Schiffsreise Senioren und Schüler
Wir sitzen alle in einem Boot
BONN - (we). „Hier kommen zwei Lebenswelten zusammen. Ich bin hier, weil
ich den Menschen Zuversicht vermitteln will. Und weil ich mich freue,
dass sich beide Generationen füreinander interessieren und
engagieren. Ich will zudem zeigen, dass sie (die Älteren) nicht
vergessen sind."
Rainer Maria Kardinal Woelki freute sich über den Riesenandrang am
Brassertufer. Mehr als 300 Senioren aus dem gesamten Erzbistum sowie
150 junge Damen von Bonns erzbischöflicher Liebfrauenschule erlebten
gemeinsam die Schiffsreise, die einst Papst Benedikt XVI. aus der
Taufe gehoben hatte. Organisiert vom Caritas-Verband, genossen alle
die Schifffahrt. „Der Austausch unter- und miteinander steht im
Mittelpunkt des Tages", sagte der Kardinal.
Alt und Jung sollten miteinander in Kontakt und ins Gespräch kommen:
„Die älteren Leute haben ja schon viel erlebt. Was sie uns
mitteilen können. Wir können davon viel lernen. Und profitieren so
fürs ganze Leben", meinen Lena und Clara vom Liebfrauengymnasium.
„Deshalb freuen wir uns auf die gemeinsame Reise. Wir waren sofort
dabei, als wir gefragt wurden."
„Wir sind natürlich neugierig auf den Kardinal. Schließlich habe
ich ihn bisher nur im Fernsehen gesehen", lacht Lina. Sie fährt
üblicherweise Rollator. Und hatte Schwierigkeiten, die mächtige
„Rheinenergie" zu entern. Neben dem wunderschönen Ambiente will sie
aber auch spirituell vom Kardinalsbesuch profitieren. „Wir sind ja
in einem Pflegeheim", sagt sie. „Das ist es nicht so einfach, am
Leben teilzunehmen. Und geistig auf dem neuesten Stand zu bleiben.
Aber der Kardinal ist, im Gegensatz zum Vorgänger, ein Mann fürs
Volk. Der wird verstanden."
„Der Kardinal, der an Bord eine Andacht las, hatte durchaus
Spirituelles im Gepäck. In erster Linie wollte er mit seinem Besuch
allerdings seiner Freude darüber Ausdruck geben, dass sich hier Jung
und Alt zusammenschließen. Volksnah sprach er mit den Gästen, fragt
her, scherzte da. Man gewann den Eindruck, der Besuch sei ihm ein
echtes Anliegen, kein bloßer Pflichttermin. „Ich glaube, dass wir
auch voneinander profitieren können, Jung und Alt", meinte Lena.
Es herrschte eine offene, gelöste Atmosphäre an Bord. Die Alten
erzählten gern aus ihrem Erinnerungsschatz, die Jungen berichteten
von ihrer Weltsicht. Lebendiger Glaube, so könnte man sagen, war auf
dem Schiff zu spüren. Kein Thema wurde ausgelassen, kein Problem
ausgespart. „Ich habe ja nicht soviel mit Glauben zu tun und mit
katholischer Kirche", so ein Teilnehmer aus St. Augustin. „Aber die
Atmosphäre hier und die vielen Menschen, das interessiert mich doch."
Der Kardinal erzählte noch, dass er in Köln neben einem Altenheim
eine KiTa kennt. „Das bringt Leben, wechselseitig", lacht er.
Und so haben sie gemeinsam gesungen, gemeinsam gegessen, gemeinsam
geredet, gemeinsam gelacht, gemeinsam nachgedacht. Und am Ende der
Reise hatte jeder das Gefühl, den anderen besser zu verstehen. Das
erinnerte Clara und Lena nun wieder an ihren Schulalltag: „Das ist
das Gute an unserer katholischen Schule. Wir stehen alle gemeinsam
auf, wenn der Lehrer kommt. Wir beten jeden Tag zusammen. Alle zwei
Wochen haben wir einen Schulgottesdienst. Auch wenn man nicht streng
katholisch ist: Das lässt keinen kalt. Das Gemeinschaftsgefühl, das
so aufgebaut wird, lässt so manchen Stress vergessen."
Nicht die großen Glaubensfragen standen im Mittelpunkt, sondern das
Gemeinschaftserlebnis, die zwischenmenschlichen Werte. „Wir
vermitteln hier Werte wie Anerkennung, Achtsamkeit" sagen Clara und
Lena.
„Ich glaube nicht streng an die Lehre der Kirche", wirft jemand
anders ein. „Aber wenn ich in Schwierigkeiten bin, weiß ich doch:
Es ist jemand da."
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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