Parken wird teurer
„Notwendige Anreize!“

Deutlich teurer und künftig ohne „Brötchentaste“: Wer mit dem Auto in die Stadt will oder muss, wird fürs Parken ab Sommer deutlich tiefer in die Tasche greifen müssen.  | Foto: jld
  • Deutlich teurer und künftig ohne „Brötchentaste“: Wer mit dem Auto in die Stadt will oder muss, wird fürs Parken ab Sommer deutlich tiefer in die Tasche greifen müssen.
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Bonn (red). Wer zum Einkaufen, fürs Kino oder den Restaurantbesuch mit dem Auto in die Stadt fährt muss dafür künftig wohl deutlich tiefer in die Tasche greifen: Die Ratskoalition aus Grünen, SPD, LINKEN und Volt will die Parkgebühren ab dem Sommer anheben. Eine halbe Stunde soll durchgehend zwei Euro kosten. In den Bezirken und weniger zentral gelegenen Bereichen werden 1,50 bzw. 1 Euro fällig. Das gilt dann auch gleich für die Wochenenden. „Parkhäuser sind an diesen Tagen auch nicht kostenfrei“, so die Begründung.

„Wir werden die zusätzlichen Einnahmen, vorrangig nutzen, um das Bonner Nahverkehrsangebot noch attraktiver zu machen“, verspricht Rolf Beu, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen. Dies sei im Rahmen der Verkehrswende und als Beitrag zum Klimaschutz ein logischer Schritt. „Außerdem stellen wir Duisdorf den umliegenden strukturell ähnlichen Ortsteilen gleich und schaffen zukünftig nur noch Automaten an, die neben der Bar- auch Kartenzahlung ermöglichen!“

Während Autofahrer also zur Kasse gebeten werden, soll an anderer Stelle entlastet werden: Im Gegenzug würden vergünstigte Monatstickets für Schüler und Inhaber eines Bonn-Ausweises angeboten sowie zusätzlich Vergünstigungen für Kinder mit Bonn-Ausweis geschaffen, erklären die Koalitionäre. „Mit dem Start des neuen Schuljahres werden die Schülerinnen und Schüler von weiterführenden Schulen von einem einheitlichen Monatsticket von 19 Euro profitieren“, betont Gabi Mayer, verkehrspolitische Sprecherin der SPD. „So ziehen wir einen Schlussstrich unter die ungerechte Preisgestaltung, wonach sich die Preise an der Abgabemenge der Schule orientieren. Gerade junge Menschen brauchen ein erschwingliches Ticket, damit die Nutzung von Bus und Bahn alltäglich wird!“ Diese selbstverständliche Nutzung entscheide letztlich, ob die Verkehrswende gelinge.

Kritik an den Plänen blieb nicht aus. Vor allem Vertreter von Einzelhandel, Dienstleitungsbetrieben und Gewerbe befürchten, dass die mit den Preiserhöhungen verbundene neue Parkraumstrategie zu ihren Lasten gehen werde. „Einmal mehr werden die Interessen der Anwohner sowie der Geschäftstreibenden außer Acht gelassen“, meint beispielsweise Jannis Vassiliou, Vorsitzender des Einzelhandelsverband Bonn Rhein-Sieg Euskirchen. Das Ziel nach der Corona- Pandemie solle es sein, so viel Publikum wie möglich in die Innenstadt und Stadtteilzentren zu bekommen. „Stattdessen leistet man dem Online-Handel Vorschub und konterkariert die Revitalisierung der Innenstadt. Die Verödung derer ist die Folge!“

Kritik übt Vassiliou auch daran, dass die sogenannte Brötchentaste, also das kostenlose Kurzparken, in den Plänen der Ratskoalition nicht mehr zu finden ist. „Diese Entscheidung ist nicht zu verstehen. Eine kurze Erledigung und ein unmittelbares Parken in Nähe des Zielorts sind so nicht mehr möglich. Besucher- und Kundenfreundlichkeit ist etwas anderes.“, so Vassiliou.

Auch in Bad Godesberg sowie in Beuel und Hardtberg kostet die angefangene halbe Stunde in Zukunft 1,50 Euro. In Beuel unter anderem auf der Friedrich-Breuer-Straße zu nennen. „Schon die Wegnahme wichtiger Parkplätze im Zentrum Beuels führte teils zu 20 Prozent Umsatzeinbußen für viele Händler und Gewerbetreibende“, rechnet Vissiliou vor. „Nun auch noch die verbleibenden Parkplätze zu verteuern wird für viele den Ruin bedeuten!“ Die Brötchentaste sei für die Stadtteile eine „nicht verhandelbare Position“. Es sollte eine Lösung gefunden werden, die alle Bonner Interessen widerspiegle, so Jannis Vassiliou weiter.

Mit solche Kritik hatten die Koalitonäre im Vorfeld bereiots gerechnet. „Die Erhöhung der Parkpreise wird sicher nicht auf ungeteilte Zustimmung stoßen“, räumte Patrick Tollasz, verkehrspolitischer Sprecher der Linken ein. „Es ist jedoch richtig, die Kosten für eine nicht klimaverträgliche Mobilität stärker vor Augen zu führen und zugleich mit dem vergünstigten Bonn-Ausweis-Monatsticket auch die soziale Dimension von Mobilität zu berücksichtigen. Wenig Geld zu haben, soll die Mobilität nicht einschränken.“

Man kenne die „in Teilen des Einzelhandels“ vorhandene Sorge vor den Folgen höherer Parkgebühren und hätte sie in die Abwägungen einbezogen. „Mit Blick auf die notwendige Veränderung hin zu einer Innenstadt mit stärkerer Anziehungskraft und größerer Aufenthaltsqualität schaffen wir notwendige Anreize, die Innenstadt häufiger mit dem Umweltverbund zu besuchen.“, so Karin Langer, mobilitätspolitische Sprecherin Volt.

Redakteur/in:

Jan L. Dahmen aus Bonn

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