Wanderung zum Everest Basislager
Zurück in Kathmandu - Fazit
Die Tour ist vorüber. Wir sind unterdessen wohlbehalten in unserem Hotel in Kathmandu angekommen. Hier genießen wir unsere frischbezogenen Betten, unbeschränkt warmes Duschen, Zugang zu Strom, schnellem Internet und permanent warmen Räumen. Alles Selbstverständlichkeiten in der Welt aus der wir kommen. In der Bergwelt des Khumbu Tals, die wir die letzten 11 Tage erleben durften, ist dies alles jedoch nicht ohne weiteres verfügbar.
Vor allem die Wärme habe ich vermisst. Geheizt wird in den Lodges nur ein zentraler Raum. Und das auch nur abends. Mit einem Holzofen, der in der Mitte des Raumes steht. Da sitzen dann alle in einem großen Stuhlkreis drum herum, um sich aufzuwärmen. Ansonsten ist alles ständig ungeheizt. Das ist höchst unangenehm. Fließend warmes Wasser gibt es auch nicht. In einigen Lodges gibt es Duschmöglichkeiten, indem Warmwasser durch Flaschengas erzeugt wird. Dafür muss man dann aber ca. 5 - 10 Euro extra zahlen. Die Gasflaschen müssen im Übrigen per Esel oder Yak zig Kilomater über unwegsames Gelände antransportiert und wieder abgeholt werden.
Es war alles in allem eine Traumreise. Wir hatten maximales Glück. Die Flüge nach Lukla und zurück haben wir in beiden Fällen plangemäß durchführen können. Wären wir einen Tag später angereist, hätten wir zwei Tage in Kathmandu auf unseren Weiterflug nach Lukla warten müssen. Durch diese Wartezeit später ankommender Touristen war das Khumbu Tal während unserer Wandertage relativ leer. Auf dem Kala Patthar waren wir z.B. am Freitag, 8. April vollkommen alleine unterwegs. Eine Sensation.
Gleichermaßen sensationell war das Wetter. Es war in allen entscheidenden Momenten ideal. Als ich einigen Einheimischen unser Foto vom Mount Everest zeigte wurde mir mitgeteilt, dass es derart klares Wetter i.d.R. nur im Oktober und November gibt. Für April sei das ungewöhnlich. Drittens hatten wir Glück mit der Gesundheit. Keine Schwächephase, keine nennenswertem Höhenprobleme, keine Knieschmerzen, keine verstauchten Gelenke und keine Stürze. Bei niemandem. Schließlich wurden wir durch unser Team, d.h. unseren Guide Pasang Temba Sherpa und unsere beiden Träger Nima Tamang und Bhakta Tamang optimal betreut. Das sind reizende Leute.
Damit reihe ich mich in das große Konzert von Stimmen ein, die sich mit großer Begeisterung über die menschlichen Qualitäten der Bergvölker im Himalaya äußern. In einem ganz besonderen Maße wurden diese Qualitäten deutlich, als wir am vorletzten, d.h. am Sonntagabend, mit unserem Guide von 2013 Kazi Sherpa in seiner Lodge (Nirvana Lodge) in Josalle zusammentrafen. Nach einer herzlichen Begrüßung verwöhnte uns seine Frau mit frischgemachten Kaiserschmarren. Es folgten eine langandauernde angeregte Unterhaltung und ein fantastisches Abendessen im mollig warmen Esszimmer der Lodge. Das fühlte sich an wie ein gelungenes Familientreffen. Offen, warm und herzlich.
Warum war es möglich mit Kazi Sherpa 8,5 Jahre nach unserer ersten Khumbu Wanderung in Kontakt zu bleiben? Erstens weil ich Kazi damals half, Judo Matten von Japan ins Khumbu Tal zu transportieren. Zweitens wegen Facebook, das einen permanenten Austausch gewährleistet. Und schließlich drittens weil wir uns damals sympathisch waren und uns über ein Wiedersehen freuten.
Auf dem Marsch von Josalle nach Lukla hatten wir dann noch das große Vergnügen, Kazis Bruder Zangbu Sherpa zu begegnen. Er ist deutscher Staatsbürger und arbeitet in Europa als Pilot. Der erste Sherpa überhaupt, der diesen Beruf ergriff. Im Khumbu Tal war er zur Teilnahme an einer Hochzeitsfeier unterwegs.
Am letzten Abend in Lukla, d.h. am Montagabend, hatten wir dann das Abschiedsessen mit unseren beiden Trägern Nima Tamang und Bhakta Tamang. Es gab Yak Curry. Wie im ersten Artikel erwähnt, zählen beide zum Volksstamm der Tamang, was „Pferde Reiter“ bedeutet. Die Tamang machen ca. 6% der Nepalesischen Gesamtbevölkerung aus. Ursprünglich kommen sie aus Tibet. Im 7. Jahrhundert n. C. entsandte der damalige tibetanische König Songtsen Gampo eine Delegation der Tamang zur Überbringung von Geschenken an den nepalischen König. Diese Delegation oder große Teile davon haben sich daraufhin in Nepal niedergelassen.
Zum Abschluss wollte ich noch etwas zum kommerziellen Everest Bergsteigen schreiben. Aufgrund der ohnehin schon großen Länge dieses Artikels verzichte ich jetzt darauf und beende diesen Reisebericht mit einem Fazit: Diese Wanderung war ein außerordentliches Gesamterlebnis. Ich bin dankbar, dass ich das erleben durfte. Ich empfehle diese Wanderung ohne jeden Vorbehalt jedem Wander-, Berg- und Naturinteressierten zu Nachahmung. Für weitere Informationen und zur Beantwortung von Fragen stehe ich unter email Adresse oliver.gritz@run-ride.com gerne zur Verfügung.
LeserReporter/in:Oliver Gritz aus Bonn |
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