Bye-bye Karneval ?!
Absage großer Veranstaltungen in Bornheim
Bornheim - (fes) Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) plädiert dafür
die kommende Karnevalssession aufgrund steigender
Corona-Infektionszahlen abzusagen. In Bornheim ist man diesen Schritt
bereits begangen – sämtliche großen Sitzungen und Karnevalszüge
wurden wie berichtet auf Eis gelegt.
Darauf hatten sich Vertreter der Karnevalsvereine, der
Dorfgemeinschaften und Ortsausschüsse bei einem gemeinsamen Treffen
mit Bürgermeister Wolfgang Henseler (SPD) und Mitarbeitern des
Ordnungsamtes Anfang August einstimmig verständigt. Der
Bürgermeister zeigte sich überrascht, lobte aber die einstimmige
Haltung hinsichtlich der Gesundheit für alle Beteiligten und die
Bevölkerung: „Ich bin in die Runde mit gebremstem Optimismus
gegangen. Für mich ist das eine sehr traurige Entscheidung. Nun
müssen wir kreative Ideen finden, wie wir unter den gegebenen
Umständen doch noch Karneval feiern können, um das Brauchtum
aufrecht zu halten.“
Roisdorfs Ortsausschussvorsitzender und „Prinzessinnenmacher“
Wolfgang Mertgen erklärte: „Wir haben den Karneval nicht
abgesagt, sondern nur die Planungen größerer Veranstaltungen und
Züge eingestellt. Am Donnerstag, den 11. Februar 2021, ist
Weiberfastnacht und am 15. Februar 2021 ist Rosenmontag. Jeder
Ortsverein ist aufgefordert sich mit Ideen einzubringen, wie man
zusammen feiern und Frohsinn verbreiten kann. Natürlich dann auch nur
unter Berücksichtigung der dann gültigen COVID-19 Bestimmungen.“
So regte Thomas Beckenhusen, Vorsitzender des Vereins Sechtemer
Kinderkarneval, als „Plan B“ kleinere Zusammenkünfte an, so
genannte „Come-Ins“, bei denen sich Karnevalisten oder Vertreter
der Vereine treffen könnten. Natürlich werde es keine großen Partys
geben. Und alle sind sich einig: Karneval ohne zu bützen und zu
schunkeln in halbvollen Sälen und Zelten – das macht keinen Spaß.
Und wie soll man die Menschströme während der Züge kontrollieren?
„Daher müssen wir die Vernunft walten lassen, vor allem wenn ich
sehe, welche Exzesse wir derzeit an den Rheinufern in Köln, Bonn und
Düsseldorf erleben. Das kann keiner verantworten. Zumal wir auch alle
Familie haben, zu denen auch ältere Menschen oder Menschen mit
Vorerkrankungen gehören, die bei einer Infektion schwer krank werden
könnten “, meinte Jürgen Morche, Schriftführer der
Vereinsgemeinschaft Hersel/Uedorf.
Doch warum traf man die Entscheidung bereits so früh, während die
Landesregierung um Armin Laschet (CDU) noch zögert? Es ging
schlichtweg um die Planungssicherheit für die Vereine und deren
Existenz, hieß es unisono. Man hätte bereits jetzt für Sitzungen
oder Proklamationen Festzelte und Künstler buchen müssen. Da niemand
weiß, unter welchen Voraussetzungen und ob überhaupt gefeiert werden
kann, könnte das finanzielle Risiko für die Vereine schnell das Aus
bedeuten. Selbst wenn man größer feiern dürfte, wüsste niemand, ob
sich die Leute überhaupt trauen und Karten erwerben würden. Beispiel
„Kaffeeklatsch“: Etwa 600 Narren besuchen die Sitzung in der
Rheinhalle jede Session, derzeit wären 250 möglich, verteilt über
mehrere Tische: „Da kommt weder Stimmung auf, noch kommt man dabei
in die schwarzen Zahlen“, so Jürgen Morche.
Diskutiert hatte man auch darüber, ob man den einen oder anderen Zug
in den kleineren Ortschaften durchführen könnte, etwa in Widdig.
Hier kam die Sorge auf, dass alle Karnevalsfreunde am Ende in diese
Dörfer strömen würden und man so das Geschehen nicht mehr
kontrollieren könnte, berichtete Wilfried Hambach vom Verein Widdiger
Karneval und Zugorganisator.
Ein herber Schlag ist die Entscheidung natürlich für die
Gastronomen, Künstler oder auch für diejenigen, die Festzelte
verleihen oder Technik zur Verfügung stellen. Sie sind ja eh schon
diejenigen, die unter der Pandemie mit am meisten zu leiden haben.
Rückendeckung gibt es übrigens von Landrat Sebastian Schuster
(CDU). „Karneval so, wie wir ihn kennen, wird in der Session
2020/2021 nicht möglich sein.“ Er hatte bereits vor einiger Zeit
den NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU) angeschrieben mit dem
eindringlichen Appell, Veranstaltungen für die kommende Session
abzusagen. Eine Absage hielt Laschet jedoch zu diesem Zeitpunkt für
verfrüht.
Hinweis der Redaktion: In Corona-Zeiten überschlagen sich oftmals
die Ereignisse. Unser Artikel spiegelt die Situation zum
Redaktionsschluss am Mittwoch Mittag wider.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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