Lebensretter Medizinstudenten
Medizinstudierende trainieren gemeinsam lebensretten ...
Bonn - (red) Ist die schnelle Atmung und die hohe Herzfrequenz des
fünfjährigen Patienten noch Ergebnis des hohen Fiebers oder sind das
bereits erste Anzeichen einer Blutvergiftung? Bei welchem Herzrhythmus
sollte man einen Defibrillator einsetzen und wann nicht? Und: Wie legt
man eine Infusion bei sehr kleinen Kindern? Damit Medizinstudierende
all diese Fragen nicht nur theoretisch beantworten, sondern unter
geschützten Bedingungen auch praktisch üben können, bietet das
Universitätsklinikum Bonn (UKB) Medizinstudierenden jetzt erstmals
Fortgeschrittenenkurse zu Lebensrettenden Maßnahmen für Kinder an.
„Mit diesen Kursen führen wir unsere Studierenden viel früher als
bislang üblich an die praktischen Fähigkeiten heran, die sie im
klinischen Alltag brauchen“, sagt Dr. Anthea Peters, Kinderärztin
und ärztliche Koordinatorin des Skillslab am UKB. „Schon wenige
Monate nach Berufsstart stehen junge Ärztinnen und Ärzte im Dienst
alleine auf Station. Da gibt ein solcher Kurs sehr viel Sicherheit in
den ersten Nachtschichten.“ Das neue Angebot für Studierende fußt
auf den Kursen, die das UKB Ärztinnen und Ärzten, Pflegenden und
Rettungsdienstpersonal seit vielen Jahren anbietet.
Anders als diese Kurse werden die Studierendenkurse jedoch nicht nur
von der Kinderärztin selbst sondern auch von drei studentischen
Instruktorinnen geleitet, die sich in einem mehrtägigen Kurs fachlich
und didaktisch qualifiziert haben. Dieser Peer-to-Peer Ansatz des
Skillslabs ist bewährt. „Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind
viel offener und weniger nervös, wenn sie von uns auf Augenhöhe
angeleitet werden. Das ist wichtig, da die Behandlung eines
Kindernotfalls ohnehin schon ein besonderes Stresslevel erzeugt“, so
Ruth Heinrichs, eine der Instruktorinnen. Im Kurs werden vormittags
praktische Fähigkeiten wie Wiederbelebung oder Defibrillation geübt
– am Nachmittag kommen dann verschiedene Fallbeispiele mit
steigendem Schwierigkeitsgrad dran. Den angehenden Ärztinnen und
Ärzte wird „Peter“ vorgestellt – eine lebensgroße Kinderpuppe,
die sprechen kann und auch schon mal lebensgefährliche
Herzrhythmusstörungen bekommt. Im Team müssen die Teilnehmenden nun
in verschiedenen Szenarien gemeinsam Diagnosen stellen und
Erkrankungen behandeln. Und so stehen nun sechs junge Studierende der
Humanmedizin um „Peter“ herum, den sie gerade an einen Monitor
angeschlossen haben, messen seine Sauerstoffsättigung, holen
Informationen von der beunruhigten Mutter (gespielt von einer
Instruktorin) ein und ziehen Infusionen auf.
„Neben der Herausforderung, fachlich die richtigen Entscheidungen
bei der Behandlung und Medikation zu stellen, wollen wir auch zeigen,
dass in einer Notfallsituation die Kommunikation im Team eine wichtige
Rolle spielt“, sagt Heinrichs. Wie können die Aufgaben effektiv
verteilt werden, wer behält den Überblick und entscheidet, wie
bleibt man inmitten des Stress ruhig? Am Ende einer jeden Aufgabe wird
all dies in einer Feedbackrunde gemeinsam reflektiert, gute Ansätze
werden gelobt, für kritische Situationen andere Lösungswege gesucht.
Gerade das schätzt Hanna, Studentin im 5. Klinischen Semester sehr:
„Nach all der Zeit in Hörsälen und der Übung erster Fertigkeiten
in den klinischen Praktika ist ein solcher Kurs ein wichtiger
Zwischenschritt: Wir testen nicht nur, wie schnell wir die korrekten
Behandlungsansätze abrufen können, sondern merken auch, wie wir und
andere in Krisensituationen reagieren und was wir daran individuell
verbessern können – bevor der Ernst des Klinikalltags beginnt.“
Und so können alle Teilnehmenden den Kurs mit einem Erfolgserlebnis
abschließen: „Peter“ hat durch die leitliniengerechte Behandlung
seine Herzrhythmusstörung gut überstanden und kann mit seiner
erleichterten Mutter nach Hause gehen.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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