30. Bonner Wirtschaftstalk
Wie man am sinnvollsten stiftet
Bonn - Für den ihrerseits moderierten 30. Wirtschaftstalk im Forum der
Bundeskunsthalle hatte sich Angela Maas besonders kompetente Gäste
eingeladen: Michael Wüllrich leitet die Geschicke der
Tenten-Stiftung, die seit etlichen Jahren mit wirksamen Beträgen
Bedürftige in Bonn unterstützt. Elisabeth Pott steht der
erfolgreichen Deutschen Aids-Stiftung vor. Stephan Schauhoff vertritt
als Rechtsanwalt die Interessen von Stiftern. Er ist zudem Mitglied im
entsprechenden Bundesverband. Schließlich haben Stiftungen stets mit
Geld zu tun. Deshalb war Ulrich Voigt, Vorstand bei der Stadtsparkasse
KölnBonn, willkommener Gast in der Runde.
21.300 Stiftrungen sind deutschlandweit unterwegs. 69 Prozent davon
sind gegründet von Bürgern, die Gutes tun. Nun ist es nicht einfach,
das Geld von Stiftungen zu mehren, um es danach für gute Zwecke
ausgeben zu können. Michael Wüllrich beschrieb, mit welchem Mix von
Immobilien-Anlagen und Geldanlagen das in seiner Stiftung gelingt.
Damit kam die Runde zu der Frage, in welcher Art von Stiftung man am
besten sein Geld anlegt. Vergleichsweise neu ist es, per
Verbrauchsstiftung vorzugehen. Dies dann, so Ulrich Voigt, „wenn man
ohnehin vorhat, nur auf Zeit als Stifter tätig zu werden“. Bei
Verbrauchsstiftungen verbraucht sich das Stiftungskapital. Stiftungen
sind andererseits häufig auf Ewigkeit angelegt. „Weil sich die
Stifter dann bleibend wiederfinden, auch, wenn sie schon verstorben
sind“, so Stephan Schauhoff.
Anders ist es bei Zustiftungen. Hier geht es darum, sein gestiftetes
Geld in eine bereits bestehende größere Stiftung einzubringen:
„Das hat den Vorteil, dass die größere Stiftung weiter gestärkt
wird“, erklärt Stephan Schauhoff. Es komme auf das Engagement der
Stiftungsmitglieder an, ob man Erfolg habe. Elisabeth Pott schätzte
den Zeitaufwand, den sie allein für ihre Stiftung erbringt, auf 40
Stunden in der Woche. Ulrich Voigt riet allen Stiftern, zur Mehrung
ihres Kapitals mehr Risiko zu wagen. Mit klassischen Sparbüchen sei
es heute nicht mehr möglich, nennenswertes Kapital aufzubauen. Hier
müsse man sich auf Profis verlassen. Als Beispiel für eine
funktionierende moderne Stiftung nannten die Gesprächsteilnehmer die
Harvard-Stiftung. Die allerdings sei „geprägt von hoher Expertise
bei der Geldanlage“, das könne auch schief gehen, meinte Ulrich
Voigt.
Lediglich 20 Prozent aller deutschen Stiftungen hätten ein Kapital
von mehr als 2 Millionen Euro, wusste Stephan Schauhoff. Aber auch mit
kleineren Summen sei es möglich, Gutes zu tun. „Wir sollten nicht
immer nur in großen Zahlen rechnen“, so Ulrich Voigt. Es sei
wichtig, einen Finanzierungsmix hinzubekommen, so die Runde. Elisabeth
Bott berichtete, dass sie mit der Aids-Stiftung neben einer Geldanlage
vor allem Operngalas veranstalte und Informationsmaterial erstelle, um
Menschen zum Spenden zu animieren. Diese Geldakquise koste natürlich
Kraft, sei aber unumgänglich zum Wohle des Stiftungszwecks. Auch
Sponsoring-Mittel seien willkommen. Stephan Schauhoff berichtete, dass
es demnächst rechtlich möglich sei, einzelne Stiftungen zu
größeren Verbänden zusammenzuschließen.
Bei allen Möglichkeiten bleibt der Stiftungszweck das Hauptaugenmerk.
Das, was der Stifter wolle oder gewollt habe, stehe im Mittelpunkt
aller Aktivitäten. Eine Möglichkeit, Geld zu erhalten, sei, es zu
sparen, so die Runde. Heißt, Kosten zu senken. „Wir bedienen 600
Fälle im Jahr“, verwies Michael Wüllrich auf den Erfolg seiner
Stiftung. Er weiß. dass die von ihm vertretene Tenten-Stiftung auf
Ewigkeit angelegt ist. Und dass der Name Tenten damit dauerhaft im
Gedächtnis der Bonner verhaftet sein wird.
- Harald Weller
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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