Nachdenkenswertes an erster Stelle
Neue Spielzeit am Theater Bonn

Bernhard Helmich (links) und Jens Groß zeichnen verantwortlich für das Opern- bzw. Schauspielprogramm in Bonn.  | Foto: we
  • Bernhard Helmich (links) und Jens Groß zeichnen verantwortlich für das Opern- bzw. Schauspielprogramm in Bonn.
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Bonn (we). Vorfreude löst es aus, das neue Programm für Bonns Musiktheater und Schauspiel für 2023/24. Generalintendant Bernhard Helmich für die Oper und Schauspieldirektor Jens Groß für das Sprechtheater zeichnen verantwortlich für eine besondere Vielfalt, die bei vielen Stücken zum Reflektieren, zum Innehalten und zum Diskutieren anregt.

Interessante Neuerung: Das Ensemble hat den Spielplan komplett eingesprochen. Im Netz ist er also jetzt erstmals zu hören, nicht nur zu lesen. Das diesjährige Theaterfest mit Sport und Spiel rund ums Opernhaus wird es am 13. August geben.

Nun zum Programm: Die Oper Bonn wird acht Premieren spielen und vier Wiederaufnahmen bringen. In Schauspielhaus und Werkstatt sind 14 Premieren zu sehen. Hinzu kommen sieben Wiederaufnahmen. Alle Details sind im Netz nachzulesen.

Hier seien einige Besonderheiten genannt. Die Oper wird unter anderen „Moses und Aron“ von Arnold Schönberg inszenieren. Das ist ein 12-Ton-Stück, bei dessen Hören Generalmusikdirektor Dirk Kaftan, der dirigieren wird, außerordentlichen sinnlichen Genuss verspricht. Antipode dazu dürfte „Frankenstein junior“ von Mel Brooks sein, ein pralles Stück voller Lebensfreude mit irren Wendungen und tollen Songs. „Flight“ von Jonathan Dove schildert die Geschichte eines Flüchtlings, der an einem Flughafenterminal weder aus- noch einreisen darf. Das führt zu absurden Situationen.

Mozarts „Entführung aus dem Serail“ ist ebenso im Programm wie Verdis „Rigoletto“ und Tschaikowskis „Eugen Onegin“. Auch die anderen Stücke versprechen einen deutlichen Bezug zur Gegenwart mit ihren gesellschaftspolitischen Herausforderungen. Dem widmet sich auch das Schauspiel, dessen Direktor Jens Groß die Literaturpflege, die Identitätsprobleme der handelnden Personen, die neuen klimatechnischen und gesellschaftlichen wie auch die nachhaltigen Bezüge zum Thema macht. Großes Thema auch der partizipatorische Ansatz, bei dem Ensemble und Zuschauer Gemeinsames schaffen. Die Premiere von Steinbecks „Von Mäusen und Menschen“ ist ein Paradigma dafür, wie aus deiner scheinbar verkorksten gesellschaftlichen und persönlichen Existenz Hoffnung und Glaube geschöpft werden können. „Der nackte Wahnsinn“ zeigt Verrücktes im Gewand einer Komödie. Auch Heinrich Böll kommt zum Zuge. Sein letzter Roman „Frauen vor Flusslandschaft“ erfährt eine aktuelle zeitgemäße Deutung im Hinblick auf Haltung und Selbstverständnis von und bei Frauen.

Diese beispielhaft genannten Inszenierungen von Oper und Schauspiel stehen für ein ambitioniertes Programm, das eines bestimmt nicht erreichen wird: Das Bonner Publikum zu langweilen. Ein steter Diskurs und Austausch ist gefragt, geschehen nicht zuletzt durch die Gespräche im Anschluss an die Premieren im Schauspielhaus. 

www.theater-bonn.de

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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