Bröckemännche
Ziele erreichen ohne Effekthascherei

Auszeichnung für Germanwatch (v.r.): Peter Limbourg, Katja Dörner, Germanwatch-Geschäftsführer Christoph Bals, Germanwatch-Vorsitzende Silvie Kreibiehl und Prof. Dr. Andreas Archut.  | Foto: Ayse Tasci/BMC
  • Auszeichnung für Germanwatch (v.r.): Peter Limbourg, Katja Dörner, Germanwatch-Geschäftsführer Christoph Bals, Germanwatch-Vorsitzende Silvie Kreibiehl und Prof. Dr. Andreas Archut.
  • Foto: Ayse Tasci/BMC

Bonn/Region (red). Die Bonner Umweltorganisation „Germanwatch“ hat den Bröckemännche-Preis 2023 des Bonner Medien-Clubs (BMC) erhalten. Die feierliche Übergabe der Trophäe fand beim Sommerempfang des BMC im Garten des Funkhauses der Deutschen Welle statt.

In ihrer Laudatio würdigte die Bonner Oberbürgermeisterin Katja Dörner Germanwatch die unabhängige Umwelt-, Entwicklungs- und Menschenrechtsorganisation mit Sitz in Bonn und Berlin, die sich seit mehr als 30 Jahren für eine zukunftsfähige globale Entwicklung einsetzt. „Germanwatch hat sich nie vor Auseinandersetzungen gescheut, doch dabei stets das gemeinsame Ziel in den Mittelpunkt gestellt“, sagte Frau Dörner. „Deshalb ist die Organisation so angesehen über Parteigrenzen hinweg, deshalb vertrauen Entscheider*innen auch auf höchster Ebene gerne auf Germanwatch-Expertise.“ Germanwatch und Bonn, da sei „schon immer eine Win-Win-Situation“: „Und deshalb freue ich mich ganz besonders, dass der Bonner Medien-Club die über 30-jährige Arbeit dieser wichtigen Organisation heute mit dem Bröckemännche-Preis würdigt.“

Freie Medien sind wichtiger denn je

Der Intendant der Deutschen Welle, Peter Limbourg, hatte die Gäste persönlich im Funkhaus des deutschen Auslandssenders begrüßt. Er sagte: „Die Deutsche Welle ist gern wieder Gastgeber für die Verleihung des Bröckemännche. Das BMC-Treffen bei der DW ist ein gutes Signal für die Lebendigkeit des Medienstandorts Bonn. Freie Medien sind angesichts zunehmender Einschränkungen von Presse- und Meinungsfreiheit sowie internationaler Krisen, Konflikte und Kriege wichtiger denn je.

Keine Effekthascherei und kein Klebstoff

„Die Themen von Germanwatch sind heute hochaktuell“, sagte BMC-Vorsitzender Prof. Dr. Andreas Archut. „Dabei übersieht man leicht, dass die Organisation sich schon seit Jahrzehnten mit großer Ausdauer und Beharrlichkeit für den Klimaschutz eingesetzt hat – lange bevor das Thema die Mitte der Gesellschaft erreicht hat.“ In der ‚Fachcommunity‘ habe Germanwatch sich mit seiner Arbeit einen Namen gemacht. So mancher klima- und entwicklungspolitische Meilenstein wäre ohne Germanwatch später oder vielleicht auch gar nicht erreicht worden. In der breiten Öffentlichkeit genieße die Organisation aber noch nicht die Sichtbarkeit, die sie verdiene. „Mit dem Bröckemännche-Preis wollen wir das nun ändern“, erklärt Archut mit einem Augenzwinkern.„Im Kampf für Nachhaltigkeit und gegen die Ungerechtigkeit in der Welt hat Germanwatch Qualitäten bewiesen, die nun zur Auszeichnung mit dem Bröckemännche-Preis geführt haben“, sagte Archut. Seit über drei Jahrzehnten erreiche die NGO mit Beharrlichkeit und Netzwerkbildung ihre Ziele. Sie brauche dafür keine laute Effekthascherei (und auch keinen Klebstoff).

Mit Mut zu kontroversen Debatten

Für Germanwatch nahm die Vorsitzende Silvie Kreibiehl die Auszeichnung entgegen: „Wir freuen uns sehr über die Anerkennung und Wertschätzung für zivilgesellschaftliches Engagement in dieser so entscheidenden Dekade. Bis 2030 müssen wir die globalen Emissionen halbieren, um auf einem 1,5 Grad-Pfad zu bleiben, und wichtige Entscheidungen hin zu einer gerechten Transformation treffen. Dazu braucht es große Anstrengungen, Engagement, Mut zu kontroversen Debatten und Lust auf Veränderung bei vielen Beteiligten. Dem Journalismus kommt dabei eine zentrale Rolle zu – denn große Veränderungen müssen auch sachlich erklärt, kritisch diskutiert und verständlich kommuniziert werden.“Ergänzt wurde die Dankesrede durch einen auf Video aufgezeichneten und während der Veranstaltung ausgestrahlten Dialog mit der ukrainischen Klimawissenschaftlerin und IPCC-Autorin Svitlana Krakovska. Dabei wurden noch einmal die drei Themen und Zielsetzungen von Germanwatch deutlich: Erstens, in einer alarmierenden Situation mit klaren wissenschaftlichen Aussagen zu Zukunftsfragen der Menschheit den wissenschaftlichen Sachstand zugrunde zu legen. Zweitens, in diesem Zusammenhang die Notwendigkeit vor Augen zu führen, trotz aller Widrigkeiten das Thema Klimaschutz nicht aus den Augen zu verlieren. Drittens kooperiert Germanwatch bereits seit mehreren Jahren mit ukrainischen Organisationen zur Frage der Transformation des Energiesektors in Richtung Erneuerbare Energien.

Beharrlichkeit zahlt sich aus

Konkrete Beispiele für die politische Wirksamkeit der Expertinnen und Experten von Germanwatch sind die jüngsten Erfolge beim Europäischen Emissionshandel und der EU-Verordnung für entwaldungsfreie Produkte. So sei die tiefgreifende Reform und Ausweitung des Europäischen Emissionshandels ein Riesenerfolg für den Klimaschutz in der EU. Bereits seit 2020 setzt sich Germanwatch für eine ambitionierte Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten der EU ein. Im Dezember 2022 erfolgte nun die politische Einigung über eine EU-Verordnung über entwaldungsfreie Produkte. Unternehmen müssen in Zukunft nachweisen, dass bestimmte Produkte nicht auf Flächen produziert wurden, die nach Dezember 2020 gerodet wurden.

Über Germanwatch

Germanwatch ist eine unabhängige Umwelt-, Entwicklungs- und Menschenrechtsorganisation mit Standorten in Bonn und Berlin, die sich für eine zukunftsfähige globale Entwicklung einsetzt, die sozial gerecht, ökologisch verträglich und ökonomisch tragfähig ist. Mit über 650 erfolgreich abgeschlossenen Projekten hat sich Germanwatch seit 1991 als wirkungsvoller Akteur der Zivilgesellschaft etabliert.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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