Macke-Medaille
Peter Stauder ausgezeichnet
Bonn (rth). Es war voll – so voll, dass der Kunstverein keine Stühle mehr aus seinem großen Fundus zur Verfügung stellen konnte, denn es galt einen Künstler zu ehren, der Außerordentliches leistet: Peter Stauder geht der Frage nach, wie sich Umwelt und Individuum begegnen und wie sich in diesem Prozess Machtstrukturen herauskristallisieren. Und so fragte Prof. Stefan Berg, Intendant des Kunstmuseums Bonn, zu Beginn seiner Einführung in das Werk von Peter Stauder, ob Stauder ein „philosophischer Künstler oder ein künstlerischer Philosoph“ sei. Und er kommt zu dem Ergebnis: Er ist keins von beidem. Denn auf der einen Seite ist er, 1951 geboren und promoviert 1980 an der FU in Berlin in Philosophie, ganz Philosoph und dann wieder ganz Künstler. Berg weiter: „Stauder erschafft in seinem Werk eine ganz eigene Welt, die im Grunde genommen nicht ganz zu enträtseln ist.“
In diesem Werk ist der Raum, der uns umgibt, einer der wesentlichen Ausgangspunkte unserer Wahrnehmung innerhalb unseres Lebens. Wir nehmen den Raum, der uns umgibt, als gegeben hin. Wir gehen durch die Straßen der Stadt, durch Gärten und Natur und nehmen alles mehr oder weniger im Vorbeigehen wahr. Doch hinter diesem allumfassenden Raum steckt der Gestaltungswille des Menschen, der diesen einem permanenten Veränderungsprozess unterwirft. Die zweite Komponente unseres Daseins ist geprägt durch die Zeit, die wir auch einfach so hinnehmen. Dabei ist jeder Moment, in dem wir leben, der Zeitvorgabe geopfert und wir leben in einer permanenten Vergangenheit, wobei unser Streben meistens durch die Zukunft geprägt ist. Simpel ausgedrückt: wir haben Termine. Und so sind wir gefangen in einem Raum-Zeit- Kontinuum, das durch uns und andere gestaltet wird und aus dem wir nicht ausbrechen können.
Aus dieser komplexen Korrelation ergeben sich andere, auch wiederum sehr komplexe Verbindungen: Geist, Mythos, Herrschaft, Gewalt; alles Komponenten, die im Raum-Zeit- Kontinuum unser Dasein bestimmen.
Es wäre naiv gedacht, dass Stauder aus dieser komplexen Situation ausbrechen kann. Ganz abgesehen von der Frage, ob er es will. Aber er zeigt in seinem ausgestellten Werk eine Ahnung von dem, was auf uns nicht nur bezogen auf den Raum einwirkt, gemäß dem Titel der Ausstellung „Wo wir sind“. Und das ohne Ausrufezeichen. Aber auch ohne Fragezeichen oder Punkt.
Ausgehend von einem Quader in sich verändernden Formen und Ausprägung zeigt Stauder in unendlicher Reihung und Türmung Landschaften, Architekturfragmente, so dass wir davorstehen und versuchen Bekanntes, eben Landschaften und Architekturfragmente, zu erkennen, aber schnell ebenso realisieren, dass wir es hier mit etwas anderem zu tun haben als dem Alltäglichen. Kurz gesagt: Stauder ist auf der einen Seite ganz Künstler, in seinem Werk, aber auch ganz Philosoph in seinem Vorhaben, die unendlichen Fragen der nach Raum und Zeit zu ergründen bzw. uns die Fragestellung nach diesem Verhältnis aufzutragen. Wie Prof Stefan Berg in seiner Einführung sagte: „Stauder erschafft in seinem Werk eine ganz eigene Welt, die im Grunde genommen nicht ganz zu enträtseln ist.“
Der Anlass zu dieser Ausstellung war die Verleihung der August Macke Medaille an Peter Stauder. Doch es kam anders als gedacht: Bürgermeisterin Dr. Ursula Sautter hatte die Medaille entweder bei sich zu Hause oder in ihrem Büro im Stadthaus vergessen. Und so wurde Stauder auch ohne Medaille geehrt. Die Übergabe soll später im Alten Rathaus erfolgen. Zum Glück wohnt Peter Stauder in Bad Honnef, also ist es nicht allzuweit zu einem zweiten Versuch der Übergabe. Die Ehre kann ihm keiner mehr nehmen, und so nahmen es alle mit viel Gelassenheit und Humor.
Die Ausstellung im Künstlerforum Bonn, Hochstadenring 22, ist geöffnet dienstags bis freitags von 15 bis 18 Uhr, samstags von 14 bis 17 Uhr und sonntags von 11 bis 17 Uhr.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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