Bonner Wissenschaftsnacht
Von Mäusen, Menschen und Robotern
Bonn - Das Uni-Gebäude selbst, die der Uni angeschlossenen Museen und der
Münsterplatz gehörten den Besuchern, die wissen wollten, was es im
MINT-Bereich Neues gibt. Die Wissenschaft der Region hatte anschaulich
und selbst für Laien erlebbar all das aufgeboten, was die
Naturgesetze hergeben.
„Das ist spannend, neu und faszinierend“, war die überwiegende
Meinung zum Gezeigten. Ein paar Beispiele aus der Fülle des
Angebotes: Da war Direktor Jason Kerr des Caesar-Instituts (Center of
Advanced European Studies and Research), der sich im Getümmel des
Münsterplatz-Wissenschaftszeltes nicht zu schade war, mit
engelsgleicher Geduld immer wieder sein hoch komplexes Fachgebiet mit
einfachen - englischen - Worten zu erklären: Die Neuroethologie.
Seine Caesaren beschäftigen sich damit, herauszufinden, welchen
Einfluss die Nerven auf das Verhalten haben. Das machen sie mit Hilfe
der Tierwelt. „Ja, etwa bei Mäusen, oder bei Ratten, das sind
hochinteressante Tiere. Oder nehmen wir den Wolf mit einen
hocheffizienten komplexen Verhaltensweisen.“ „Hat der Wolf ein
Bewusstsein?“ „Keine Ahnung, der Mensch ist schließlich auch nur
ein Tier.“ Ach ja, warum forschen Sie eigentlich auf diesem Gebiet?
„Weil ich muss“. Forscher-Neugier also treiben ihn und sein Team
an.
Hans Joachim Wiesseer vom Archäologischen Institut hat 22 Jahre in
Sri Lanka gelebt. „Da hatten sie vor 2.000 Jahren bereits ein
Filtersystem für ihr Abwasser“, sagt er. Die Kids an seinem Stand
erleben Archäologie, indem sie spielerisch Puzzle-Teile zu einem
Ganzen zusammenfügen. „Alles kleine Archäologen“, lacht Hans
Joachim Weisseer.
Tobias Jungk betreut das Schülerlabor der Uni Bonn. Da vermitteln sie
Physik, Astronomie und die Teilchenwelt. „Das hier ist Begreifen,
praktisches Erleben. Alle Technik fußt auf Analogem. Also führen wir
analoge Grundlagen vor.“ Und er dreht einen Kreisel und fasziniert
damit seine jugendlichen Standbesucher. Das Analoge als Grundlage
fürs Digitale.
Das Digitale ist auch vertreten. VR-Brillen allerorten. Im neuen
Science Truck der Dr. Hans Riedel Stiftung kann man per Gedanken-Kraft
eine virtuelle Kugel steuern. Auch sonst gibt es in dieser Nacht
überall Roboter. Die allerdings, so die Beobachtung etwa bei der
Fraunhofer Gesellschaft, verlieren allmählich ihre künstliche
Vermenschlichung und reduzieren sich darauf, was sie sollen: Menschen
bei der Ausführung von Tätigkeiten zu helfen. Gibt es künftig nach
der künstlichen Intelligenz ein ebenso künstliches Bewusstsein? Kann
ein Computer leben?
Fragen über Fragen, die bisher nicht befriedigend beantwortet werden
können. Aber dazu sind sie angetreten, die Wissenschaftler. Sie
wollen die Welt erklären. Ob das gelingt? „Keine Ahnung“, sagt
Jason Kerr von Caesar. Und er zitiert den Forscher-Übervater Max
Planck, der sinngemäß gesagt hat, dass man die Forschung bräuchte,
um zu erkennen, was in der Natur wie funktioniert und warum das so
ist. Wer davon eine Ahnung bekommen wollte, war in der alle zwei Jahre
angebotenen Wissenschaftsnacht gut aufgehoben.
- Harald Weller
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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