Europatag
Vorbereitung auf die Wahl
Bonn - (we) Mit schwarzem Banner und lauten Schmährufen gegen den Stand und
die Vertreter der NPD hatte die Antifada Bonn (Antifaschistische
Aktion) ihren Auftritt auf dem Europatag, der trotz des teils üblen
Wetters mehr Interessenten sah als in den letzten Jahren. „Haut ab
ihr Schweine“ war noch einer der harmloseren Sprüche in Richtung
auf die Rechten. Die aber waren ohnehin isoliert ob ihrer Plakate, die
etwa Schutzzonen gegen Migranten forderten und freuten sich über die
zusätzliche Aufmerksamkeit.
Ansonsten war die Meinung zur Europawahl differenziert. Axel Voss
etwa, MdEP und Kandidat für die Konservativen, sieht die Wahl als
Richtungsentscheidung. Für eine komplette Neuorientierung des
Parlaments in Europa sieht er keine Möglichkeit: „Dazu fehlen uns
die Kompetenzen“, meint er realistisch. Seine Wahl-Werbeplakate
waren im Vorfeld der Wahl besonders arg von Gegnern seiner Ansichten
und Entscheidungen im Europäischen Parlament in Mitleidenschaft
gezogen worden. Seine Anhänger hatten in der Wagenhalle des Alten
Rathauses erstmals ein Café aufgezogen, in dem per Vortrag und
Gespräch inhaltlich wohltuend differenziert argumentiert werden
konnte. Und das tat den meisten Besuchern gut, denn hier konnten sie
ihren Informations- und Meinungshunger stillen.
Die draußen auf dem Markt vertretenen Parteien sahen die Wahl
naturgemäß aus unterschiedlicher Warte. In „Europa hurra“-Rufe
brach niemand aus. Persönliche Ängste der Wähler kennzeichneten die
Diskussion an den Ständen. „Das hat zwar mit der Wahl überhaupt
nichts zu tun, aber unsere Gesprächspartner haben einfach Angst vor
der CO 2-Steuer“, meinte eine der Standbesatzungen.
Die Außenstelle des Europäischen Parlaments vermerkte keine
besonderen Schwerpunkte bei ihrer Argumentationsarbeit. „Wir
informieren in aller Breite. Und das ist auch das Interesse der
Besucher“, meinte sinngemäß Judith Schilling als stellvertretende
Leiterin der Regionalvertretung Bonn der Europäischen Kommission.
OB Ashok Sridharan forderte alle Bürger auf, von ihrem Wahlrecht
Gebrauch zu machen. Er hob die Vorteile der EU hervor. Ella Anschein,
eine junge poetry Slammerin, freute sich, dass ihre Generation dank EU
das Paradies als Standard erleben darf, wies aber darauf hin, dass man
für sein Wohlergehen auch etwas tun müsse.
23 Austeller mit Bezug zu Europa waren auf den Marktplatz und ins Alte
Rathaus gekommen, um für die Europa-Wahl Werbung zu machen. Vom
ungarischen Wein über kroatischen Schinken bis hin zu geistiger
Nahrung in Form des institut français oder de Partnerschaft
Beuel-Mirecourt oder auch der jumelage war alles dabei.
Eins scheint klar: Wenn alle bei der Wahl so eifrig sind, wie sie beim
Bonner Europatag den Wahl-O-Maten der Bundeszentrale für politische
Bildung bedienten, braucht einem um die Wahlbeteiligung nicht bange zu
sein. Der Wahl-O-Mat, der einem hilft, sich eine partei-politische
Meinung zu bilden, war in seiner elektronischen Ausprägung nach nur
einem Tag Laufzeit von 1,2 Millionen Usern bemüht worden. Die analoge
Version, gestartet im Alten Rathaus zu Bonn, erfreute sich größter
Beliebtheit.
Alle in Bonn maßgeblichen Politiker waren vor Ort, um den Bürgern
die entscheidende Botschaft zu übermitteln: Geht zur Wahl!
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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