"Höhner" diskutieren mit Schülern
„Jede Jeck is anders!“

Die Schülerinnen und Schüler des Pädagogik-Grund- und Leistungskurses mit den Höhner-Frontmännern. | Foto: Engst
3Bilder
  • Die Schülerinnen und Schüler des Pädagogik-Grund- und Leistungskurses mit den Höhner-Frontmännern.
  • Foto: Engst
  • hochgeladen von RAG - Redaktion

Bonn - Das war eine gelungene Überraschung: Mitten im Unterricht des
Pädagogik-Leistungs- und Grundkurses Q2 am
Carl-von-Ossietzky-Gymnasium in Bonn-Ückesdorf klopfte es an der
Tür. Herein kamen niemand geringere als Henning Krautmacher und
Hannes Schöner, Sänger und Bassist der bekannten Kölner
Mundartgruppe „Höhner“.

„Ich hoffe, ihr wisst, wer wir sind“, witzelte Krautmacher. Eine
unbegründete Sorge, schließlich hatten die angehenden
Abiturientinnen und Abiturienten im Unterricht gerade erst den
Karnevals-Hit der Band, „Viva Colonia“, unter die Lupe genommen.
Insbesondere die Textzeile „Mer sin multikulinarisch, mer sin
multikulturell“ wurde vom Pädagogikkurs genau analysiert und
darüber diskutiert, ob der Begriff multikulturell heute überhaupt
noch zutreffend ist. Besser passen würde nach Meinung der
Schülerinnen und Schüler der Begriff Transkulturalität, der für
eine Kultur steht, an der jeder unabhängig seiner ursprünglichen,
nationalen Kultur, teilhaben kann. Ob dies wie im Höhner-Lied
besungen, auch im Karneval der Realität entspräche, dieser
Diskussion wollten sich die beiden dienstältesten Mitglieder der
Kölner Band, die von Lehrer Dennis Fabian eingeladen worden waren,
unbedingt stellen.

Mit der rheinischen Weisheit „Jede Jeck ist anders“ wies Bassist
Hannes Schöner darauf hin, dass jeder so Karneval feiern soll, wie er
mag. „Der Eine setzt sich eine Pappnas‘ auf und findet das lustig,
der Nächste hält das für total albern“, führte Frontmann Henning
Krautmacher fort. Wichtig sei nur, Karneval mit Haltung zu feiern. Mit
Respekt und Toleranz sowie Offenheit gegenüber anderen.

Wie zum Beispiel Mitschülerin Jasmin. Die 16jährige flüchtete vor
zwei Jahren mit ihrer Familie aus Aleppo nach Köln, wo sie sich
mitten im rheinischen Karneval wiederfand. Das Lachen und die
Fröhlichkeit der Menschen hätten sie gleich angesteckt. Erstaunt
zeigten sich die Schülerinnen und Schüler auch darüber, das viele
Karnevalslieder einen ernsten Hintergrund, eine „Message“ hätten.
„Natürlich gibt es im Fastelovend eine Menge Lieder, wo es nur um
Ramba-Zamba geht“, so Krautmacher. Es gebe aber auch solche, die
einen nachdenklichen Unterton hätten. Wie der Höhner-Song „Kumm
loss mer fiere“, der während des Golfkrieges entstand und auf die
Kritik einging, warum man im Rheinland Karneval feiere, obwohl am Golf
Krieg herrscht. Oder der Song „Ich bin ene Räuber“, wo jemand
durch die Kneipen zieht, und ein „Leckerche“ nach dem anderen
vernascht, ehe er an eines Gerät, welches kurzerhand den Spieß
umdreht. „Viva Colonia“ drücke dagegen das Kölner Lebensgefühl
aus. Und auch wenn Krautmacher und Schöner durchaus einsahen, dass
der Begriff multikulturell überholt sei, aus musikalischen Gründen
wolle man die Textzeile lieber nicht abändern.

Und so stimmten die beiden Höhner zum Abschluss der Stunde mit den
Schülerinnen und Schülern den großen Hit der Session 2003 an, der
sich nicht nur 53 Wochen in den Charts hielt, sondern mit über
150.000 verkauften Platten auch zu den erfolgreichsten Deutschen
Schlagerliedern seit 1975 gehört. Zum Abschied überreichten die
beiden Kurse den Kölner Musikern eine Thermoskanne mit den
Unterschriften aller Schülerinnen und Schüler und eine Packung Tee.
Die soll Krautmacher davor bewahren, seine Stimme wie im vergangenen
Jahr geschehen, mitten in der Session zu verlieren.

- Sacha Engst

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

27 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.