Fields-Medaille für Peter Scholze
Mathematik-Auszeichnung für Bonner Professor

Der erst 30-jährige Peter Scholze erhält als zweiter Deutscher überhaupt die Fields-Medaille, bekannt als „Nobelpreis für Mathematik“. | Foto: Volker Lannert
  • Der erst 30-jährige Peter Scholze erhält als zweiter Deutscher überhaupt die Fields-Medaille, bekannt als „Nobelpreis für Mathematik“.
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Bonn / Rio de Janeiro - Prof. Dr. Peter Scholze vom Hausdorff-Zentrum für Mathematik der
Universität Bonn hat heute die Fields-Medaille erhalten. Sie gilt als
der „Nobelpreis für Mathematik“ und ist die weltweit höchste
Auszeichnung, die einem Mathematiker verliehen werden kann. Der
30-jährige Bonner Wissenschaftler nahm den Preis beim Internationalen
Mathematikerkongress in Rio de Janeiro, Brasilien, entgegen.

Peter Scholze ist erst der zweite Deutsche, der die Fields-Medaille in
mehr als 80 Jahren erhalten hat. Erster deutscher Preisträger war im
Jahr 1986 Prof. Dr. Gerd Faltings, der derzeit Direktor am
Max-Planck-Institut für Mathematik in Bonn und Vorstandsmitglied des
Hausdorff-Zentrums für Mathematik der Universität Bonn ist.

Die Verleihung ist nur der Höhepunkt einer Vielzahl von Preisen und
Auszeichnungen für Prof. Dr. Peter Scholze in den letzten Jahren.
Seine wissenschaftlichen Leistungen fanden bereits Anerkennung im Clay
Fellowship der Clay Foundation, dem Prix Peccot des Collège de
France, dem Clay Research Award, dem Cole Prize for Algebra der
American Mathematical Society, dem Leibniz-Preis der Deutschen
Forschungsgemeinschaft und der Aufnahme in vier renommierte
wissenschaftliche Akademien.

Mathematik im Grenzbereich von Zahlentheorie und Geometrie

Peter Scholze hat das Methodenspektrum im Grenzbereich von
Zahlentheorie und Geometrie, der sogenannten Arithmetischen Geometrie,
durch die von ihm entdeckten „perfektoiden Räume“ grundlegend
erweitert. Diese neuen Strukturen erlauben es, die ganzen Zahlen
besser als bislang als geometrisches Gebilde zu interpretieren, in dem
auch in einer Umgebung von Primzahlen – über sogenannten p-adischen
Zahlen – Geometrie betrieben werden kann. Dadurch werden umgekehrt
neue, unerwartete Rückschlüsse auf offene zahlentheoretische
Fragestellungen ermöglicht.

Die Auszeichnung von Peter Scholze ist ein weiterer Meilenstein in der
langen Tradition der Bonner Mathematik, die zweifelsfrei zu den
größten und wichtigsten Zentren für mathematische Lehre und
Forschung in Deutschland und weltweit gehört. Mit ihrer Geschichte
verbinden sich große Gelehrte wie Julius Plücker, Felix Klein,
Rudolf Lipschitz, Felix Hausdorff und Otto Toeplitz. Friedrich
Hirzebruch machte Bonn im 20. Jahrhundert zu einem internationalen
Zentrum der Mathematik und gründete das Max-Planck-Institut für
Mathematik in Bonn. Seit Jahrzehnten fördert die Universität Bonn
die Mathematik systematisch und nachhaltig für die Zukunft. So bildet
mathematische Forschung einen ihrer sechs Profil-Bereiche. Seit 2006
wird das Hausdorff Center for Mathematics im Rahmen der
ExzellenzInitiative des Bundes und der Länder als Exzellenz-Cluster
gefördert. Auch hierdurch konnte die Förderung hochtalentierter
Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler noch stärker
erfolgreich adressiert und das bereits vorhandene hervorragende Umfeld
der Mathematik an der Universität Bonn weiterentwickelt werden.

Dieses Bonner Umfeld war für Peter Scholze der entscheidende Grund,
aus Berlin kommend, die Universität Bonn als Studienort zu wählen.
Bereits als Schüler hat er auf sein mathematisches Talent durch drei
Gold- und eine Silbermedaille bei der Internationalen
Mathematik-Olympiade auf sich aufmerksam gemacht. Während der
Promotion bei seinem akademischen Lehrer und Wegbereiter, Leibniz
Preisträger Prof. Dr. Michael Rapoport, wurde die Brillanz des jungen
Forschers weltweit erkannt. Um ihn an Bonn zu binden, hat sich die
Universität Bonn im Jahr 2012 zu einem außergewöhnlichen Schritt
entschlossen: Mit Mitteln der ExzellenzInitiative wurde er mit nur 24
Jahren als jüngster W3-Professor Deutschlands auf einen renommierten
„Hausdorff Chair“ des Hausdorff-Zentrums für Mathematik der
Universität Bonn berufen. Seither wird er von den besten
Universitäten weltweit umworben.

Große Bedeutung für die Universität Bonn

Der Rektor der Universität Bonn, Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Hoch,
betont: „Die Auszeichnung und der ganz persönliche Erfolg von Peter
Scholze ist auch für die Universität Bonn von größter Bedeutung.
Unser Ziel war und ist es, die besten Köpfe der jeweiligen
Disziplinen, auch und vor allem herausragende Nachwuchstalente, für
Bonn zu gewinnen und ihnen optimale Bedingungen für ihre Forschung zu
bieten. Hierfür ist Peter Scholze als Ausnahme-Mathematiker ein
überaus beeindruckendes Beispiel. Ohne jeden Zweifel wird er die
mathematische Forschung auch in Zukunft maßgeblich prägen.“

Peter Scholze bleibt der Wissenschaftsstadt Bonn erhalten: „Die
Rahmenbedingungen hier in Bonn sind großartig und die internationale
Atmosphäre sehr inspirierend“, erklärt der Mathematiker. Neben
seinem Hausdorff Chair am Mathematischen Institut der Universität
wurde er kürzlich auch als Wissenschaftlicher Direktor an das Bonner
Max-Planck-Institut für Mathematik berufen.

Das Hausdorff-Zentrum für Mathematik (Hausdorff Center for
Mathematics; HCM) ist ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft im
Rahmen der Exzellenzinitiative geförderter Exzellenzcluster an der
Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und zugleich der
einzige Exzellenzcluster für Mathematik in Deutschland. Am HCM
forschen deutsche und internationale Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler über zahlreiche Fragestellungen der Mathematik und
ihrer Anwendungen. Bei der Ausbildung des wissenschaftlichen
Nachwuchses setzt das HCM auf höchste internationale Standards und
fördert aktiv die frühe Selbstständigkeit junger Mathematikerinnen
und Mathematiker. Der Cluster wurde 2006 gegründet und 2012 um einen
zweiten Förderzeitraum verlängert. 

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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