Neues Leben in der Innenstadt
„Wir müssen jetzt handeln“

Das Bündnis Wohnen tagt. | Foto: we
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Bonn (we). Bernhard von Grünberg, quasi Urvater des Mietervereins und unerschrockener Vertreter der Mieterinteressen in der Stadt, versteht die Welt nicht mehr: „Wir müssen jetzt handeln, wir haben die Ideen, wir haben die Konzepte, wir haben den Willen zur Veränderung“. All das hat es, das Bündnis Wohnen Bonn, bestehend aus DGB, Mieterbund, AWO, Caritas, Diakonie und dem Paritätischen. Trotzdem geschehe nichts, sagen sie gelegentlich der Pressekonferenz zur Vorstellung ihrer neuen Studie zur Wohnraumverdichtung in der Stadt. Malte Bendel, Masterstudent im Geographischen Institut der Uni Bonn, hat sie auf rund 50 Seiten erstellt. Dabei ist herausgekommen, dass man die in Bonn bestehenden Wohnungsprobleme auch ohne die Versiegelung immer neuer Flächen zu wesentlichen Teilen lösen könnte. Wenn man denn wollte.

Ziel ist es, der Verödung der Innenstadt zuvor zu kommen, Leben und neue Kaufkraft in die City zu bringen. „Das Internet hat die Kaufkraft abgeschöpft“, sagt Bernhard von Grünberg. Neben diesem wirtschaftlichen Argument ist es selbstverständlich auch die soziale Notwendigkeit, die es dringend erforderlich macht, neuen Wohnraum zu schaffen.

Ideen dafür gibt es zuhauf: Von der Aufstockung von Lidl- und Aldi-Filialen über die Neunutzung leerstehender Kaufhäuser oder der Umwidmung von Parkhäusern bis hin zur Randbebauung des Stadthauses. „Damit müssen wir jetzt anfangen, wenn das Stadthaus in zwei Jahren leergezogen wird“, so Bernhard von Grünberg. Auch die Aufstockung des Windeck-Bunkers würde helfen, zum einen Wohnraum zu schaffen und zum anderen Leben in die City zu bringen.

Warum das alles nicht gemacht wird, die neuen zielführenden Ideen unverwirklicht bleiben? Zum einen sei die Verwaltung verunsichert, habe keine Linie, zum anderen seien Ökologen zum Teil dagegen, obwohl es umweltverträgliche Lösungen im Konzept gibt. Zum dritten sei das Problem diejenigen ohne Relevanz, die ja Geld genug für eine angemessene Wohnung haben.

Das allerdings wird immer schwieriger: Per Anzeige sollte vor wenigen Tagen ein 31-qm-Appartement in Pandeon Ville für rund 250.000 Euro verkauft werden. Allein das verdeutlicht den dringenden Handlungsbedarf. Zudem behindere das aufwändige Planungsrecht eine schnellere Umsetzung der guten Ideen. „Ein Ausschuss gibt die Vorlagen weiter an den nächsten und umgekehrt“, so ein Gesprächsteilnehmer resignierend.

„Wir machen für alles Mögliche Pläne, gar Masterpläne, nur für den Wohnungsbau nicht“, mokiert sich Bernhard von Grünberg.

Das beste Konzept taugt nichts, wenn man es nicht umsetzt. Es gibt wohl tatsächlich wie häufig kolportiert in der Stadt mehr Bedenken- als Entscheidungsträger. Warum? Ist denen das Schicksal Einzelner und das Schicksal einer „toten“ Stadt Bonn im heftigen Konkurrenzkampf mit Städten wie Köln oder aus dem Umland gleichgültig? Man darf hoffen, dass das Bündnis Wohnen die richtigen Knöpfe zu drücken vermag, um die Wohnungsnot zu lindern. Die 50 flüssig geschriebenen und leicht verständlichen Seiten der Studie zu lesen, das dürfte für leidgeprüfte Politiker auch in Bonn kein unüberwindliches Problem sein.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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