Schuldnerberatung von Caritas und Diakonie
Wenn die Geldsorgen über den Kopf wachsen

Henning Dimpker beim Beratungsgespräch mit einer Schuldnerin. | Foto: we
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Bonn - (we) „Ich habe mich von vornherein angenommen gefühlt. Man hat mir
sofort das Gefühl vermittelt, dass man mir helfen wolle und
könne.“ Die junge Frau hat drei Kinder. Eine Trennung hinter sich.
Und eine Immobilie am Hals. Eine bescheidene Situation. „Ich hatte
80.000 Euro Schulden“, erzählt sie. Und heute, einige Jahre
später? „Heute bin ich mein Auto los. Aber auch meine Schulden“,
lacht sie.

Wie sie das geschafft hat? „Mit der Schuldnerberatung. Die hat mir
den Weg aus den Schulden gewiesen.“ Henning Dimpker, Leiter der
Einrichtung, sagt, wie‘s geht: „Zunächst schauen wir, welche
Schulden zurückgezahlt werden können. Eventuell funktioniert eine
Ratenzahlung. Dann gilt es, eventuelle finanzielle Ressourcen
aufzutun. So dass es zu einer außergerichtlichen Einigung kommen
kann. Und wenn das ausgereizt ist und trotzdem Schulden da sind,
beantragt man das Insolvenzverfahren.“ Das heißt, dass man sich
über Jahre mit finanziellen Auflagen des Amtsgerichts
auseinandersetzen muss. Aber dafür am Ende des Verfahrens
schuldenfrei dasteht.“

Deshalb hat die eben erwähnte Dame heute zwar kein Auto mehr, aber
dafür eben auch keine Schulden. Neben dem Caritas-Verband und der
Diakonie, die die Schuldnerberatung in der Noeggerathstraße
betreiben, kümmern sich andere Institutionen um die Schuldner. „Sie
stecken oft in komplexen Lebenssituationen“, weiß Henning Dimpker.
Dass Schulden eine einzige Ursache haben, ist selten. Die Gründe für
eine Verschuldung sind im Gegenteil so vielfältig wie das Leben
selbst. Neben dem operativen Schuldenabbau in der Beratungsstelle gibt
es in Bonn Stellen, die versuchen, die Ursachen von Armut und
Schuldenanhäufung zu bekämpfen.

Da ist zunächst die Stadt selbst, die im Rahmen der Daseinsvorsorge
ihren Einwohnern hilft. Dazu gehört, dass sie die Beratungsstelle von
Caritas und Diakonie zu 80 Prozent finanziert. Weite der
Sozialausschuss des Stadtrates. Dessen Vorsitzer, Peter Kox, hat mit
seinen Kollegen ein weites Feld zu beackern. „Steigende Mieten, kaum
bezahlbarer Wohnraum, ein eventueller Wegzug aus Bonn, ein teuer zu
bezahlende Lebensunterhalt, das sind Themenfelder. Auch, dass man eine
Arbeit finden soll, wenn man geringer qualifiziert ist.“ Diese
längerfristig wirkenden Überlegungen sollen strukturelle Änderungen
bewirken.

Wenn allerdings das Kind schon in den Brunnen gefallen ist, bleibt
wohl zunächst mal doch der Weg zur Schuldnerberatung. „Rund 10
Prozent aller Bonner Haushalte sind verschuldet. Das entspricht knapp
dem Bundesduchschnitt“, berichtet Henning Dimpker. Und, ganz
wichtig: Wer Schulden hat, ist daran nicht zwangsläufig selbst
schuld. Die Lebensumstände fragen häufig nicht nach Schuldigen. Sie
sind eben so, wie sie sind.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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