Stumme Mahnung
Insgesamt 349 Stolpersteine auf Bonner Stadtgebiet
Bonn - (red) 23 Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig wurden Ende Juni
im Bonner Stadtgebiet verlegt. Nun erinnern insgesamt 349
Stolpersteine an Bonner*innen, die von den Nationalsozialisten
verfolgt, ermordet, zur Flucht gezwungen wurden oder ihre Verfolgung
überleben konnten.
Erstmals wurden dieses Jahr auch Stolpersteine für Bonner verlegt,
die von den Nationalsozialisten als Homosexuelle verfolgt und ermordet
wurden. Der §175 des deutschen Strafgesetzbuches existierte vom 1.
Januar 1872 bis zum 11. Juni 1994. Er stellte sexuelle Handlungen
zwischen Personen männlichen Geschlechts unter Strafe. Die
Nationalsozialisten erweiterten die strafbaren Tatbestände des
Gesetzes auch auf vorher straffreie Handlungen und verschärften die
Strafmaße.
Viele vorbestrafte Männer unterlagen strenger polizeilicher
Überwachung und wurden wegen Denunziationen, Indizien oder
Vermutungen verfolgt und verhaftet. Verurteilungen nach §175 wurden
von den Nationalsozialisten auch dann angestrengt, wenn zum Beispiel
bei politischen Gegnern (oppositionellen Jugendlichen oder Priestern)
keine Beweise für strafbare Handlungen gefunden wurden.
Viele der nach §175 Verurteilten wurden nach Verbüßung der Strafen
in „Schutzhaft“ bzw. „Vorbeugehaft“ genommen. Diese
Möglichkeiten nutzten die Nationalsozialisten, um Personen ohne
Verfahren oder Verurteilung auf unbestimmte Zeit in Haft zu nehmen.
Eine Rehabilitierung und Anerkennung als Opfer der
Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft der als homosexuell
Verfolgten fand erst zum 24. Juli 2002 statt.
Die ursprünglich für Februar 2021 geplante Verlegung konnte aufgrund
der Corona-Pandemie erst jetzt durch die Gedenkstätte und
NS-Dokumentationszentrum und das Tiefbauamt der Bundesstadt Bonn mit
einem kleinen Kreis an Teilnehmenden - ohne den Künstler -
stattfinden.
Seit 2002 gibt es in Bonn Stolpersteine. Finanziert werden sie von
Patinnen und Paten, die Gedenkstätte Bonn koordiniert das Projekt.
Die seit Januar 2021 zum Stadtarchiv Bonn gehörige Gedenkstätte
überprüft alle Informationen über die Person, an die der Stein
erinnern soll, und es werden eventuell noch lebende Angehörige um
ihre Zustimmung gebeten. In der Geschäftsstelle der Gedenkstätte
werden Kurzbiografien zu allen Opfern, für die in Bonn ein
Stolperstein verlegt wurde, vorgehalten. Auf www.bonn.de/stolpersteine
gibt es eine Karte der Stolpersteine in Bonn.
Informationen zur Arbeit der Gedenkstätte gibt es unter
https://gedenkstaette.bonn.de/
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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