Goldhandys
In Schubladen und Schränken verstauben Millionen alte Geräte
Beuel - (hm). Nicht nur zentral in Bonn konnten in der Woche vom 23.- 29.
November ausgemusterte Handys in der Münster-Information abgegeben
werden. Auch in Beuel und Bad Godesberg beteiligen sich katholische
und evangelische Gemeinden an der Aktion unter dem Titel „Woche der
Goldhandys“, zu der vom katholischen Hilfswerk „missio“ im
Rahmen der Aktion „Schutzengel“ aufgerufen wurde.
Anlass war der „Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen“ am 25.
November. Dieser Tag soll darauf aufmerksam machen, dass sexuelle
Gewalt in der Demokratischen Republik Kongo als Kriegswaffe von
Rebellen eingesetzt wird, während sie gezielt die Regionen mit den
wertvollen Mineralien erobern, die für die Produktion von Smartphones
benötigt werden und damit den Bürgerkrieg finanzieren.
Zuvor berichtete Abbé Justin Nkunzi, Direktor der katholischen
Menschenrechtsorganisation Justitia et Pax, der schon zwei
Mordanschläge überlebt hat, im Rahmen eines Vortrages im Pfarrheim
Sankt Josef, über seine Arbeit in den „Missio Traumazentren“ des
Kongos.
Nkunzi lebt im Osten des Kongos. Hier wütet ein blutiger Bürgerkrieg
um Gold, Silber, Kupfer, Silizium und Coltan. Coltan (Tantalmineral)
deshalb, da es in der Mikroelektronik benötigt wird und auch für die
Herstellung von Mobiltelefonen unverzichtbar ist.
Mit Justitia et Pax bietet er psychosoziale Begleitung und Betreuung
von Gewaltopfern an. Hier erhalten die betroffenen Menschen
seelsorgerische und psychologische Hilfe. Hilfe, vor allem für Frauen
und Kinder, deren Vergewaltigungen vor der Dorfgemeinschaft als
Einschüchterungswaffe genutzt werden, um diese gefügig zu machen, um
sie zum Abbau der Rohstoffe ein zu setzen.
Die Folgen sind Verstoßungen der so genannten „Rebellenbräute“
aus ihren Familien. Zurück in die Gemeinschaft sollen sie wieder
durch Gespräche und begleitende Maßnahmen in den „Traumazentren“
geführt werden.
Dr. Eva-Maria Hertkens Referentin bei “missio in Aachen: „Wir
sprechen mit der der Mitmach-Aktion zur Finanzierung dieser Zentren
alle Menschen an, die alte Handy besitzen. Nach Schätzungen
verstauben in deutschen Schränken und Schubladen über 124 Millionen
alte Geräte, die Gold wert sind.“
Zum dritten Mal wurden im Seelsorgebereich zwischen Rhein und Sieg und
der Evangelischen Kirche Beuel, aber zum ersten Mal im
Seelsorgebereich Bad Godesberg, alte Schätzchen gesammelt.
Übergeben wurden rund 900 nicht mehr zeitgemäße Geräte an das
Missionswerk in der KiTA St. Pius, davon 750 aus Bad Godesberg. Petra
Gläser, Pfarrgemeinderatsvorsitze des „Seelsorgebereiches an Rhein
und Sieg“, die 2017 gemeinsam mit Pfarrerin Dr. Heike
Lipski-Melchior von der „Evangelischen Gemeinde Beuel“ die Aktion
Goldhandys startete, hatte damals ebenfalls fast 1.000 Alt-Handys aus
Beueler Schränken geholt. Jetzt kamen im Rechtsrheinischen immer noch
150 Stück zusammen.
Die Handys, werden dem Kölner Start-Up Unternehmen „mobile box“
übergeben. Diese werden nach Vorarbeiten einem zertifizierten
Recycling-Betrieb zugeführt, der die eingebauten Mineralien
wiedergewinnt. So entstehen wertvolle Sekundärrohstoffe, die der
Industrie erneut zur Verfügung gestellt werden können. Der Vorteil
liegt auf der Hand: Es müssen keine Primärrohstoffe in Bergwerken
geschürft und unter unmenschlichen Bedingungen, wie etwa im Kongo,
abgebaut werden
Bislang wurden 140.000 alte Mobiltelefone generiert. 80- 90 % wurden
davon recycelt, 10 – 20 % der Altgeräte konnten wiederaufbereitet
werden. Das Recycling erfolgt ausschließlich in Europa und der
„missio“-Kooperationspartner „mobile-Box“ bringt die
wiederaufbereiteten Geräte auf den Markt.
Für jedes recycelte Handy erhält „missio“ 40 Cent, für jedes
wiederaufbereitete Mobiltelefon zwei EURO. Insgesamt konnten
„missio“ dadurch bislang 75.000 EURO zugeführt werden.
Auch außerhalb der Aktionswoche, können Handy abgegeben werden. Für
den Seelsorgebereich zwischen Rhein und Sieg beantwortet
Engagementsförderin Bianca Pohlmann alle Fragen rund um das Handy
unter: 0174 -7386818
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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