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Total tiefenentspannt!

So was von, bin ich - tiefenentspannt! Letztens war mir ja gendermäßig ein Patzer unterlaufen und neulich hat's meinen Traummann erwischt: Er rief beruflich eine ihm unbekannte Kollegin an (deshalb Kollegin, weil laut Adressbuch eindeutig ein weiblicher Name). Es folgte ein langes Telefonat mit einem Gegenüber, das eine eher männliche Stimme hatte. Vor Jahren hätte mein Traummann einfach aus dem Bauch heraus gefragt, ob er denn mit besagter Kollegin spricht. In diesen Zeiten bist du aber so was von verunsichert, dass du dich das nicht traust. So vermutete mein Mann also zum Beispiel: Sein Gesprächspartner (generisches Maskulinum!) war mal eine Frau, die sich hat umoperieren lassen und nun, bedingt durch Hormone, eine tiefe Stimme hat oder so … Am Ende stellte sich heraus, dass es ein männlicher Kollege war, der besagte Kollegin am Telefon vertrat.

Wow, hatte ich schon erwähnt, dass ich total tiefenentspannt bin und die Werbekampagnen meines Lieblingsdiscounters so was von gut finde? Erst kürzlich hatte ich das im Zusammenhang mit Persil und Tandil erwähnt, das mit dem "Entdecke den kleinen Unterschied". Dasselbe mit Bodylotion von Nivea und Körpermilch von Lacura. Mal abgesehen von der Preisdifferenz, neben der Abbildung der Lacura-Körpermilch erfahre ich durch das Logo ÖKO-TEST, dass von 31 Körperlotionen 10 mit sehr gut abgeschnitten haben, auch die Eigenmarke. Und ich, die Werbeblättchenblätterin frage mich natürlich, ob oder warum nicht Nivea mit sehr gut abgeschnitten hat. Geschickter kannst du deine Eigenmarke nicht in Szene setzen. Auch jetzt wieder diese neue Kampagne "Meinungsfreiheit ist unbezahlbar - Qualität nicht". Dort meint ein Kunde: "Aldi kümmert sich doch nicht um die Umwelt." Eine andere Kundin: "Aldi ist so groß, da kann Obst und Gemüse nicht täglich frisch sein." Einfach genial! Hatte ich schon erwähnt, dass ich die Werbestrategen so was von beneide ob ihrer Kreativität? Ich hatte mich aber schon gefragt, ob die Gruppe von Kreativen sich da vielleicht auch immer mal so was von feinem Stöffchen einschmeißt. Und justament zeitgleich mit deren Kreativitätsschub …

Holla die Waldfee, bin ich tiefenentspannt. Hieß es doch in der Verlautbarung: Die Lebensmittel können in allen Lidl-Filialen zurückgegeben werden. Der Kaufpreis wird erstattet, auch ohne Vorlage des Kassenbons. Lidl in Deutschland entschuldige sich bei allen Betroffenen für die entstandenen Unannehmlichkeiten. Hallo, wer ist denn so blöde und gibt davon auch nur ein einziges Teil zurück? Im Gegenteil, ich hatte mich zwar tatsächlich mit all diesen Produkten eingedeckt, aber als ich das erfahren habe, bin ich natürlich sofort noch mal in alle Filialen, die ich mit dem Rädchen und dem hinten dranhängenden Einkaufswagen erreichen kann. Leider mit null Erfolg! Und da vermute ich eben, dass die Kreativen, die bei meinem Lieblingsdiscounter in Lohn und Brot stehen, dass die da alles abgeräumt haben. Dass die heimlich bei der Konkurrenz eingekauft haben. Weil anders kann ich mir deren Ideenreichtum nicht erklären. Ich jedenfalls bin froh, dass ich da jetzt erst einmal einen ansehnlichen Vorrat habe. Ich mein, dieses Gefahre nach Holland kostet ja auch immer Zeit und Geld.

Ups, total relaxt, mir fällt ein, ich hatte noch gar nicht gesagt, um welche Lebensmittel es sich denn handelte. Es las sich: Lidl ruft Haschkekse zurück - Die Kekse »Mary & Juana«, der Cannabistee »Tea of Mind«, der Riegel »Raw Cannabis Protein Bar Apple« und das kalt gepresste »Vita D'or Bio Hanföl« enthalten mehr THC als gedacht. Der Discounter warnt vor dem Verzehr dieser Cannabisprodukte und ruft eine Reihe von Cannabisprodukten und ein Hanföl wegen erhöhten THC-Gehalts zurück. Kunden sollten den Rückruf unbedingt beachten und die Produkte nicht weiter verwenden. Tetrahydrocannabinol (THC) ist eine psychoaktive Substanz, die in Pflanzen der Gattung Hanf (Cannabis) vorkommt. Dem THC wird der Hauptanteil der berauschenden Wirkung zugesprochen (kann ich nur bestätigen!) - Lidl rief Hanfkekse der Sorten Chocolate, Classic, Cranberry und Hash zurück, die unter dem Namen »Mary & Juana« verkauft werden. Die Lebensmittel werden alle vom tschechischen Hersteller Euphoria Trade hergestellt. Ich mein, das war doch klar, dass ich bei diesen Produktnamen und diesem Herstellernamen von vornherein zugeschlagen hatte, noch eh ich wusste, dass da sogar mehr THC drin ist.

Wie gesagt, mir geht es dementsprechend gut - trotz Ende der Schulferien, trotz Beginn des neuen Schuljahres. Ich bin total tiefenentspannt und Tschechien steht selbstredend schon als Urlaubsziel für nächstes Jahr auf dem Programm. Nachbarn haben einen Anhänger und eine Dachbox; die leihe ich mir dann mal aus. Da muss echt einiges an THC drin sein, so relaxt, wie ich bin. Weil als wir aus dem Urlaub zurückkamen, mussten mein Traummann und ich uns erst mal den Weg zur Haustür mit der Machete freikämpfen. So hoch war das Unkraut gewachsen. In jeder Steinritze hatte sich ein Samenkorn verwirklicht, hatte sich vermehrt, war zur Blüte gelangt. Ich mein, unterm Strich ginge mir das in meinem jetzigen feinen Zustand am Gesäß vorbei, wenn unser Haus in ein paar Wochen von Wildwuchs überwuchert wäre. Wenn nur nicht ständig diese unzähligen Anfragen und Angebote in meinem Briefkasten lägen. Ich weiß gar nicht, wohin mit dem Altpapier. Gut, ich scheue mich nicht, das nachts auf die Tonnen der Nachbarn zu verteilen, aber es ist eben auch ein enormer Arbeitsaufwand und sollte kein Dauerzustand werden.

Da fällt mir ein, ich habe ja noch gar nichts über die Inhalte der Anerbieten gesagt - gemach, gemach, nächstes Mal.

LeserReporter/in:

Adelheid Bennemann aus Bonn

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