Begleitung in den letzten Lebenstagen
20 Jahre Hospizverein im Vorgebirge
Bornheim/Alfter - (fes) Seit mehr als einem Jahr beherrscht die Corona-Pandemie
mittlerweile die Schlagzeilen. Oft wird dabei jedoch übersehen, dass
es auch andere Krankheiten oder Schicksale gibt, die kaum mehr
Beachtung finden. Die Vorsitzende des Ambulanten Hospizdienstes für
Bornheim und Alfter Conny Henseler drückt es so aus: „Alle
Katastrophen, die vor Corona da waren, fallen unter den Tisch, sie
sind aber nicht verschwunden.“
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20 Jahre wird der im September 2001 von Theo Albracht gegründete
Hospizverein in diesem Jahr alt. Eine gute Gelegenheit dies zu feiern
und für das wichtige Anliegen zu werben. Doch wegen der bekannten
Einschränkungen ist dies momentan unmöglich, bedauern Henseler und
die hauptamtlichen Koordinatoren Angela Breuer-Pick und Wilson
Schaeffer.
Dabei sind sie und die ehrenamtlichen Trauer- und Sterbebegleiter
derzeit wichtiger denn je: „Vor allem Ältere leiden zunehmend unter
der Isolation und der Einsamkeit. Viele können ihre Angehörigen kaum
sehen, oft gehören sie selber zur Risikogruppe und können keinen
Abschied voneinander nehmen“, schildert Breuer-Pick.
Der Verein kämpft damit, nicht in Vergessenheit zu geraten, denn
aktuell gibt es kaum Möglichkeiten sich vor Ort zu präsentieren.
Stadtfeste, auf denen die Hospizler sonst mit Infoständen dabei
waren, gibt es nicht. Es fehlen zudem Gelegenheiten Spendengelder zu
sammeln. So musste beispielsweise die traditionelle Waffelback-Aktion
im Bauhaus-Markt in der Adventszeit im vergangenen Jahr ausfallen.
Hier hatte das Team jahrelang Gelegenheit frisch gebackene Waffeln an
den vier Adventssamstagen zu verkaufen. Der Erlös ging an die
Hospizarbeit. Aktuell sind 43 ehrenamtliche Sterbe- und
Trauerbegleiter im Einsatz und betreuen rund dreißig Menschen, die
schwer erkrankt sind oder im Sterben liegen, aber auch Menschen, die
um geliebte Angehörige trauern. Die Begleiter gehen sowohl in
Privathaushalte, als auch in Seniorenheime oder Krankenhäuser, um
Menschen auf der letzten Station ihres Lebens würdevoll zu begleiten.
Eine weitere Sorge: Auch einige Ehrenamtler zählen aufgrund ihres
Alters oder wegen Vorerkrankungen zu den Risikogruppen. Umso
erfreulicher sei es, dass von den derzeit 43 Aktiven 34 weiterhin im
Einsatz seien, so Breuer-Pick. Neue Kräfte, die dringend benötigt
werden, müssten allerdings auch entsprechend ausgebildet werden. Und
dies ist unter den gegenwärtigen eingeschränkten
Kontaktmöglichkeiten nur per Videokonferenzen möglich: „Trotzdem
haben wir derzeit 14 Neuanmeldungen“, freut sich Conny Henseler.
Auch Trauernden fehlen bewährte Angebote, etwa das Trauercafé oder
Trauerspaziergänge. Derzeit gibt es hier nur telefonische
Kontaktmöglichkeiten oder Videochats, was natürlich in einer solch
sensiblen Situation sehr schwierig ist. Auch wenn der Verein auf
Spenden und Mitgliedsbeiträge angewiesen, ist er glücklicherweise in
seiner Existenz nicht gefährdet. Trotzdem werden dringend weitere
inaktive, zahlende Unterstützer gesucht. Derzeit gibt es 163
Mitglieder: „Wir hoffen, irgendwann die Marke von 200 zu knacken“,
meinte Conny Henseler. Der nächste Vorbereitungskurs für
ehrenamtliche Hospizhelfer beginnt am 17. April. Informationen hierzu
gibt es von den Koordinationsfachkräften.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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