Jugend trifft auf Politik
120 Schüler aus Bornheim erlebten „Europa hautnah“
Bornheim - (fes) Wenn sie dürften, dann würden auch sie gerne ihr Kreuzchen
machen und über die Geschicke der EU mitbestimmen. Schließlich geht
es ja um ihre Zukunft. Da sind sich Sarah Löhnert (16), Leonie
Rockensüß (17) und Lars Feiler einig.
Doch leider sind die drei Gymnasiasten, die die Q1 des Bornheimer
Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums (AvH) besuchen, noch nicht
volljährig. Gemeinsam mit Schülern der Europaschule Bornheim waren
sie zwei Tage in Brüssel zu Gast, um Europa und die politischen
Institutionen hautnah zu erleben.
Schüler waren beeindruckt von der Größe des Europäischen
Parlaments
„Brüssel ist eine sehr internationale Stadt mit vielen Kulturen,
man hört überall Menschen, die die unterschiedlichsten Sprachen
sprechen und bei unserem Besuch im Europäischen Parlament bekam man
einen überwältigenden Eindruck von der Größe des Parlaments“,
schilderte Lars Feiler nach der Fahrt. Aufgeteilt wurden die jungen
Leute in zwei Gruppen. Eine Gruppe lernte die Europäische Kommission
kennen und wurde durch einen Beamten in die Arbeit dieser Einrichtung
eingeführt.
Die andere Gruppe besuchte den Ausschuss der Regionen, wo die
Arbeitsweise und die Rolle der Regionen bei der Mitgestaltung der
Rechtsvorschriften der EU vermittelt wurden. Am zweiten Tag besuchten
alle zusammen das Parlament und lernten anschließend Belgiens
Hauptstadt kennen. Interessiert haben sich Lars, Sarah und Leonie
bereits vor ihrer Abreise für die Politik. Vor allem die Aspekte
Umwelt- und Klimaschutz sowie die Migrationsproblematik beschäftigten
die drei. „Ich hätte gerne, dass die Länder in der
Flüchtlingspolitik enger zusammen arbeiten“, erklärte Leonie,
„wir haben an unserer Schule die Internationale Klasse, ich habe ein
Mädchen an die Hand genommen und ihr geholfen, damit sie sich bei uns
wohlfühlen kann.“
Länder Europas sollten Flüchtlinge aufnehmen
Die Erfahrungen, die sie von Brüssel nach Bornheim mitnahm, sind
äußerst positiv: „Uns wurde sehr viel erklärt, wir sind sehr
offen empfangen worden und konnten jede Menge Fragen stellen.“
„Sehr schade“ fand die Schülerin den zunehmenden Rechtsruck und
Populismus in vielen europäischen Ländern. Sie kritisierte, dass
sich manche Länder aus der Verantwortung stehlen und beispielsweise
keine Flüchtlinge aufnehmen, dafür aber die Vorteile der EU gerne
annehmen. Dies kritisierte auch Lars. Er wünscht sich für die
Zukunft eine föderalen Staatenbund, bei dem sich keine Nation mehr
ihrer Verantwortung entziehen kann und man Probleme gemeinsam angeht,
etwa eine gemeinsame Außen- und Klimapolitik. Für Sarah ist die EU
eine Wertegemeinschaft, die sie stark vertritt.
Und wie hat den Schülern die Stadt Brüssel gefallen? Beeindruckt
waren sie sowohl von der Größe der europäischen Institutionen, aber
auch von der Schönheit des Großen Marktes mit seinen historischen
Häusern. Gesehen haben sie aber auch Ecken, die weniger attraktiv
sind. So gefiel den dreien der Stilmix an modernen und historischen
Gebäuden nicht unbedingt. Auch der Genuss kam nicht zu kurz: „Wir
haben in schönen Cafés gesessen, belgische Waffeln gegessen und
waren an der berühmtesten Pommesbude von Brüssel“, erzählten die
Gymnasiasten.
Was wünscht sich die Jugend für Europa?
Alle drei stehen kurz vor dem Abitur und damit noch am Anfang ihrer
beruflichen Karriere. Da stellt sich natürlich die Frage, wie sie
sich die EU der Zukunft vorstellen und was sie für Wünsche an die
künftigen Parlamentarier haben?
Lars wünscht sich, dass die Länder noch weiter zusammenrücken. Er
lehnt die Kleinstaaterei ab. Er hofft, dass sich so etwas wie der
Brexit nicht wiederholt: „Als Kleinstaaten können wir gegen eine
Wirtschaftsmacht wie China nicht ankommen“, meinte der 17-Jährige.
Leonie und Sarah sahen dies ähnlich und hofften, dass der Brexit für
viele andere ein schlechtes Beispiel ist, dem nicht noch andere
Länder folgen werden. Auch sie waren sich sicher, die großen
Probleme der Zukunft lassen sich nur gemeinsam lösen.
Dominik Pinsdorf, Vorsitzender des Stadtjugendrings, freute sich sehr,
dass im Jahr des 20. Bestehens des Stadtjugendrings diese Fahrt
angeboten werden konnte. Ihm war wichtig, dass die Jugendlichen keinen
einzigen Cent hierfür bezahlen mussten. Dies sei nur der
großzügigen Spender und Förderer wie der Bornheimer
Bürgerstiftung, der Bundeszentrale für Politische Bildung, einer
Spendensammlung der Bornheimer Tollitäten sowie einer Zuwendung des
Arbeitskreises Soziale Agenda und der Kooperation mit dem GSI möglich
gewesen.
„Politische Bildung muss für jede soziale Schicht möglich sein.
Europa steht vor einer Schicksalswahl und dort haben wir alle eine
Verantwortung, damit die Demokratie im Friedensprojekt Europa
weiterhin gesichert ist“, so Pinsdorf.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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