Gedenken an die Pogromnacht
Am 10. November 1938 zog der Mob durch Bornheims Straßen

Mahnung gegen Hass und Intoleranz: Viele Bürger gedachten der Nazi-Gräuel an den Juden am Sonntagabend auf dem jüdischen Friedhof in Walberberg. | Foto: Frank Engel-Strebel
  • Mahnung gegen Hass und Intoleranz: Viele Bürger gedachten der Nazi-Gräuel an den Juden am Sonntagabend auf dem jüdischen Friedhof in Walberberg.
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Bornheim-Walberberg - (fes) Schrecklich waren die Ereignisse der Reichspogromnacht, die
sich in diesem Jahr zum 81. Mal jährt. Zum Gedenken an diese
Gräueltaten hatten die Stadt Bornheim, die christlichen Kirchen, die
weiterführenden Schulen sowie der Förderkreis Historisches
Walberberg zum gemeinsamen Gedenken in Walberberg eingeladen.

Die Gedenkfeier begann am jüdischen Friedhof an der Düffelstraße.
Bewusst hatte man sich diesmal für diesen Ort entschieden, da selbst
viele Walberberger gar nicht wüssten, dass es in ihrem Ort einen
solchen Friedhof gibt, meinte Heribert W. Keßler, Vorsitzender des
Förderkreises Historisches Walberberg.

Zwei weitere jüdische Friedhöfe im Stadtgebiet existieren in
Botzdorf und in Hersel. Anschließend zog man schweigend hinunter in
den Ort zur Thomas-von-Quentel-Schule.

Bürgermeister Wolfgang Henseler zeigte sich überwältigt von der
großen Anzahl an Teilnehmern und erinnerte daran, dass in Bornheim
nicht am 9., sondern am 10. November 1938 SA-Schergen aus Bonn die
jüdische Synagoge in der Königstraße in Brand gesteckt hatten.

Sie waren plündernd durch die Geschäfte und Wohnungen jüdischer
Bürger im Stadtgebiet gezogen und hatten diese aus ihren Häusern
gezerrt und misshandelt. Auch Bornheimer Bürger hatten sich an den
Ausschreitungen beteiligt. Insgesamt sollen über 70 Bornheimer in den
Vernichtungslagern der Nazis ermordet worden sein. Daran erinnern
derzeit 55 Stolpersteine in den einzelnen Ortsteilen.

Bürgermeister Wolfgang Henseler mahnte auch gegen den aufkeimenden
Rechtsradikalismus: „Unser Erinnern ist den Rechtsradikalen ein Dorn
im Auge, weil es den Blick auf unsere Toleranz und unsere offene
Gesellschaft richtet.“

Durch das Programm an der Walberberger Grundschule führte
Stadtarchivar Jens Löffler, der das Ptogramm für diesen Abend
gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen zusammengestellt hatte. Ein
Filmbeitrag der Jahrgangsstufe 10 der Europaschule erinnerte an die
Pogromnacht in Bornheim und beleuchtete auch die damalige
Berichterstattung in der von den Nazis gleichgeschalteten Presse.
Erschreckende Parallelen finden sich heute in den Äußerungen
(„Fake News“) von populistischen Strömungen und Politikern
wieder. Hier gelte es wachsam zu bleiben.

Jugendliche des Kulturraums Sechtem hatten den Besuch der jüdischen
Familie Horn filmisch festgehalten. Die Familie war aus Amerika nach
Bornheim gekommen, um sich auf Spurensuche ihrer Vorfahren in
Walberberg zu machen. Sechstklässler des Kurses „praktische
Philosophie“ der Heinrich-Böll-Sekundarschule hatten eine
Bühnenperformance entwickelt, um sich gegen Hass und Intoleranz zu
stellen. Pfarrerin Sandra Nehring von der Evangelischen
Kirchengemeinde Brühl und Pfarrer Heinrich Schröder vom katholischen
Seelsorgebereich Bornheim-Vorgebirge sprachen ein ökumenisches Gebet.
Die Klassen 4a und 4b präsentierten einen Tanz zum Lied „Hava
Nagila“ und unter der Leitung von Marie-Susann Rothschild sang der
Jugendchor der Evangelischen Kirchengemeinde Vorgebirge u.a. das
jüdische Lied „Donna Donna“. Ausstellungen und Filmvorführungen
des Bornheimer JugendTreffs, des Stadtteilbüros Bornheim und des
Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums rundeten den stimmungsvollen und
nachdenklichen Abend ab.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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