zur Naherholung Rad fahren oder auf dem Weg von
und zur Arbeit Energie im Grünen tanken. Auch mit Kindern ist sie
eine sichere Strecke abseits der Hauptstraßen. Um dem angestrebten
gesteigerten Radverkehrsaufkommen zu begegnen, ist eine Verbreiterung
der heute sehr schmalen Radwege nötig.
Da diese Verbreiterung der Wege einen Eingriff in den Park bedeutet,
zusätzliche Fläche versiegelt und auch Bäume entfernt werden
müssen, hat sich die Verwaltung bemüht, die verträglichste
Wegeführung zu entwickeln. Hierbei mussten nicht nur die Belange des
Baum- und Naturschutzes (auch eine geschützte Fledermauspopulation
musste berücksichtigt werden) beachtet werden. Hinzu kamen noch das
Urheberrecht und der Denkmalschutz der Parkgestaltung. Gemeinsam mit
dem Parkplaner Gottfried Hansjakob und der Denkmalbehörde wurde
festgelegt, in welche Bereiche des Parks eingegriffen werden darf und
in welche nicht.
So müssen die Wege einheitlich und in ihrer Form erhalten bleiben.
Ein Verschwenken um einzelne Bäume ist deswegen einerseits nicht
möglich und andererseits oft nicht zielführend, da die Wurzeln eines
Baumes weit um seinen Stamm herumreichen und diese, je nach Baum, auch
bei einem Ausbau des Weges in 1-2 Metern Entfernung noch geschädigt
würden. Ein Überleben des Baumes oder seine Standsicherheit könnte
so nicht gewährleistet werden. Entfernt werden nur Bäume, bei denen
dies absolut nicht zu vermeiden ist.
Nach Abwägung aller Kriterien konnte eine Routenführung erreicht
werden, die anstelle von 90 in der ersten Planvariante nun nur noch
die Entfernung von 44 Baumen vorsieht.
Der Rat beschloss, in den nächsten zwölf Monaten 120 neue Bäume als
Ausgleich, sofern die Befreiung erfolgt und es zu einer Umsetzung des
Projekts kommt, zu pflanzen, d.h. etwa doppelt so viele wie gemäß
Befreiung notwendig. Darüber hinaus soll die Verwaltung prüfen, ob
Bäume versetzt werden können. Die zusätzliche Flächenversiegelung
wird durch die Anlage einer Hochstaudenflur im Beueler Deichvorland
auf einer 8700 Quadratmeter großen Fläche kompensiert.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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