Ausstellung
"Malerfürsten" in der Bundeskunsthalle in Bonn

Hans Makart, Der Frühling, 1883/84, Salzburg Museum. | Foto: Rolf Thienen
  • Hans Makart, Der Frühling, 1883/84, Salzburg Museum.
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Bonn - (rth) Sie haben vieles gemeinsam, die Malerfürsten, die zur Zeit
in der Bundeskunsthalle vereint sind: Frederick Lord Leighton, Hans
Makart, Jan Matejko, Mihály von Munkácsy, Franz von Lenbach,
Friedrich August von Kaulbach und Franz von Stuck. In Zeiten ihres
produktiven Schaffens bejubelt bis an die Grenzen des Erträglichen,
gott- bzw. götterähnliche Verehrung genießend, zumindest jedoch dem
alten Adel gleichgestellt und mehr oder weniger zwangsläufig in den
Adelsstand erhoben aufgrund ihres künstlerischen Erfolges – eben
Malerfürsten.

Gemeinsam ist ihnen, zum Teil wenigstens, ihre Herkunft: Österreich
(Makart), Ungarn (von Munkácsy) und Polen (Matejko) zur Zeit des
ausgehenden 19. Jahrhunderts, eng durch monarchische Verflechtungen
verbunden. Und Bayern (von Lenbach, von Kaulbach und von Stuck),
ebenfalls mit dem österreichisch-ungarischen Staatenbund, oft als
Operettenmonarchie verspottet, verflechtet. Lediglich Lord Leighton,
in Scarborough geboren, in Deutschland und Italien aufgewachsen und
ausgebildet, kann als „Außenseiter“ oder „Quereinsteiger“
angesehen werden, der jedoch auch schon bald nach Zusammenkünften mit
Ingres, Delacroix, Corot und Millet in Paris 1859 nach London zog, wo
er seinen Lebensmittelpunkt in eine Villa in Kensington verlegte.

Dieser allen gemeinsame Drang nach historisch sich präsentierenden
– heute würde man sagen protzigen Villen – diente der ungehemmten
Selbstdarstellung. Bedingt war diese durch das ungebremste Interesse
der Öffentlichkeit und angefeuert wurde sie durch geschickte
Vermarktung in Form von Ausstellungen und weltweiten „Tourneen“
ihrer Werke. Auch gab es üppig arrangierte Feste, bei denen sie den
Idealen der griechischen und vor allem der römischen Welt
nacheiferten. Zahlreiche Zeugnisse diese Strebens nach klassischer
Vollkommenheit in Werk und Gebaren sind in der Ausstellung zu sehen.
Sie dokumentieren somit die Sonderstellung der Malerfürsten, die –
so Doris Lehmann, Kuratorin dieser Ausstellung – „eine kunst- und
kulturhistorische Facette des 19. Jahrhunderts“ verkörpern.

Während die Gemeinsamkeiten besonders in der Außendarstellung
liegen, zeigen sich in den Werken große Unterschiede. Das große
Verdienst dieser Ausstellung ist, diese unmittelbar erlebbar zu
machen. Die ausgestellten Werke lassen die unterschiedlichen
Auffassungen von Kunst, Leben, Karriere und die individuellen
Besonderheiten jedes einzelnen sichtbar werden. Nicht chronologisch
oder monographisch, sondern jeweils unter den Kategorien „Im Palast
der Kunst“, „Inszenierungen“, „Marke Malerfürst“, „Vor
und hinter den Kulissen“, „Künstlerfeste“, „Huldigungen“
und „Der Vorhang fällt“ sind exemplarische Werke dieser Künstler
bzw. diese betreffend ausgestellt, wodurch sich die unmittelbare
Vergleichbarkeit aufdrängt.

Es ist nicht ganz leicht, das Phänomen der Malerfürsten zu
verstehen. Ihre Selbstherrlichkeit, ihre Sehnsucht nach Prunk und
damit einhergehend ihre Sehnsucht nach einer Welt, die an Stelle einer
Weiterentwicklung einen Stillstand bzw. Rückschritt vor dem
Hintergrund antiker Mythologie und mittelalterlicher geprägter
Historienauffassung herbeisehnt, wirkt aus heutiger Sicht eher
befremdlich.

Mit dem Ausbruch des ersten Weltkriegs, spätestens jedoch mit dessen
Ende, ging diese Episode auch rasch zu Ende. Zu groß war der
Schrecken. Und an Stelle der nach außen projizierten
Selbstdarstellung trat der Rückzug ins Private in den Vordergrund.
Versuche der Nationalsozialisten, einige Werke in ihre Propaganda ein
zu beziehen, beschleunigten das Vergessen seit den fünfziger Jahren
des 20. Jahrhunderts. Und erst in letzter Zeit kann ein aufkeimendes
Interesse an dem Künstlerbund, der eigentlich ja keiner war,
beobachtet werden. Die Ausstellung in der Bundeskunsthalle wird
sicherlich wesentliche Impulse zu einer weiteren Beschäftigung mit
dieser Epoche geben.

Infos kompakt:

Ausstellung „Malerfürsten“ bis 27. Januar 2019

Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland
Friedrich-Ebert-Allee 4
53113 Bonn

Eintritt
und Tickets im Vorverkauf

www.bundeskunsthalle.de

#alleartikel

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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