Ausbildung
Neue Veranstaltung am Heinrich-Hertz-Europakolleg
Bonn - (rth) Fortschritt ist der Ausdruck menschlicher Erfindungskraft und
ist, mit unterschiedlicher Ausprägung, in allen Bereichen des Lebens
erfahrbar. Ob mit gutem oder weniger gutem Ausgang zeigt sich erst in
der Realität, in der Anwendung, im täglichen Umgang.
Nun leben wir in einer Zeit, in der der Fortschritt gewaltige
Veränderungen im täglichen Leben des Einzelnen, aber auch der
Gesellschaft mit sich bringt. Dies gilt nicht nur im Bereich der
Verfügbarkeit von Daten, in der Kommunikation, im täglichen Umgang
mit Handy, Pad und den sich daraus ergebenden Möglichkeiten. Auch im
Bereich der Berufe macht sich ein enormer Wandel breit. Viele Berufe
sterben aus, andere kommen neu hinzu und andere entwickeln sich mit
einer enormen Geschwindigkeit und teilweise fundamentaler Auswirkung.
Im großen Maße hiervon betroffen ist das Handwerk. Vergleicht man
heute die Tätigkeit, mit denen Handwerker ihre Arbeit verrichten, so
unterscheidet sich ihr Tun in vielen Bereichen doch sehr von dem, was
eine oder erst recht zwei Generationen vorher üblich war. Neue
Werkstoffe und daraus resultierende Veränderungen in der Verarbeitung
dieser wechseln sich immer schneller ab. Neue Anforderungen in Bezug
auf Umfang und Zeitmanagement erfordern ein anderes Arbeiten und den
Einsatz vor Arbeitsgeräten, die sich ebenfalls immer weiterentwickeln
oder neu hinzukommen.
Diese Veränderung der Arbeitswelt schlägt sich natürlich auch in
der Ausbildung von jungen Menschen wieder. Die neuen Arbeitsfelder und
die neuen Maschinen, neue gesetzliche Regelungen und Normierungen
müssen eingeübt werden und stehen teilweise im Spannungsfeld von
Tradition und Moderne. Gerade der schulische Bereich der Ausbildung
ist hier besonders gefragt und gefordert, um neben der praktischen
Ausbildung im Betrieb diese Grundlagen zu legen.
Einen interessanten Weg hat jetzt im Bereich der Malerausbildung das
Heinrich-Hertz-Europakolleg der Bundesstadt Bonn (HHEK),
eingeschlagen. In einer erstmalig veranstalteten „360°
Powerschulung“ im Bereich der dualen Berufsausbildung zum Maler/in &
Lackierer/in erhielten die Auszubildenden, die im Juni ihre
Gesellenprüfung absolvieren werden, die Gelegenheit, in Form von
Power-Workshops neue Techniken und Materialien praktisch kennen zu
lernen, und dabei auch das bisher gelernte und erarbeitete Wissen in
Hinblick auf die bald anstehende Prüfung zu überprüfen. „Wir
wollen“, so Schulleiter Markus Klasmeier, „ dem Fachkräftemangel
im Handwerk durch diese praxisorientierte Prüfungsvorbereitung in
Kooperation mit der Wirtschaft entgegentreten.“
Und diese an der Praxis orientierte Prüfungsvorbereitung umfasste
alle relevanten Bereiche, und zwar umfassend.
Nun könnte man als Laie in dem konkreten Fall des Malerhandwerks ja
einfach mal behaupten, Farbe sei im Grunde genommen nun mal Farbe, und
es braucht, Pinsel, Quast und was sonst noch, um diese auf die Wand
oder ein Werkstück zu bringen. Doch allein schon mal Blick in einen
normalen Baumarkt zeigt, dass dem nicht so ist. Eine Unmenge von
verschiedenen Farben für die verschiedensten Ausführungen sind eher
dazu geeignet, einen zu verunsichern als das richtige Produkt zu
finden. Und wenn es für den Heimwerker schon eine so große Vielzahl
an Produkten gibt, wie sieht es dann erst im Profibereich aus. In dem
Bereich also, wo die verschiedensten Anforderungen zusammentreffen.
Wie sieht der Untergrund aus, auf den z. B. die Tapete oder Farbe
aufgetragen werden soll, ist er gespachtelt oder muss er noch
geschliffen werden, und wenn ja, mit welchem Schleifpapier und
entspricht die Schleifmaschine den gesetzlichen Anforderungen in Bezug
auf gesundheitliche Unbedenklichkeit. Welcher Beanspruchung ist die
Farbe ausgesetzt und hat der Architekt oder Auftraggeber die richtigen
Vorgaben gemacht? Wie kann in komplizierten oder umfangreichen
Bereichen exakt und dennoch zügig gearbeitet werden, denn Zeit ist
auch gerade im Handwerk Geld.
Alle diese Faktoren, und dies waren nur einige der in der Schulung
angesprochenen Bereiche, beinhalten viele weitere Implikationen, denen
der Handwerker Rechnung zu tragen hat. Er ist ja nicht nur derjenige,
der die Arbeit ausführt, er ist auch derjenige, der den Auftraggeber
zu beraten hat. Und dabei ist es nicht nur wichtig, einen Überblick
über die von der Industrie angebotenen Produkte zu haben, sondern
diese auch entsprechend dem persönlichen Geschmack des Kunden zu
empfehlen und zu verwenden. Und da zeigt sich, dass die neuen Farben
z. B. eine andere Verarbeitung erfordern. Und hier war der zweite
Schwerpunkt der Schulung zu sehen: die Auszubildenden Frauen und
Männer erhielten an diesem Tag wertvolle Tipps, die bei bestimmte
Prüfungsaufgaben hilfreich sein werden. Es wurde erläutert, das
bestimmte Farben unterschiedlich zu bisherigen Farben für den Auftrag
vorbereitet, angerührt werden müssen, um das gewünschte Ergebnis zu
erzielen, andere Farben werden nicht mehr mit Pinsel oder Rolle
aufgetragen sondern mit Handschuhen auf den Träger aufgerieben oder
aufgespritzt. Und es war schon beeindruckend zu sehen, welche
Ergebnisse dabei erzielt werden und wie sich zumindest in diesem
Bereich der Fortschritt entwickelt hat und wohl auch noch entwickeln
wird.
Es war ein Tag, der auch bei den jungen Auszubildenden gut angekommen
ist. Nicht nur, dass hier so manche Neuigkeit entdeckt und ausprobiert
werden konnte, in den Diskussionen tat sich dann ja hier und da noch
so manche Wissenslücke auf, die jedoch jetzt in der Zeit bis zur
Prüfung leicht geschlossen werden kann. Und so stellte sich am Ende
sowohl bei den Auszubildenden als auch bei Alexander Reibert, der von
Seiten des HHEK den Tag koordinierte und neben den anderen Lehrern die
Workshops begleitete, ein gutes Gefühl ein. Das Ziel, nämlich
„eine noch differenziertere und prüfungsorientierte
Fortbildungsveranstaltung für alle Auszubildenden der
Oberstufenklassen zum/zur Maler/in & Lackierer/in“ anzubieten, wie
es Dirk Wiegandt, Fachbereichsleiter Farbtechnik und Raumgestaltung
des HHEK definierte, wurde gut angenommen.
Alle wissen nun genauer, woran sie sind und was noch zu tun ist, damit
alle mit einem guten Prüfungsergebnis den neuen Lebensabschnitt als
Geselle oder Gesellin beginnen können. Drücken wir die Daumen.
Im Heinrich-Hertz-Europakolleg der Bundesstadt Bonn, das noch
den Zusatz „Berufskolleg mit beruflichem Gymnasium“ im offiziellen
Namen trägt, sind verschiedene Schulformen zusammengefasst.
Berufsschule, Ausbildungsvorbereitung, Berufsfachschule,
Fachoberschule, Höhere Berufsfachschule, berufliches Gymnasium und
Fachschule für insgesamt sieben Fachbereiche von Elektrotechnik bis
Versorgungstechnik begleiten über 120 Lehrer und Lehrerinnen
insgesamt ca. 3.300 Schüler und Schülerinnen in ihrer beruflichen
Ausbildung.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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