Plattenbörse
Schallplatten erleben ihre Renaissace - Sammler und Liebhaber trafen ...

Bereits kurz nach Börsenöffnung waren die Stände der Aussteller von Sammlern und Schnäppchenjägern belagert. | Foto: Helmut Müller
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  • Bereits kurz nach Börsenöffnung waren die Stände der Aussteller von Sammlern und Schnäppchenjägern belagert.
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Beuel - (hm) Der Wind hat sich gedreht, die CDs sind auf dem Rückzug und die
Vinylplatten machen mittlerweile wieder rund zwei Drittel des
Börsenangebotes aus. Auch die Beueler Schallplattenbörse, die seit
zehn Jahren im Beueler Brückenforum stattfindet, erlebt diesen Trend.
Am vergangenen Wochenende war es wieder soweit.

Ähnlich wie sich in den 70er Jahren die Flohmärkte entwickelten, so
zogen zu Beginn der 80er die Schallplattenbörsen nach. Entstanden aus
kleinen Tauschzirkeln und Fan-Clubs, waren sie besonders in der
Hochzeit der Vinyl-Tonträger die ultimativen Treffpunkte. Damals
drehte sich alles nur um die guten, alten LPs und Singles, die eines
sorgfältigen Umgangs bedurften. damit sie nicht verkratzten und
rauschten.

Sammlerstücke und Sonderpressungen, preiswerte gebrauchte Scheiben
und aktuelle Neuerscheinungen bildeten damals den Kern des
Börsenangebotes, auch noch als Musik-Kassetten die Tonbänder
ablösten. Mit einer CD wusste bis in die 90er Jahre niemand etwas an
zu fangen.

Rasant dann allerdings der weltweite Siegeszug dieses Tonträgers, der
nach und nach die Platten verdrängte und bei den Börsen das
Vinylangebot auf ein Viertel reduzierte.

Geheimtipps waren fortan für Secondhand- und Plattenläden gefordert,
wenn nicht hin und wieder die Schallplattenbörsen reagiert hätten
und besonders in größeren Städten präsent wurden.

Medizinisch betrachtet war die Schallplatte klinisch tot, erlebte aber
eine wundersame Wiederauferstehung: Die Renaissance eines Kulturgutes,
das bereits verloren schien.

Warum? Weil Musik auf Vinyl um einiges besser als auf CD klingt und
der Klang weicher und dynamischer ist. Außerdem beschert die
Schallplatte den Musikfreunden nicht nur einen unverfälschten
Hörgenuss sondern sorgt auch mal für etwas Bewegung, wenn was
Besonderes aufgelegt werden muss.

Sind in Köln noch zahlreiche und gut sortierte Schallplattenläden zu
finden, sieht es in Bonn schon überschaubarer aus. Auch wenn Bernie
Gelhausen, Insidern als Mr. Music bekannt, nach 25 Jahren im letzten
Sommer seinen Plattenladen in der Bonner Innenstadt schloss, aber vor
kurzen in der Münsterstraße wieder eröffnete.

Kurze Wege und Auswahl dafür in Beuel. Dort handelt in der
Marienstraße Norbert „Nobbi“ Schuhmacher bereits seit 23 Jahren
mit dem „Schwarzen Gold und führt im Schnitt 30.000
„Second-Hands“ in seinem Laden. Täglich geöffnet, finden hier
die „Vinylisten“ Schlager, Punk, Rock, Klassik, Jazz, Pop und
Punk. Als Single oder als LP.

Wer die Renaissance der schwarzen Scheiben, allerdings neu gepresst,
mit erleben will und dazu beitragen möchte das bereits verloren
Kulturgut zu bewahren, findet bei Raimund Kron in Oberkassel offene
Ohren, eine Beratung auf Augenhöhe und jede Unterstützung bei der
Beschaffung der Wunschplatten.

Im kleinen Plattenstübchen in der Königswinterer Straße veräußert
er Neuware von Großhändlern und kann somit weltweit auf den gesamten
Markt zugreifen. Auch er entdeckte 1971 als 15-jähriger seine
Leidenschaft für die runden Vinylscheiben, von denen er bis heute
nicht mehr lassen kann. Intensiver als je zuvor betreibt er seit zwei
Jahren an Wochenenden sein Hobby.

Viele aus seiner Zeit, die von klein auf vinylinfiziert waren, haben
jetzt eine Familie, stehen im Berufsleben und leisten sich ihre
Plattensammlungen als Hobby. Statt Briefmarken, Oldtimer oder
Fernreisen besuchen sie jetzt Plattenläden oder Schallplattenbörsen.

Diese waren für viele Jahre die letzte Rettung der Vinyl-Fans. Das
gilt auch heute wieder.

Der ersten Beueler Schallplattenbörde 2018 am 11. März werden zwei
weitere Börsen am 10. Juni und 28. Oktober, ebenfalls im
Brückenforum, folgen.

Bei der Zeitreise in die Jahrzehnte wurde den Besuchern ein schier
überwältigendes Angebot der mehr als 50 Anbieter, die aus NRW,
Rheinland Pfalz und Hessen anreisten, präsentiert.

Geboten wurden den Bonnern, die vor Ort leider nur die beschriebenen
Fachhändler haben, sowohl Musikkonserven für kleines Geld (LPs und
CDs gab es schon ab 1 €) als auch Raritäten. Für die
„Vinylisten“ und die CD-Fans standen schätzungsweise 1 Million
Tonträger aus allen Musikrichtungen zur Auswahl. Von den Songs der
50er Jahre bis zu den aktuellsten Neuerscheinungen. Weiter waren im
Börsenangebot: DVDs, Musik-Videos, Kassetten, Poster, Musikbücher,
Sammlerzubehör und Fan-Souvenirs.

Auch hier wurde sowohl von den Ausstellern als auch von den Besuchern
die bessere Qualität der alten Platten bestätigt, obwohl auf eine
Schallplatte weniger Musik als auf eine CD passt. Diese hält 30 oder
40 Jahre, dann spielt die nicht mehr. Eine gute gepflegte Schallplatte
spielt dagegen ewig. Die klassische Schallplatte ist also wieder in
und die Fans werden mit einem besonderen Musikgenuss belohnt.

Bereits kurz nach Börsenöffnung waren die Stände der Aussteller von Sammlern und Schnäppchenjägern belagert. | Foto: Helmut Müller
Geprüft und  - trotz etwas Staub -  für gut befunden. | Foto: Helmut Müller
Redakteur/in:

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