Als die Königstraße aus Sechtem verschwand
6. Band der Dorfchronik vorgestellt
Bornheim-Sechtem - (red) „Die Königstraße haben sie damals den Sechtemern
genommen, aber die Kaiserstraße durften sie behalten“, weiß Heinz
Vorzepf zu berichten. Der 79-Jährige hat soeben den 6. Band seiner
„Dorfchronik“ über Sechtem herausgebracht.
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Schwerpunkt des 160 Seiten starken Bandes ist das gut hundert Seiten
umfassende Kapitel mit einer Auflistung von Straßen, Häusern und
deren Bewohnern von 1870 bis 1969. Im Jahr der kommunalen
Neugliederung, 1969, wurde Sechtem mit 13 weiteren Ortsteilen Teil der
neu gegründeten Gemeinde Bornheim.
Und da es damals, verteilt über die verschiedenen Dörfer, insgesamt
drei Königstraßen gab, erfolgte 1970 die Umbenennung mehrerer
Dorfstraßen. Die Königstraße in Sechtem hieß fortan Brüsseler
Straße.
Die Grenzgasse wurde zur Berner Straße und aus dem ehemaligen Feldweg
Im Kämpchen machte man den Kämpchenweg, um nur einige Beispiele zu
nennen. Laut Heinz Vorzepf ist seine Chronik nun „definitiv
abgeschlossen“. Das sagte der rührige Ortshistoriker allerdings
bereits nach den Bänden vier und fünf...
Band 1 hatte er 1999 herausgebracht. Damals hatte er die
umfangreichen, aber nicht sortierten Nachlässe seines Vaters Anton
(1915 bis 1992) – ihm zu Ehren ist übrigens in Sechtem auch eine
Straße benannt – gesichtet. Zudem wertete er die Aufzeichnungen des
Lokalhistorikers Johann Georgi (1872 bis 1965) aus und
veröffentlichte diese vor 22 Jahren in Buchform. Weitere Bände mit
unterschiedlichen Schwerpunkten folgten. Die Leidenschaft an der
Ortshistorie hat den ehemaligen Postbeamten und langjährigen
Berufsmusiker bei der Bundeswehr jedoch nie losgelassen. Zuletzt
brachte er sogar auf Wunsch seiner Schwiegertochter die eigene
Familiengeschichte heraus – allerdings nur für den privaten
Gebrauch.
Doch zurück zur Chronik. Vorzepf stellte erneut eine wahre Fundgrube
mit unterschiedlichsten Aspekten zur Dorfgeschichte zusammen. Amüsant
dürfte vor allem für viele Alteingesessene das Kapitel über
Beinamen sein. „In den Dörfern war es früher üblich, den
Bewohnern zur besseren Identifizierung einen Beinamen zu geben, da es
viele Familien mit gleichen Namen gab mit einer oft großen Anzahl an
Kindern, die den Namen des Vaters oder anderer Familienmitglieder
erhielten“, erläuterte Vorzepf. So existierte etwa ein Josef
Schäfer drei Mal am Ort. Also gab man ihnen liebevolle Namen, die
über ihren Charakter oder ihren Wohnort im Dorf Aufschluss gaben.
„Bache Lis“ war beispielsweise Elisabeth Weiler, die am
Mühlenbach lebte, und Johann Niederstein alias Krente Hennes ritt von
1926 bis 1952 als St. Martin durch Sechtem und verteilte an die Kinder
Weckmänner.
Zeitungsartikel, viele Bilder, Geschichten über Sechtem, die in der
Lokalpresse erschienen waren, amüsante oder tragische Erzählungen
über den Vorgebirgsort aus der Chronik Johann Georgis sowie Kapitel
über ehemalige Vereine, die örtliche Brauchtumspflege und die
Ehejubiläen 2016 bis 2018 runden das lesenswerte Buch ab. Die Kapitel
ergänzen viele bereits erschienene Bereiche aus anderen Bänden und
wurden somit abgeschlossen, erläuterte Vorzepf.
So richtig loslassen wird ihn die Dorfgeschichte natürlich auch
künftig nicht: „Ich halte bei, was kommt“, meinte Heinz Vorzepf
dann noch. Bleibt also abzuwarten, ob da nicht doch was kommt?
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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