Beethovenhalle erst 2020 fertig
Statikmängel verzögern und verteuern die Sanierung
Bonn - Dieser Pressetermin glich einem Krisentreffen. Mit versteinerten
Gesichtern gaben Oberbürgermeister Ashok-Alexander Sridharan,
Stadtdirektor Wolfgang Fuchs und die Leiterin des Städtischen
Gebäudemanagments Marion Duisberg am Donnerstagnachmittag bekannt,
dass es folgenreiche Probleme bei der Sanierung der Beethovenhalle
gibt: Der Untergrund und damit auch die Statik der Halle macht den
Verantwortlichen zu schaffen. Da ist es ein mehr als schwacher Trost,
dass die Probleme nicht hausgemacht sondern „geerbt“ wurden. Denn
beim Bau der Halle zwischen 1956 und 1959 hat man Teile der
Bodenplatte auf noch vorhandene Kellergewölbe der früheren
Frauenklinik gebaut, die vor der Beethovenhalle auf dem Gelände
existierte. Seit damals sind viele dieser Gewölbe eingestürzt,
sodass sich sich Hohlräume unter der alten Bodenplatte gebildet
haben. Und das ist nicht die einzige Überraschung, die die
Beethovenhalle in den letzten Wochen gelüftet hat: So hatte man in
den 50ern teils tragende Wände, die aus Beton bestehen sollten,
gemauert und umgekehrt. Auch tragende Wände ohne Fundament haben die
Sanierungsarbeiten jetzt zu Tage gefördert. All dies sei in den
Bauplänen der Halle nicht vermerkt worden und kam in den letzten
Wochen erst zum Vorschein. Nicht zuletzt gab es auch nach dem Bau der
Halle Änderungen am Gebäude, die nicht dokumentiert worden seien.
Immerhin sind die Probleme nicht so groß, dass die Halle derzeit
nicht mehr sicher sei. „Wir haben keine Hinweise der Statiker, dass
die Standfestigkeit des Gebäudes gefährdet sein könnte“, betonte
Marion Duisberg. Das vom Rat der Stadt Bonn bewilligte Budget für die
Sanierung der Beethovenhalle liegt derzeit bei 75 Millionen Euro. Wie
teuer die nun notwendigen Anpassungen sein werden, steht laut Aussage
von Stadtdirektor Wolfgang Fuchs noch nicht fest. Ärgerlicher für
alle Verantwortlichen und letztlich alle Bonner dürfte jedoch sein,
dass die Beethovenhalle aller Voraussicht nach nun erst Mitte 2020
fertig saniert sein dürfte und damit zu spät für das Jubiläumsfest
zu Beethovens 250. Geburtstag.
Für die Verzögerung verantwortlich sind auch notwendige
Untersuchungen des Kampfmittelräumdienstes, der den Boden außerhalb
aber auch teils innerhalb des Gebäudes auf Gefahren aus der Zeit des
Weltkriegs in Augenschein nehmen muss. Da auf dem Gelände viel
Metallschutt zu finden ist, liefert die sonst übliche Methode, das
Magnetresonanzverfahren, oft keine zufriedenstellenden Ergebnisse.
Daher müssen in diesen Fällen zusätzlich das vergleichsweise
aufwändige Georadarverfahren angewandt werden.
In der Konsequenz liege der Fokus der Sanierung nun auf der möglichst
schnellen Fertigstellung des großen Saals der Beethovenhalle, so OB
Sridharan. Dazu laufen derzeit Gespräche mit dem Architekturbüro.
Für das Beethovenfest im kommenden Jahr werden alle Konzerte, die
ursprünglich in der Beethovenhalle hätten stattfinden sollen, in das
WCCB verlegt. Für das Fest im Jubiläumsjahr 2020 sollen Gespräche
in der kommenden Woche klären, welche Ausweichmöglichkeiten
bestehen.
- Michael Thelen
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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