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Mobil im Glauben: Bonner Gruppe der Fraternität auf Malteser-Wallfahrt • Pontifikalamt mit Kardinal Woelki in Kevelaer

Verehrung des Gnadenbildes der „Trösterin der Betrübten“ (Gnadenkapelle, Kevelaer) | Foto: privat
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  • Verehrung des Gnadenbildes der „Trösterin der Betrübten“ (Gnadenkapelle, Kevelaer)
  • Foto: privat
  • hochgeladen von Damiana C. Bauer-Püschel

Tradition: Kevelaer und die Malteser 

Bei einer exzellenten Wettervorhersage für den Zielort, die sich bewahrheiten sollte, machte sich die Bonner Ortsgruppe der Fraternität im Rahmen der 35. Kevelaer-Wallfahrt der Malteser am vergangenen Samstag (18.05.2019) auf den Weg zu dem bedeutenden Wallfahrtsort am Niederrhein, wo Maria als „Trösterin der Betrübten“ seit dem Dreißigjährigen Krieg im Gnadenbild verehrt wird. Nach Altötting (Bayern) ist Kevelaer Deutschlands zweitgrößtes katholisches Pilgerziel. 2018 feierte Kevelaer sein 375. Wallfahrtsjubiläum. Der Ort ist im Jahr 1642 zum Wallfahrtsort geworden und zieht Schätzungen zufolge jedes Jahr rund 800.000 Gläubige zum Gnadenbild an den Niederrhein.

fraternität der Menschen mit Behinderung in Deutschland

Die fraternität der Menschen mit Behinderung in Deutschland ist Teil einer 1945 vom Franzosen Père Henri François und behinderten Menschen gegründeten und inzwischen weltweit verbreiteten christlichen Bewegung, in der Behinderte, chronisch Kranke und Gesunde einen gemeinsamen Glaubensweg gehen. In Bonn ist die Fraternität seit 1973 aktiv.

Gegen 11.00 Uhr waren gut 1000 Pilger der Malteser-Wallfahrt in rund 40 Bussen und behindertengerechten Fahrzeugen aus dem gesamten Erzbistum Köln mit Diözesan- und Wallfahrtsleiter Albrecht Prinz von Croÿ in Kevelaer eingetroffen. Bereits während der Fahrt war auf die Wallfahrt eingestimmt worden, und die Pilger begaben sich in einer Prozession zur Gnadenkapelle der „Trösterin der Betrübten“, wo das Gnadenbild Mariens zu sehen ist. Nachdem die Pilgergruppen begrüßt worden waren, zogen sie in die Marienbasilika ein, wo um 11.30 Uhr wie bereits im letzten Jahr ein Pontifikalamt mit dem Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki begann, zu dessen Beginn die Wallfahrtskerze gesegnet und entzündet wurde.„Es ist ein Zeichen dafür, dass wir Christus, der das Licht der Welt ist, hinaustragen wollen in die Welt. Dass wir zu ihm kommen, und dass wir vom ihm gestärkt hinausgehen, um ihn zu bezeugen: im Alltag. Dort, wo jeder von uns seinen Platz hat“, so Woelki.

Motto 2019: „Herr, wohin sollen wir gehen?“

Motto der diesjährigen Wallfahrt war nach Johannes 6,68 (Evangelium: Joh 6,60-69) die Frage „Herr, wohin sollen wir gehen?“

In seiner Predigt sprach Erzbischof Woelki die Malteser an, die sich mit den „Alten und Kranken“, mit den „gebrechlichen und behinderten Schwestern und Brüdern“ auf den Weg nach Kevelaer gemacht hatten, „um sie in ihren Leiden und Sorgen, aber auch in ihrem Hoffen der Gottesmutter anzuempfehlen“. „Warum tun wir das?“ Kardinal Woelki lieferte gleich nach seiner Frage die Antwort darauf: „Ganz einfach. Weil sie unsere Mutter ist.“ Er führte aus, dass Kinder immer zur Mutter gehen, wenn sie ein Problem haben, aber auch dann, wenn sie ihre Freude teilen wollen. Da Maria die Mutter der Kirche ist, war es für Woelki folglich klar, dass wir zu Maria pilgern. Mit Bezug zum Gnadenbild von Kevelaer wies Woelki darauf hin, dass Maria uns ihren Sohn zeigt; bei ihr finden wir ihn. „Bei Maria sein [...] heißt deshalb nichts anderes als bei Jesus sein“, so der Kölner Erzbischof, und er fuhr fort, dass bei Jesus zu sein „das Beste für uns“ sei. Mit volksnaher marianischer Theologie begründete er, warum es auch für Maria gut gewesen sei, immer nah bei ihrem Sohn zu sein: Sie sei schließlich in den Himmel aufgenommen worden. Die mütterliche Liebe Mariens entspringe direkt der göttlichen Liebe, und diese werde besonders den Alten, Kranken und Behinderten zuteil. „Durch Mariens Mutterliebe dürfen wir alle erfahren, dass Gott einen jeden von uns in seine Hand geschrieben hat. Es gilt in besonderer Weise aber auch für unsere alten und kranken und gebrechlichen und behinderten Schwestern und Brüder, denn die Schwachen und die Armen und die Kleinen, die hat Gott erwählt, damit sie seinem Herzen ganz nah seien“, führte Kölns Erzbischof mit einem Anklang ans Magnificat aus, den er kurz darauf konkretisierte. Die meisten Pilger vor Ort zählten laut Woelki „nicht zu den Großen dieser Welt“; in diesem Kontext rechnete er alle zu den schwachen und kleinen Menschen, aber „das Tolle“ – so Woelki – sei, „dass jeder von uns vor Gott groß ist“. Maria sei auch eine der Kleinen gewesen, auf die Gott ein besonderes Augenmerk gehabt habe. Als Beleg zitierte Woelki aus dem Magnificat. Daran wird seiner Ansicht nach deutlich, dass das, was den Menschen wirklich groß mache, nicht aus ihm selbst komme, sondern letztlich Gottes Gnade sei: das, was er mit jedem Einzelnen von uns vorhabe. Maria sei uns als Zeichen dafür gesandt worden. „Wie er Maria zu sich in den Himmel erhoben hat, so will er auch einen Jeden von uns – ganz gleich, ob alt, ob krank, ob gebrechlich, ob behindert, ob augenscheinlich gesund – […] in seine göttliche Freude aufnehmen.“ Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki verhieß den Pilgern mit Worten aus der Offenbarung (Offb 21, 4-5a), wie Gottes Plan letztlich aussehe; bei Gott gebe es kein Leid mehr. Die Gottesmutter Maria helfe uns dabei, „dass wir – wie sie – Gott in uns wirken lassen, auf dass er uns kleine und schwache Menschen groß mache mit seiner göttlichen Herrlichkeit und uns alle erfülle mit seiner nie endenden Freude. Amen“. Mit diesen Worten beendete Erzbischof Woelki seine Predigt, die den Gläubigen Mut machte.

Musik mit „Nova Cantica“

Die ansprechende musikalische Gestaltung des Gottesdienstes mit dem Frauenchor „Nova Cantica“ aus Wesseling-Urfeld zeigte klerikale Facetten des Chores, der – das sei vorweggenommen – am Nachmittag noch mit einem kurzen Konzert im Forum Pax Christi zu hören war und weitere Musikrichtungen aus seinem vielfältigen Repertoire präsentierte. Songs wie Leonard Cohens „Hallelujah“ und Titel aus Musicals wie „Hair“ („Let the Sunshine in“) oder das Finale aus „Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat“ wurden im Konzert zur Unterhaltung der Kevelaer-Pilger dargeboten. Wegen der Akustik des Forums, die laut Chorleiterin Lucia Beckmann nicht einfach für den Chor war, hätte sie sich keine Sorgen machen müssen. Ihr Chor sang definitiv mit einer reineren Intonation als Superstar Madonna es am Abend bei ihrem Auftritt anlässlich des „Eurovision Song Contest“ im israelischen Tel Aviv Convention Center tun sollte! Für die Eucharistiefeier hätte ich mir in Anbetracht des Leitspruches der Wallfahrt das Lied „Herr, wohin sonst sollten wir gehen?“ (Text und Musik: Thea Eichholz) gewünscht. Obwohl es oft durch gemischte Stimmlagen interpretiert wird, wäre sicher auch eine reine Frauen-Version möglich. (Falls das Lied bislang nicht zum „Nova Cantica“-Repertoire gehört, kann ja noch werden, was nicht ist.)

Abwechslungsreiches Programm

Nach der geistlichen Stärkung durch die Eucharistiefeier stand ab 12.30 Uhr die leibliche Stärkung beim – wie zu hören war sehr guten – Mittagessen aus der Feldküche der Malteser im Mittelpunkt, welches im Forum Pax Christi gemeinsam eingenommen wurde und zugleich Resultat eines Lehrgangs für Feldköche in Neuss war, die während der Abschlussandacht in Kevelaer ihre Urkunden zur bestandenen Prüfung erhielten.

Um 14.30 Uhr hatten die Teilnehmer der Wallfahrt Gelegenheit, den Kreuzweg in der Kerzenkapelle mit Pfarrer Markus Polders zu meditieren, bei dem wechselnde Beter das Kreuz der jeweiligen Station in den Händen hielten. Aus den Betrachtungen des Leidensweges Jesu nahmen sicherlich viele der Beter Impulse für ihr eigenes Leben mit.

Ausführliche Abschlussandacht

Mit einer insgesamt circa einstündigen Abschlussandacht (Beginn: 16.00 Uhr) inklusive Ansprachen, Segnung aller Devotionalien und Aussetzung des Allerheiligsten im Forum Pax Christi neigte sich die Wallfahrt dem Ende zu. Die liturgische Leitung hatte der Diözesanpfarrer der Malteser, Pfarrer Markus Polders, inne. In seiner Predigt befasste sich Pfarrer Wolfgang Rick, Pfarrvikar aus Hennef, mit der Frage, woran man Christen erkennen kann: an ihrem Handeln und in erster Linie an ihrer Freude im Glauben. Vorbild dafür seien die Apostel. Ein Bezug zu Maria fehlte auf der Marienwallfahrt auch in dieser Predigt nicht.

Im Rahmen der Abschlussandacht beging die Malteser-Jugend das 40-jährige Bestehen des Malteser-Nachwuchses, der in eigenen Gruppen organisiert ist, mit ihrem traditionellen Lied („Bunte Bande – Tanz für Toleranz“). Um die Zukunft der Malteser müsse man sich also nicht sorgen, so der Tenor.

Resümee

Die 35. Malteser Kevelaer-Wallfahrt zeichnete sich durch ein Klima der Wertschätzung und Hilfsbereitschaft aus. Im Gegensatz dazu habe ich auf einer Gemeinde-Wallfahrt einmal einen aggressiven Ton durch eine Ehrenamtliche erlebt, die auf besondere Bedürfnisse von Pilgern (wie einen dringend benötigten ruhigen Sitzplatz) nicht vorbereitet war. Der unfreundliche Ton galt dort (nicht Kevelaer) auch für einen ansässigen Pater, dem gegenüber ich mich als Angehörige der Pilgergruppe ausweisen musste. Dass wenig durchdachte Regeln wichtiger als Menschen sind, so etwas habe ich auf der Malteser-Wallfahrt an keiner Stelle erlebt, obwohl die vielen Rollstühle, Rollatoren und anderen Gehhilfen für manche Engpässe sorgten. Rücksichtnahme, Geduld und Professionalität im Umgang mit Einschränkungen waren hier an der Tagesordnung, und das christliche Ideal wurde immer wieder sichtbar gelebt. Wäre im Pontifikalamt nicht der Begriff „Pastoraler Zukunftsweg“ gefallen, dann hätte man an diesem Tag annehmen können, dass es keinerlei Krise in der Kirche gebe. Dieses Stück heile katholische Welt war eine Wohltat!

(dcbp, 22.05.2019)

LeserReporter/in:

Damiana C. Bauer-Püschel aus Bonn

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