Comic-Ausstellung Heldinnen
Wenn Lucky Lucy in den Sonnenuntergang reitet
(we). Was wäre eigentlich, wenn der „poor lonesome cowboy" eine
Frau wäre? Für die Austellung Héro(ïne)s haben Comiczeichner und
Doktoranden Geschlechter(rollen) umgedreht und Geschichten mit neuen
Heldinnen geschaffen. Das Ergebnis lud zum Nachdenken und Schmunzeln
ein...
Mit der Rolle der Frau im Comic hat sich der französische Regisseur
und Video-Filmer Jean Christophe Deveney beschäftigt. Er hat mal
ausprobiert, was passiert, wenn man die zumeist männlichen Helden in
Comics per Rollentausch in Frauen verwandelt. Das von 20 Eleven
gezeichnete Ergebnis dieser Arbeit in Form von großen Werbeplakaten
mit den weiblichen Comic-Heldinnen war kürzlich in der Mediathek des
Instituts Français in der Ausstellung „Héroïnes" (Heldinnen) zu
bestaunen.
Mehr als 70 Prozent aller Comic-Helden sind männlichen Geschlechts.
Vielleicht, weil die Rolle des einsamen Helden, der durch die
verdorrte Steppe reitet, um die Welt zu retten, einem männlichen
Klischee zugeordnet wird. Und die Rolle der Frau danach eher im
Behütenden, Bewahrenden liegt? Dies Rollenklischee behandelte die
Ausstellung im institut français. Nur, dass die Rollen vertauscht
waren.
Während der männliche Conan einst in der Filmgestalt von Arnold
Schwarzenegger die ohnehin herrschende Endzeit-Stimmung in einer
verkorksten Welt um einige Leichen bereicherte, ist das weibliche
Äquivalent auf dem Plakat ähnlich muskelschwellend, allerdings mit
weiblichen Attributen ausgestattet. Wer möchte ernsthaft bezweifeln,
dass Conan auch als weibliches Wesen ihren Mann – pardon, ihre Frau
– gestanden hätte. Wer schon immer Conan als Satire verstanden hat,
kann sich bestimmt auch mit der martialisch dreinblickenden Conan-Frau
anfreunden.
Lustig ist die Story von Schlumpfine. Immer schon als weibliches Wesen
gezeichnet, will Papa Schlumpf seine einzige weibliche Bewohnerin
nunmehr des Schlumpfdorfes verweisen. Weil sie nach dem Gang zum
Friseur und in die Boutique zu reizvoll geworden sei. Zu reizvoll für
seine Schlümpfe. Die sich jetzt die Hälse verdrehen nach
Schlumpfine.
Dann wieder eine Heldin: Wolverine, der toughe Wolfsmann aus X-Men,
ohnehin ein Mutant, mutierte im institut français ein weiteres Mal:
Diesmal zur Vulverine. Einer Frau, die ihre Krallen ausfährt wie ihr
männliches Pendant. Und natürlich die Welt von dem Bösen befreit.
So wie der Mann Wolverine ohnehin. Lucky Luke, treu-braver
Westernheld, mutiert zu einer Frau namens Lucky Lucy, die sich der
Anzüglichkeiten eines männlichen Begleiters erwehren muss.
Sexualität, nicht nur Heldentum, spielt selbstredend eine Rolle. So
wird aus einem weiteren männlichen Helden, dem eine Fischfrau mittels
Schere an die wertvolleren Körperteile will, eine Frau im String. Ob
die auch Angst vor der Schere hat?
Man und frau sehen: Es durfte gelacht werden in der Ausstellung.
Liebevoll und einfühlsam in Szene gesetzt, wurde deutlich, was die
französischen Plakatdesigner beabsichtigten: Einem Helden die
Selbstverständlichkeit einer Heldin zur Seite zu stellen. Auf
Augenhöhe versteht sich. Damit auch die Frau zu ihrem Recht kommt.
Und die Welt von allem Ungemach erretten darf. So wird deutlich, dass
die Rolle der Frau in Comics eine heldenhafte ist: Auf den gezeigten
Plakaten überwiegen männliche Heldenattribute: Schwellende Muskeln,
zornige Blicke, kriegerisches Outfit. Oder aber es handelt sich um
sexy Über-Frauen. Insgesamt erscheint es verständlich, dass die
Frauen so die Rolle der Männer übernehmen. Und dann genau dieselben
Klischees erfüllen wie zuvor ihre männlichen Heldenkollegen. Klar,
auch die Frauen in Comics sollen schließlich die Aufmerksamkeit des
Publikums erregen. Und wer möchte schon – und sei es im Comic –
einen Asterix oder Obelix sehen, der jämmerlich am Leben verzweifelt?
Und an seinen Ängsten scheitert? So ist es nur selbstverständlich,
dass Frauen die Rolle von Heldinnen ebenso gut ausfüllen wie Männer.
Tim und Struppi einmal anders und Long Jane Silver alias John Silver
aus der Schatzinsel werden sich freuen.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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