Rainer Pause
Was ich noch sagen wollte...

Rainer Pause mit Goldfasan, einem Geschenk des LVR-Museums.  | Foto: we
  • Rainer Pause mit Goldfasan, einem Geschenk des LVR-Museums.
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Bonn (we). „Vielleicht mach‘ ich ja noch ein Solo-Programm, zum Thema ‚Tod‘“, sagt Rainer Pause gegen Ende des Gesprächs. „Der Sarg geht auf, ich erhebe mich und beginne dann: Ach ja, was ich noch sagen wollte...“. Dieser Satz vermittelt uns zweierlei vom Schauspieler und Menschen Rainer Pause: Er interessiert sich für den Tod und er lässt offene Meinungen zu. Es muss halt wie im richtigen Leben nicht für alles eine Lösung geben. Es bleibt immer noch was offen. „Ich habe zahlreiche mexikanische Utensilien gesammelt, die sich mit Begräbnissen beschäftigen. Ich finde es großartig, wie sie dort ihre Toten ehren am Dia de los muertos, man isst, trinkt und feiert mit ihnen auf ihren Gräbern! Ich glaube, es hilft einem, wenn man frühzeitig über den Tod nachdenkt, sich mit ihm vertraut macht. Umso weniger anfällig ist man für öffentliche Panikmache!“

Rainer Pause führt die Idee der 68er weiter. Nicht nur, was den Tod, sondern vielmehr auch, was das Leben betrifft. Wobei er auf der Bühne in seiner Figur als Fritz Litzmann häufig eine reaktionäre Haltung einnimmt. Um im nächsten Moment womöglich das Gegenteil zu behaupten! Dazu sollte man wissen, dass der Name Litzmann vor 40 Jahren eine bewusste Wahl war. Litzmann war ein preußischer General des 1. Weltkriegs und Mitglied der NSDAP. Damit führt er das Publikum häufig bewusst in die Irre. „Was von Litzmanns widersprüchlichen Pointierungen zu halten ist, überlasse ich dem Publikum, meine Meinung spielt überhaupt keine Rolle“. Und fördert so den Diskurs, seiner Meinung nach eine der wesentlichen Aufgaben einer Versammlungsstätte, wie er das Theater lieber nennt. „Es ist eine Katastrophe, dass Orte des freien Meinungsaustausches heute bedroht sind!“

Persönliche Freiheit ist der wesentliche Begriff in Rainer Pauses Denken. Und natürlich auch in den Geschichten, die er, häufig zum Schreien komisch, auf der Bühne präsentiert. „Komik entsteht, wenn man womöglich zunächst geschockt und irritiert dazu eingeladen ist, weiter und tiefer nachzudenken“, meint er. Und eben mit dieser Art von Komik wendet er sich an sein Publikum. „Im besten Falle lachen sie über sich selbst!“

Offen sein für andere Meinungen, nicht predigen, das ist sein Credo. Nein, er erwartet keine Antwort von seinem Publikum. Abgesehen mal vom Lachen! Insofern dient der Theaterbesuch auch der Entspannung, vermittelt ein Gefühl von gemeinsamer - geistiger - Heimat.

Rainer Pause ist auf diesem Weg stets auf der Suche nach Antworten, auch auf Fragen, für die es vielleicht keine allfähigen Antworten gibt, keine Lösung gefunden wird.

Die Figur Fritz Litzmann kann man nicht greifen und so endgültig beurteilen. Seine Haltung und er bleiben offen, regen zum Widerspruch an und führen im dialektischen Spiel, in den Rededuellen mit seinem Kollegen Hermann Schwaderlappen, ja wozu? Manchmal zu absurden Lösungen, auch wenn Pause privat zu vielen Dingen eine eigene konkrete und pointierte Meinung hat.

Das Scheitern seiner Bühnen-Figur an der eigenen Unzulänglichkeit ist ein Zeichen der Freiheit, eben auch der Freiheit zu scheitern. Rainer Pause ist ein Freigeist klassischer Prägung. Er beweist zu allen Themen eine Haltung, hält andere nicht für blöde und will auf diesem Wege weitermachen. Zum Rheinländer hat der gebürtige Essener Pause eine eigene Meinung: „Der will nur helfen, braucht dazu allerdings viele Worte“.

„Was soll ich machen, es geht einfach immer weiter“, lautet seine Zukunftsvision, „der Pantheonmietvertrag läuft schließlich noch 25 Jahre!“ Seine Zuschauer werden es ihm danken, dem Göttervater des Beueler Pantheon, dem Hort aller Götter und aller Künste. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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