Wirtschaftstalk
Um Wege den Verkehr von morgen zu formen ging es beim 35. Bonner W ...
Bonn - (we) Über die Chancen und Herausforderungen der Elektromobilität vom
E-Bike bis zum Streetscooter diskutierte eine Expertenrunde im Rahmen
des 35. Bonner Wirtschaftstalks. Mit der Moderation von Nathalie
Bergdoll tauschten sich aus: Hendrik Schulte, Staatssekretär im
Landesverkehrsministerium NRW, Matthias Feltz, Vizepräsident des
ADAC, Prof. Achim Kampker von der Deutschen Post und Anja Wenmakers
von SWB Bus und Bahn und SWB Mobil.
E-Mobilität ist ein Teil der angestrebten Lösung für den drohenden
Verkehrsinfarkt, aber nur ein Teil. Das ist die Meinung von Hendrik
Schulte und Matthias Feltz. „Der Bürger von heute kauft Mobilität,
kein Auto“, meint Hendrik Schulte. Folglich sei ein umfassendes
Neudenken erforderlich. Man müsse mit einer Kette unterschiedlicher
Verkehrsmittel sein Ziel erreichen. ADAC-Vize Matthias Feltz rührte
eifrig die Werbetrommel für die Aktivitäten seines Vereins. Der ADAC
arbeite ständig an Alternativkonzepten zum überbordenden
Individualverkehr. Die Elektromobilität sei aber nur ein Teil der
Überlegungen: Als umweltfreundlich könne eben nicht gelten, wenn der
in Deutschland verwendete Strom zum Großteil aus der Kohleverstromung
gewonnen werde.
Prof. Kampker geht das alles viel zu langsam. Man findet immer was zu
meckern“, ist seine Meinung, mit der er mehr Risikobereitschaft
einfordert. ‚Einfach machen‘ ist seine Devise, mit der er sehr
erfolgreich den von ihm und seinem Aachener Team der RWTH entwickelten
E-Scooter als Elektro-Mobil für die Zustellung bei der Deutschen Post
einsetzt. Anja Wenmakers verweist auf den erfolgreichen Probebetrieb
mit E-Bussen in ihrem Unternehmen. Allerdings sei man noch weit
entfernt davon, auf die dieselgetriebenen Busse zu verzichten. Das
allein deshalb, weil E-Busse zum einen teuer seien und zum anderen
auch am europäischen Markt schwer verfügbar.
Die Infrastruktur für E-Autos, also die Zapfsäulen, die
Ladestationen, war ein weiteres Thema. Hier, so meinte Prof. Kampker,
müsse man der Entwicklung die Chance geben, Infrastruktur und Anzahl
der fahrenden E-Autos zu koordinieren. Das Problem werde sich quasi
von selbst erledigen. Die Post zum Beispiel habe das Problem der
Infrastruktur bereits gelöst, indem sie die Ladestationen für den
eigenen Gebrauch selbst gebaut habe.
Als Vorreiter der E-Mobilität und deren wichtiges Instrument kann
nach Meinung der Runde die Digitalisierung gelten. Per App könne man
seine Reiseroute planen. Wo und wann etwa E-Bikes oder shared cars zur
Verfügung stünden. Das eigene Fahrzeug mit dem einzelne Menschen die
Stadt verstopfen, habe dann ausgedient. Die Hoffnung der Experten
richtet sich auf die zukunfts- und umweltbewusste Generation heutiger
Kunden, die ein Auto nicht länger als Statussymbol ansehen und nach
dem Motto „my home is my castle“ auf alternative Methoden der
Fortbewegung verzichteten. In dem Punkt waren sich alle einig: Es kann
und darf nicht so weiter gehen wie bisher. Die Vorschläge liegen auf
dem Tisch: Der ADAC will umfassende Lösungen, die Post hat ihren
E-Scooter, die Landesregierung favorisiert alternative
Verkehrskonzepte und die Stadtwerke setzen à la Longuet auf den
E-Bus, ohne den fortschrittlichen und immer weiter entwickelten Diesel
aus den Augen zu verlieren. „Der Diesel wird die Welt retten“,
wagte zu Beginn der Diskussion Hendrik Schulte eine gewagte Prognose.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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