dieDREI.1
Mehr als eine Karnevalsband
Bonn - „Die Hände zum Himmel“ war gestern. 2019 heißt es „Huh de
Häng“. Vier Urgesteine der Bonner Musikszene muszieren seit fünf
Jahren gemeinsam als dieDREI.1 und waren schon auf etlichen Bühnen
live zu erleben. Jetzt erschien ihre Debüt-CD „Huh de Häng“.
Die Laune im Studio von Gregor Kess (68) in Pützchen ist bestens.
Hier treffen sich regelmäßig Franz Wahl (70), Georg Palmersheim (69)
und Hans Jansen (68), der an diesem Vormittag jedoch verhindert war,
zum gemeinsamen Proben und Klönen. Kein Wunder, die vier „wilden
Alten“, wie sie sich selber nennen, sind seit Jahrzehnten Urgesteine
der Bönnschen Musikszene, begannen in den Golden Sixties in diversen
Beatbands und verloren sich nie aus den Augen. Seit 2014 sind sie als
„dieDREI.1“ unterwegs. Der Auslöser war eine Begnenung von Kess,
Wahl und Jansen 2012 bei einem Benefizkonzert. Damals beschlossen sie
spontan wieder zusammen zu musizieren, als dieDREI. Schnell merkten
sie, dass ihnen noch ein Schlagzeuger fehlte, im Frühjahr 2014 holten
sie den gemeinsamen Weggefährten Georg Palmersheim mit ins Boot, der
ursprüngliche Bandname wurde mit einem „Upgrade“, wie es heute
auf Neuhochdeutsch so schön heißt, zu „dieDREI.1“ geändert.
Dann ging alles ratzfatz: Auftritte im Kölner Tanzbrunnen, auf
Stadtfesten und vor allem im Bonner Contra-Kreis-Theater, wo sie
regelmäßig in intimer Runde spielen. Eine enge Verbindung besteht
zur Kultur- und Karnevalsgesellschaft Bönnsche Chinese. Hier sind sie
Teil der „Gruppe Musik und Gesang“. Franz Wahl ist auch
Gründungsmitglied der Bönnsche Chinese.
Und jetzt haben sie stolz ihr erstes Baby geboren, die erste
gemeinsame CD „Huh de Häng“. „Wir wollen gute Laune
versprühen, legen Wert drauf als Bonner Band gesehen zu werden, aber
ein Gnadenbrot wollen wir nicht“, so die Philosophie des Quartetts.
Klar, sind sie Hobbymusiker. Aber mit einem professionellen Anspruch.
Live zeichnet „die DREI.1“ ihr mehrstimmiger Gesang aus, viele
Coversongs von den Beatles oder Bee Gees haben sie im Repertoire, aber
auch jede Menge „Bönnsche Tön“, die sie gemeinsam mit ihrem
Produzenten Achim Rhinow auf ihrem Silberling verewigt haben. Auch auf
die Instrumentierung legen sie großen Wert: Akkordeon, Schlagzeug,
Gitarre. Aber bewusst keine E-Gitarren.Und was bietet die CD? Gleich
der Opener „Huh de Häng“ ist ein echter Gassenhauer, nicht
weniger flott kommen Songs wie „Ticke Ticke Tacke“ oder „Danz
Marieche danz“ daher, melancholische Töne gibt es auf dem von Franz
Wahl getexteten Song „Wenn de Mönsterjlocke klinge“ oder den
gemeinsam mir dem Bönnschen Urgestein Emil Lohmer eingesungenen
Klassiker „Träumendes Bonn“. Traurige Töne trauen sie sich auch
zu, etwa wenn sie die Ballade „Amoi seg‘ ma uns wieder“ von
Andreas Gabalier ins Bönnsche übertragen.
Den Höhepunkt gibt es aber zum Schluss: „Building The Bridge“
heißt das 13. Stück der CD, sorgt für echtes Gänsehaut-Feeling und
wartet mit einer Besonderheit auf: Gesungen wird die Ballade auf
Englisch und Bönnsch gemeinsam mit Sandy Newman. Newman ist bis heute
Sänger der legendären britischen Beat-Band „The Marmalade“, die
in den Sechzigern und Siebzigern untere anderem mit dem Beatles-Cover
„Ob-La-Di, Ob-La-Da“ und „Reflections Of My Life“ Riesenhits
landete. Über Achim Rhinow kam der Kontakt zustande. Rhinow lernte
Newman kennen, als er in Bonn ein Video drehte, schickte ihm
irgendwann ein Demo seines Songs „Building The Bridge“, was Newman
sofort gefiel. Er kam nach Bonn um es gemeinsam mit „dieDREI.1“ in
einem Kölner Tonstudio einzusingen.
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Die Chemie stimmte sofort: „Er kam als Fremder und ging als Freund
mit Tränen in den Augen“, erinnert sich Franz Wahl. Er möchte
demnächst gerne wiederkommen um „dieDREI.1“ einmal live zu sehen.
„Vielleicht bringt er dann ja auch Paul McCartney als
Überraschungsgast ins Contra-Kreis-Theater mit, das würde gut
passen“, hoffen die Bonner Musiker mit einem Augenzwinkern. Newman
ist mit dem Ex-Beatle nämlich befreundet.
Eines ist den selbsternannten „wilden Alten“ noch wichtig. Auch,
wenn sie 2017 mit dem „Närrischen Löwen“ der Bundesstadt Bonn
ausgezeichnet wurden, sie möchten nicht als Karnevalsband reduziert
werden. Sie spielen zwar auch während der 5. Jahreszeit, aber dann im
kleinen Rahmen und nicht beim großen Sitzungs- uns Partykarneval:
„Das ist nicht unser Ding“.
- Frank Engel-Strebel
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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